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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0282

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Personalilachrichten. — Sammluilgen nnd Ausstellungen.

55:j

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^erke der Skulptur wie der Malerei verschiedene Suinmeii
?us diesem Fonds bewilligt: nämlich 10,000 Fl. Zuschuß zur
^Ussührung eines Siegesdenkmals aus dem Friedhofe in Augs-
Mg durch den Bildhauer Professor Kaspar Zumbusch in
7^>en, wofür die Stadtgemeinde Augsburg ihrerseits 30,000 Fl.
ustirt hat; ferner l 0.000 Fl. für die Ausführung eines großen
Mgemäldes durch deu Schlachtenmaler Franz Adam in
^eünchen zur Erinnerung an die Waffenthaten der bayerischen
^sMee in dem letzten deutsch-sranzösischen Kriege (speziell an

Einnahme von Orleans); dann 2400 Fl. für die Voll-
sudung der künstlerischen Ausschmückung der katholischen Kirche
u> Grabenstadt am Chiemsee; 6000 Fl. Zuschuß für die Her-
iellung eines Denkmales in der protestantischen Stiftskirche
su Kaiserslautern (Psalz) zur Erinneriing an die Vereinigung
?er Lutheraner uud Reformirlen dcr Pfalz; 6000 Fl. für die
Herstellung von Glasgemäldeu in der katholischen Stiftskirche
»U Herrieden und 4000 Fl. zu gleichem Zwecke in der Pro-
fkstantischen Hauptkirche zu Nördlingen und cndlich einen Zu-
Auß non 18,000 Fl. für die Herstellnug eines monumentalen
^runnens auf dem Maximiliaus-Platz in Bamberg.

^ Bcrlincr Museen. Der soeben veröffentlichte Bericht der
^cneralverwaltung über die Erwerbungcn der kgl. Muscen in
^erlin seit dem Jahre 1872 entwirft ein schr ersreuliches Bild
d°n der staatlichcn Fürsorge sür diese Jnstitute und von der
mhrigen Thätigkcit des Grafen Usedom, der seit jeiiem Jahre
"u der Spitzc der Generalverwaltung steht. Namentlich muß
Uian seiner strengen Unparteilichkeit, mit der er fast alle Ab-
cheilungen der Museen beinahe gleichmäßig bedachte, ein un-
EMgeschränktes Lob zollen. Das Hauptverdicnst an der bedeu-
Uuden Bereichcrung der Kunstsammlungcn wird man aller-
Ufugs der Fürsprache des hohen Protektors der Mnseen, dem
^sonprinzen, zuzuschreiben haben. Es wnrden im Ganzen
U'ahrend des Zeitraums von 3 Jahren 32 Dienstreisen durch
me Abtheilungs-Direktoren, ihre Assistenten u. s. w. gcmacht,
Ucsen Resultate fast alle Abthcilungen bereicherten. Die Ge-
Ulaldegalerie erhielt einen Zuwachs'von 220 Stück, die Skulp-
Ulren-Galerie von 73 St., die Sammlung der Gypsabgüsse
uoii l<»2 St., das Antiquarinm von 2580 St., das Münz-
Mbiiiet von 20,800 St., das Kupserstichkabinet und die Samm-
Mg der Handzeichnungen von 12,368 St., die ethnographische
^btheilung von 3031 St., die Sammlnng dcr vatcrländischeu
u»d nordischen Alterthümer von 3363 St., die der ägyptischen
Merthümer von 50 St. und die Kunstkammer von 1325
Mck. Die Gesammtsumme dieser Erwerbungen beträgt 44,337
^sück. Wir begrüßen diesen öfsentlichen Ncchenschaftsbericht
u>lt großer Genugthuung und wünschen, daß die Gencral-Ver-
u^altuug weiter dem Ziele zuschreiten möge, das sie sich selbst
u>U den Worten vorgesteckt: „dem^Volke die Jdealwelt der
Mnst aufzuschließen und ihm das Schöne zu zeigen, wie es
ui allen Perioden und unter allen Nationen hcrvorgebracht ist.<<

persoiialilllchnchtrii.

Münchener Akadcinic. Dcr Äönig von Bayern hat
?uf Antrag des Kultusministeriums die Errichtung eines Lehr-
Uuhle« für christlichc Kunst an der Münchener Akademie ge-
Ächmigt und denselben dem bekannten Historienmaler Andreas
^cüller verliehen. Mit derselben Entschließung wurde die
Mrch Pjloty's Besörderung zum Akademie-Direktor erledigte
sitofeffur dcr Historienmalerei Wilhelm Lindcnschmit ver-
Ushen. Ueber beide Eriiennungen herrscht in den Krcisen der
^uiistler und Kunstsreunde übereinstimmende Befriedigung.

Sllmmlnngen und Änsstelliinyrn.

-sP Oesterreichischer Kunstverein. Noch selteu hat die
Ausstellung im Wiener Schönbrunncrhause so viele militärische
Acsuche gezählt, wie in diesem Monat. Die grvßeu Schlachten-
.udcr aus dem letzten dcutsch-französischcn Kricge von Bleib-
?cu und Adam erregten jedoch nicht blos in „Fachkreisen"
Jnteresse in hvhem Grade, anch die Laien in Kriegsaffairen
s cvmten zahlreich herbei, um dic hervorragendcn Scenen aus
, cn deutschen Soldalenkämpfcu in dcr künstlerischen Darstelluug
schauen. Die Bilder habm längst ihre Rundreise auf den
j cutscheri 2lnsstellnngen gemacht, und die „Schlacbt bei Wörth"
auch dem Wiener Publikum von der Wellausstellung her
ciaiint, sodaß wir von einer eingehenden Schilderung wohl

Umgang nehmen können. Das Jnteressanteste des Jnteieffanten
bleibt F. Adam's „Französischer Kavallcrie-Angriff aus nord-
deutsche Jnfanterie bei Sedan." Der Vorgang ist so klar und
lebendig geschildert, daß auch ein Nichtstratege die Bor- und
Nachtheilc der Kämpfenden leicht beurtheilen kann; jeder sühlt
sich mitten in die Situation hineinversetzt. Die Ruhe dec
Landschaft zwischcn den wogenden kämpfenden Massen, die klare
sonnige Luft neben den grellen Pulverwolken, — das sind
Kvnlraste, die sich gegenseitig unterstützen und steigern; dabci
hat,aber der Künstler nirgcnds mit seinen Mittcln übcr dic
Sch'nur gehauen; das Bild ist bei allcm Figurenreichthum
uud der bedentendeu Perspektive von wohlthuender Stilnmung,
und der Bcschauer wird kcineswegö dnrch die Episoden von
dem Hauptgedanken abgelenkt. Krästig in der Farbe und schön
anfgefaßt istB leibtrcu' s „Einzug dcs Kronprinzen des deutschen
Reiches in Fröschweilcr"; alle Gestaltcn athmen Heldenmutb
nnd Sieg. Weniger glücklich ist das zweite Bild des Künst-
lers: „Das Hauptquartier der drittcn deutschcn Armce wäh-
rend der Schlacht von Sedan." Daß die historische Treue
das künstlerische Element in den Hintergrund drängte, fällt
wohl entschuldigend in die Wagschalc. Das Bild läßt kühl,
da die versammelten Helden mehr als theilnahmSlose Zuschauer
erschcinen, als daß in ihnen der Wille der kämpfenden Macht
repräsentirt würde; man liest zu wenig Jnteresse sür den Aus-
gang in ihren Gesichtern; doch — wir irren vielleicht, und
gerade die Ruhe, mit welcher der Kampf von seinen Leitern
betracktet wird, ist ein Vorzug sür dieie. Achtungsvoll ver-
weilen wir vor Angeli's wiederholt besprochenen trefflichen
Bildniffen des Kronpriuzen und der Kronprinzessin des deutschen
Rciches und von Preußen und bedauern nur, daß letzteres
Gemälde in verkehrter Beleuchtung hängt und dadurch nichl
so zur Geltung gelangt, wie es gemalt ist, eileu danu an
Rieger's „Florenz" vorüber, um uns die Erinnerung an
das herrliche Arnothal nicht zu trüben und laffen uns erst im
nächsten Saal vor dem Werke eines deutschen Meisters nieder,
der eben in Florenz seine Werkstätte ausgeschlagen hat. A. Böck-
lin's „Meeresidylle" ist ein seltsames Bild, aber so genial
und tief ergreifend wie die meisten Arbeiten des Kiinstlers.
Beim ersten Anblick findet das Ange nicht Zeit, auf die Moti-
virung der Konlraste einzugehen; es wird zunächst von dem
Zauber der Formen und der tiefen stimmungsvollen Kraft dcr
Farbe gesesselt; erst nach und nach schält sich der Gedanke aus
den Formen heraus, die ihn ansdrückeu, tritt dann aber um
so tieser und bestimmter hervor. Jn schäumender Brandung
rnht auf einem aus den Fluthen aufrageuden Felsriff ein
blühend schönes Weib; sie läßt die Welleii um ihre reizenden
Formen spielen, zieht nachlässig etnen gelben Schleier über
ihre Reize und blickt lächelnd nach einem bronzesarbenen See-
dämon empor, der hinter dem Felsen aus dem Wasser anfsteigt
nnd scheu in die Ferne schaut, ob kein Auge ihn beobachtet.
Die Badende greist mit der Linken in die Wellen, um mit
einer kräftigen Handvoll Waffer das unholde Wesen zu er-
schrecken. Ringsum trübes, graues Meer, liefgestimmter Himmel.
Dieser an und sür sich originelle Gedanke ist nun von Böcklin
niit eincr Meisterschaft vorgetragen, daß es schwer fällt, in
wenig Aeilen den Vorzügen des Bildes gerecht zu werden.
Böcklin malt in Tempera und überzieht das getrocknetc Bild
mit einer Lösung von Harz und Wachs, das eingebrannt wird;
dadurch erzielt er eine bei weitem größere Transparenz und
Kraft der Farbe, als wir sie in der modernen Oelmalerei ge-
wohnt sind. Das Bewunderungswürdigste an dem Bilde ist
die Behandlung der Fleischtöne; fast ohne Schatten, nur in
zarten Mezzotinten von Blaugrün modellirt, auf der unter-
legten Lokalsarbe basirt, gewinnt die Formgebung eine Plastik
und Durchsichtigkeit, die an das Tizian'sche Kolorit hinanreicht,
wenn anch mit ganz anderen Mitteln. So hart anscheinend
die Farben, wie der gelbe Schleier, das tiutenblaue Wasser,
die rotheu Haare neben einander sitzen, — die Stimmung
des Bildes wird dadurch keineswegs gestört. Einen wahrhaft
dämonischen Eindruck macht der Triton. Der Kopf, mit
dem halb wild, halb wehmüthig in die Weite sticrenden Ant-
litz ist geuial erfunden und siir sich ein Meisterstück. — Bei
dem Uebrigen können wir uns knrz fassen, da nur wenig
Neues und von alten Bildern nichts besonders Hervorragendes
zu verzeichuen ist. „I-n, liurou äolku ouritü" von W. Krag,
— der Sturin raubt der im Schisse Ausgebahrten deu Blumen-
schmuck — ist vou elwas sllßlicher Nomantik, doch flott gemalt.
Ebert's „Küchen-Jnterieurs" sind reizende Kabinet-Bildchen
 
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