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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Groller, Balduin: Die Jahresausstellung im Wiener Künstlerhause, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0294

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Jllhrsiang.

öeiträgc

^da„vr.t5.V.Litt;uw
^icn.Therestanumgassc
^>°d.andi-Verlagst>.
^dipjig, Königsstr. 8),

25. Iuni

Nr. 37.
Inscratc

L 25 Pf. für die drei
Mal gefpallene Petitzeile
werden von jeder Buch-
und Kunsthandlung an-

IH75.

Bciblatt znr Zcitschrist snr bildende Knnst.

Dies Blatt, jede Woche am Frcitag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" grati8; für sich allein bezogen
tostel der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch dei den deutschen und österreichi-schen Postanstaltcn.

^^halt: Die Jahresausstellung im Wiener Künstlerhause. rv. — Der Sieger in der Konkurrenz um den Dresdener Theatervorhang. — Znr Wiederher-
slellung des Vierungsthurmes am Straßburger Münster. — Korrespondenz: Mittelitalien. Eine Monographie über Masaccio. — Kunstgewerb
liche Ausstellung in Frankfurt. — Kunstauktion in Köln. - Neuigkeiten des Buch- und Kunsthandels. — Zeitschriften. — Jnserate.

^ieZahresausstellungimWienkrÄünstlerhause.

IV.

Auch iu dcr Genremalerei sind neue Männer
^lcht erschienen, und die meisten alten haben nichts gc-
chlrn, um mit ihren neuen Einsendungen ihren Ruhm
^ erhöhen. Wir haben weder von Knaus noch von
^üutier ctwas auf der Ausstcllung, und selbst Kurz-
^uer, ein Oestcrreicher, der überdies dem Wiener
^llnstlerhause wesentlich zu Danke verpflichtct ist, hat
i'ch fern gehalten. Von Defregger finden wir cin
^Üd, „pie Maler" benannt, das uns zwei junge, auf
^l^ Studienreise begriffene Künstler zeigt, die in cincm
^aüernhause mit einer Dirne schäkern, zum großen
^erger des offizicllen Geliebten, der vorläufig bvse Blicke
chll sich wirft, — etwas später dürfte er wahrscheinlich
ilatt Blicke Stühle werfen, wenn nicht noch bei Zeiten
chlgelenkt wird. Einem Defregger'schen Bilde brancht
^ll>n nicht erst den sprechenden Ausdruck der dargestellten
^sonen nachzurühmen. Dennoch steht er mit dieseui
/Nde nicht ganz anf der Höhe seiner früheren Leistnngen.
'elleicht auch.nur deshalb nicht, weil der Gegenstand,
E" e-r behandelt, nicht so ergreifend, so dramatisch, kurz
^ll-t so bedeutungsvoll ist, wie auf seinen berühmten
^ildern. Das Gegenständliche, sonst nur von sekun-
^li'er Bedeutung, wird bei einem Maler, wie Defregger,
^ssen Bilder in rein malerischer Beziehung kaum be-
"ehen kvnnen neben den Bildern von weit unberühm-
^le» Künstlern, zu einem viel wichtigercn Faktor, als
^ vielleicht im Jnteresse der Knnst sclbst wünschenswerth
s'der überhaupt zulässig ist. — Ein sehr frisches, ge-
sllndes Genrebild hat F. Rumpler zur Ausstellung

gebracht. „Gute Freunde" ist der Titel des Bildes,
auf dem eine robuste Banerndirue mit breit lachendem
Gesichte sich mit ihrer Katze unterhält. Die Heiterkeit
der Dirne ist ganz vorzüglich zur Anschauung gebracht,
mit einer Naturwahrheit, daß sie beinahe zur Reflex-
thätigkeit anregt. Wie das Gähnen ist ja auch das
Lachen ansteckend. Fr. Ruß hat eine „Dame mit
einer Katze" ausgestellt; also beinahe dasselbe Motiv
wic Rumpler. Die Unterschiede zwischen beiden Mo-
tiven charakterisiren auch beide Künstler. Ruß ist salon-
fähiger, auch in seincr licbcnswiirdigen Technik damen-
hafter. Rumpler ist derber, freier, gesunder, in diesem
Bilde im Gegensatz zum Salonliebhaber das Jdeal eines
Naturburschen. — Friedländer hat wieder ein Än-
validenbild geliefert, dem eine feine koloristische Haltung
und höchst solide Ausführung nachzurühmen sind. Äm
Uebrigen braucht man nur die Änvaliden seines früheren
Bildes durcheinander zu schütteln, und man wird ohne
Mühe das nene Bild sich selbst znrechtlegen können.
Das größte Genrebild dcr Ausstellung ist Alois Schvnn 's
„Volkstheater in Chioggia"; bei etwas einheitlicherer,
gebundenerer und feinerer Färbung würde es vcrdienen,
auch das beste der Ausstellung genannt zu werden.
Denn es ist vorzüglich komponirt und zeigt eine Fülle
von trefflich aufgefaßten und ansgeführten Charakter-
köpfen. — Etwas verspätet hat sich K. Karger mit
seinem großen Bahnhofsbilde eingefunden, voch nicht zu
spät. Denn das Bild wurde, kaum angclangt, auch
sofort für das Belvedere angekauft. Er hat eine ganze
Bahnhofshalle mit dem eben angekommenen Eisenbahn-
znge und dem Gewimmel der Reisenden und Gepäck-
träger dargestellt und sich dabei unverkennbar an die
 
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