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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Ennen, Leonard: Die Glasgemälde aus den jetzt zerstörten Kirchen Kölns
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0359

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Die Glasgemälde aus den jetzt zerstörten Kirchen Kölns.

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die Sendung des heil. Geistes, die heil. Magdalena,
die Auferstehung Christi, die Kreuzigung und Abnahme
Christi vom Kreuze, der Verrath Christi durch Judas,
Christus am Oelberge, die Taufe des h. Johannes, die
Versuchung Christi durch den Teufel, die Geschichte der
h. Ursula, das letzte Gericht, die h. Maria und ver-
schiedene andere Darstellungen. Jn der Dominikaner-
kirche fanden sich im Ganzen vierzehn Figuren, der Hei-
land, die Mutter Gottes und die zwölf Apostel, außer-
dem in dem mittlern großen Fenster eine Rosette, in
welcher Christus und die h. Maria, umgeben von Ara-
besken und Laubwerk, dargestellt waren, dann noch zwei
Bischöfe und verschiedene Scenen aus dem alten und
neuen Testamente. Am 17. wurden die Fenster im
Umgang des Cäcilien-Stiftes ausgehoben; theilweise
stammten dieselben aus dem Iahre 1579. Es waren:
Der englische Gruß, die Jungfrau Maria und Elisa-
beth, die Geburt und Beschneidung Christi, der Stall
zu Bethlehem und die h. drei Könige, die Aufopferung
Christi und die Flucht nach Aegypten, der Mord der
unschuldigen Kinder, Christus im Tempel, Christi
Ueberfahrt über das Meer, Christi Erscheinung, die
Verwandlung von Wasser in Wein, die Versuchung
Christi, die Taufe des Johannes, die Erweckung eines
Todten, die Heilung eines Kranken, die büßende Magda-
lena zu Füßen Christi, Christus schreibt auf den Boden,
Christus und die Schacherer im Tempel, Christus vor
Pontius Pilatus, die Verspottung Christi, die Krönung
und Geißelung Christi, Christus dem Volke vorgestellt,
die Kreuztragung, die Kreuzigung, die Abnahme vom
Kreuze, die Grablegung, die Auferstehung, die Erscheinung
vor Magdalena, Christus hängt am Kreuze, das letzte
Gericht, die Fußwaschung, das letzte Abendmahl, die
schlafeuden Jünger, der Verrath des Judas, nochmals
die Gefangenschaft und die Verspottung Christi. Mit
großer Besorgniß erhielt die Verwaltungs-Kommission
der Central-Schule durch den Präfekten Malchin cke
äuto 23. truotiäorö des Jahres XII Kenntniß voneinem
Schreiben des frauzösischen Ministers des Jnnern, Chaptal,
worin eine genaue Angabe über Gegenstand, Alter, Ver-
fertiger und früheren Standort der einzelnsn im Je-
suitengebäude befindlichen Glasgemälde verlangt wurde;
sie fürchtete, gleich nach Eingaug dieses outuloAuo rui-
sonnck würde die Abführung der sraglichen Kunstgegen-
stände in das Museum Napoleon nach Paris verfügt
werden.

Die weitere Verfolgung der Angelegenheit scheint
aber in Vergessenheit gekommen zu sein, und die Glas-
gemälde blieben au ihrem Aufbewahrungsorte. Jm
Jahre XIII (1805) wurden auf Befehl der Munici-
palität, welche in richtiger Weise den hohen Werth der
Erzeugnisse einer Kunst, „gui n'oxisto plus", zu wür-
digen wußte, die gemalten Glasfenster der für den Ab-

bruch bestimmten Pfarrkirche von St. Lorenz, der Ka-
noniekirche von Herrnleichnam, der Pfarrkirche von St-
Brigiden und der Klosterkirche von Sion in das Je-
suiten-Kollegium gebracht. An diesem Aufbewahrungs-
orte wurden die genannten Glasgemälde vielfach be-
schädigt, zertreten und spoliirt, und sie konnten nur
dadurch gegeu weitere Verletzung und gegen Entfremdung
geschützt werden, daß sie in sicheren Verwahrsam gebracht
wurden. Die städtische Verwaltung trat deßhalb im
Iahre 1823 mit dem Kirchenvorstande der Dompfarre
in Unterhandlung, und dieser erklärte sich damit ein-
verstanden, daß diese gefährdeten Reste alter Kölner
Herrlichkeit im Domarchiv deponirt würden.

Die königliche Regierung gab ihre Zustimmung zu
dieser Translocirung, und die Kirchenkasse der Domkirche
bezahlte die Transportkosten mit 28 Rthlrn. 41 Stü-
bern. Hier lagen sie unbeachtet, bis im Jahre 1849
der Bau eines städtischen Museums zu ernster Berathung
kam; da machte die städtische Bau-Kommission den Vor-
schlag, die genannten Fenster in dem projektirten Neubau
anzubringen. Zu diesem Zwecke mußte der Baumeister
genaue Kenntniß von der Zahl und Größe der Fenster
haben, um sich bei der Entwerfung' des Bauplanes dar-
nach zu richten. Die städtische Verwaltung reklamirte
nun die Fenster von dem zwischenzeitlich in die Rechte
und Pflichten des früheren Kirchenvorstandes getretenen
Domkapitel. Das Domkapitel aber, welches sich als
die rechtmäßigen Eigenthümer der Glasgemälde betrach-
tete, wies das Ansuchen des damaligen kommissarischen
Oberbürgermeisters von der Hand und erklärte, die in
Rede stehenden gemalten Fenster seien zu dem Zweck in
das Domarchiv überbracht worden, damit sie für den
Dom unverletzt erhalten und verwendet, insbesondere
auch bei Beschädigungen der Dom-Glasmalereien zu
deren Ergänzung benützt werden sollten. Die städtische
Berwaltung hatte keine Lust, wie bezüglich des Dom-
baubildes, die Frage über das Eigenthumsrecht den
Gerichten zur Entscheidung zu überlassen; sie tieß ihre
Ansprüche fallen und nahm beim Bau des Museuws
keine weitere Rücksicht auf diese Glasgemälde. Als vor
einigen Jahren die neue Dom-Sakristei und das west-
liche Fenster des nördlichen Seitenschiffes mit neuen
Fenstern versehen werden sollten, entschloß sich das Dom-
kapitel, die genannten alten Glasgemälde zu benutzen-
In der Sakristei wurden die großen Figuren des Judas,
Simon und Antonius, in dem Kapitelsaal und der
Bibliothek die Figuren des h. Petrus, des h. Dominikus
und des h. Johannes Evangelist, in der Bibliothek eine
Reihe kleinerer Darstellungen aus dem Leben des Hei-
landes angebracht. Letztere stammen wahrscheinlich aus
dem Kreuzgange des St. Apernklosters. Eine Reihe
von ähnlichen kleineren Darstellungen wurde auch in
dem untern Halbfenster des nördlichen Querschiffes ein-
 
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