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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0273

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Kunsüintcrricht und Kunstpflege.

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mert; indeß hat er dasselbe inzwischen schöner unb präch-
tiger wiederhergestellt. Durch die von ihm in London
ansgestellten Gemälde hat er das Wahlrecht zur cng-
lischen Akademie erworben.

Die historische und religiöse Knnst befindet sich in
England schon lange im Zustande dcs Verfalls, dagcgen
florirt die Genre- und Porträtmalerei, welche letztere
immer Lie bestbezahlte gewesen ist. Das einzig be-
deutende historische Gemälde ist „Julianus Apostata in
eiuer Versammlung von Seklirern den Vorsitz führend",
ein Meisterwerk, von Armitage, ciuem Schüler von
Delaroche, der unter der Leitung dieses Meisters an der
Ausführnng des Hcniicykle in der sools äss bsuux-urts
theilnahm. Seine fleißige Komposition wird ohne Zwcifel
in Kupfer gestochen. Neuerdings grassirt bei den englischen
Malern gerade wie bei den französischen der Hang zu
orientalischer Romantik und Färbung. Von Gemälden
dieser Art haben „Rachel mit ihrer Schafheerde" von
Goodall, und der „Babylonische Heirathsmarkt" von
Long viel Lob geerntet. Doch das am meisten bewunderte
Werk ist ein Schlachtengemälde von einer jungen Ma-
lerin, Miß Thompson, wenngleich es sich mit Dar-
stellungen ähnlicher Art von Deutschen und Franzosen
nicht messen kann.

Mit Porträtmalen wird in England mehr Gcld
gewonnen, als überall sonstwo. Millais erzielt vie
höchsten Preise bei geringstem Zeitaufwande. Für ein
Gruppenbild hat er, wie bekannt, 2000 Pfd. St. er-
halten, doch muß man es ihm zum Ruhme nachsagen,
daß seine Porträts mehr sind als blos Porträts, es
sind Bilder. Gegenwärtig macht sich in London mehr
und mehr die Neigung geltcnd, das Porträt niit ge-
fälligen Nebendingen oder landschaftlicher Umgebung aus-
zustatten.

Die Landschaftsmalerei, obwohl sie iu Englaud
auf hoher Stufe stcht, ist iu der Akademie nie zu ihrem
Rechte gekommen, und zwar aus dem Grunde, weil
Landschaften für das große Publikum, das hier Ein-
trittsgeld zahlt, weniger anziehend sind als Figuren-
bilder, namentlich Genredarstellungen. Trotzdem nahmen
sich die Landschaften in diesem Jahre auf der Ausstellung
gut aus, und mehr als jemals gewinnt man die Ueber-
zeugung, daß die englische Schule in diesem Fache einen
ganz anderen Weg eingeschlagen hat, als die dcutsche
und französische. Seit den Zeiten Turner's, des größten
englischen Landschaftsmalers, ist das Streben dahin ge-
richtet gewesen, nicht Schatten, sondern Halbdunkel zu
malen, nicht die Finsterniß, sondern das Licht wieder-
zugeben. Es galt hierbei, große Schwierigkeiten zu über-
winden, dennoch hat dies wohl keine Nation mit mehr
Erfolg gethan, als die englische.

Die Skulpturen der diesjährigen Ausstellung nehmen,
wie überall, den ausgestellten Gemälden gegenüber einen

geringeren Rang cin; leider ist die Bildhauerkunst
England arg vernachlässigt, nachdem Gibson uud Fooley,
unsere besten Bildhauer dieses Jahrhunderts, gestorben
sind. Ebenso nimmt auch die Architektur eine untergc-
ordnete Stellung ein; indeß ist aus den ausgestellten
! Entwürfen ersichtlich, daß man den gothischen Stist
! welcher seit den letzten zwanzig Jahren iu England nn
^ der Tagesordnung ist, wiederzubeleben und die andereN
historischen Stilarten einem genaueren Studium zu unter-
ziehen und sie wieder aufznnehmen beabsichtigt.

Drei Ausstellungen von Aquarellgemäldcn, e>nc
Kunstweise, welche für England eine Spezialität bildet,
erzielten wie immer gute Resultate. Vier Galerien stn^
vorzüglich dem vom Kontinent importirten Bildern
widmet. — Alles zusammengerechnet sinv hier augeN-
blicklich über 16 Gemäldeausstellungen mit im Ganzen
mehr als 5000 Kunstwerken geöffnet, und die Nachfragr
ist so groß und das Geld so reichlich vorhanden, dah
es den Bildern von einigem Verdienst selten an KäuferN
fehlt. Z. Beavington Atkinson-

Kiliil'tlliitkN'icht Iiiiti Kiliistpsityr.

Der bayerische Landtag und die Kunstintereffcw
Derjüngste bayerische i'aiidtag hal wiederhott Getegenbeit gehabh
sich mit der Kniist und ihren Jnteressen zu beschastigjii. Daß cl
sich dabei nicht allemal auf der Höse der Situation besan-!
haben leider die Verhandlungen und Beschliißsassuiigen >n
Sachen der königltchen Glasmalereianstalt in Miinchen nlch>
als mr Genüge dargethan. Zn der letzten Sessiou weiiditc
der Landtag seine Aufmerksanikeit namentltch den Verhältiiisics
der StaatsgemLldesammliiiigeii und danii noch einmal dc>
Glasmaltechnik zu, und es kamen Gesammtbeschlüsse beidc>
Kammern dahin zu Stande, den Wunsch auszusprechen, „dav
die Kunstschätze der Staatsgeniäldesamnituiigcn dem Publiku>>>
in erhöhterem Maße als bisher, insbesondere durch Erleiw
terung des Kopirens, Gestattung der Nachbildung auf phdkss
graphischem Wege zugänglich gemacht und zu dtesem Zwc>»
eine SachverstLndigen-Kommission niedergesetzt werde unv vab
gegebeneu Falls für die Bewerbung um das Recht der Naws
bildung auf photographischcm Wege eine Konknrrenz erösi»s>
werden möchte." Äuf diesen Beschluß hin hat nun das Staa»
ministerinm des Jnneru fllr Kirchen- und Schulangelegenheit»
eine sorgsältige Prnfung dieses Gegenstandes durch eine «aw
Vcrständigen-Kommissioii eingeleitet, wie wir aus dem Landtag^
Abschied erfahren. Äuf die Bitten „I. anzuordnen, daß d>>
Abgüsse und beziehungsweise Photographien von GegenstäiidO
des baherischen Nationalmusenms an die bayerischen Bildu»bv
anstalten um einen billigeren Preis abzulassen seien, als bishcs
iu Uebung war, ll. anzuordnen, daß ein vollständiger zwca^
eutsprechender, die Gegenstände summarisch beschreibeuder Ka.
talog für die Gegenstände des Nationalmuseums in möglich'
kurzer Zeit hergestellt werde", wurde das Staatsministcri»»
des Jnnern sür Kirchen- nnd Schulangelegenhciteii beaustragO
näher in Erwägung zu ziehen, in welchem Maße Abgllsse »»
Phowgraphien von Gegenstanden des bayerischen Nationali»»"
seums, welche bisher schon nach den getroffenen Einrichtungc»
an die bayerischen Bildungsanstalten um ermäßigte Preise a»^
gegeben werden sollen, weiter bei Abnahme eiuer gewissen si»
zahl von Nachbildungen um erniäßigten Betrag abgelasic»
werden können. Ferner sind die erforderlichen Änordnungc»
getroffen worden, daß, nachdem die baulichen Vorkehrungc»
im Jnnern des Nationalmuseums zum Abschlusse gebiaw
worden sind und die Aufstellung und Ordnung der Gegeustä»»''
nach einem neuen System demnachst im Wesentlichen voÜenp>
>st, ein neuer zweckentsprechender, die Gegenstände summar>I»>
beschreibender Katalog in möglichst kurzer Zeit hergestellt werdc
— Ebenso wird die Bitte beider Kammern des Landtages ,,»>
 
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