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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Abrest, Paul d': Der Salon, [7]
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Das deutsche Gewerbemuseum (Auszug aus dem Jahresberichte für 1874), [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0386

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Das deutsche Gewerbemuseum.

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stellt smd. Die geschmackvolle Disposition dieses Rau-
mes ist wohl einiger Aufmerksamkeit werth. Wir be-
finden uns in einem Garten, den die hohe krystallene
Wölbung in ein Treibhaus vcrwandelt; die Beete sind
mit den seltensten exotischen Gewächsen bepflanzt; da-
zwischen springen lustig die Strahlen von etwa zwölf
Fontainen empor und verbreiten eine angenehme Kühle.
Für das leibliche Wohl sorgt — freilich keineswegs
billig — das Buffet eines Restaurants. Jn Deutsch-
land oder Jtalicn dürfte an einem solchen Orte, wo
sich stets die beste Gesellschaft zusammenfindet, eine Mu-
sikbande nicht fehlen: hier aber hört man keinen andernLaut
als das Geflüster des leise ausgehauchten „llonsonr" nebst
dem Gesange von Hunderten kleiner Vögel, die da frei
herumfliegen. Jn diesem Garten nun, symmetrisch und
wohlgefällig angeordnet, stehen alle Statuen und Sta-
luetten herum; man sollte glaubcn, sie seien nur zur
Zierde da und nicht um von Kritikern scharf aufs Korn
genommen zu werden. Paul d'Abrest.

Das deutsche Gewerbemuseum.

(Auszug aus dem Jahresberichte für 1874.)

Die allgemeinen Verhältnisse des Musenms
haben während des Jahres 1874 keine Beränderung
erfahren. Die Beziehungen zu der Königl- Staats-
regierung und zu den städtischen Behörden, das Lokal,
die Haupteinkünfte des Museums sind dieselben geblieben,
und zugleich hat sich das Institut der fortdauernden
Fürsorge des Handelsministers, wie der Förderung seiner
Gönner zu erfreuen gehabt.

Die wichtigste Bedingung einer gedeihlichen Ent-
wickelung und Wirksamkeit des Museums: die Erlangung
eines eigenen Gebäudes, schien freilich im verflossenen
Jahre ihrer Erfüllung eher ferner als näher gerückt.

Durch die im Abgeordnetenhause während des Mo-
nats März d. I. stattgehabten Verhandlungen und in
Folge der lebhaften Fürsprache, welche bei denselben die
Jnteressen des Museums seitens der Vertreter der Stadt
Berlin, sowie seitens verschiedener Freunde und Mit-
glieder des Jnstituts gefunden haben, ist die Angelegen-
heit zur Zeit in eiu neues Stadium getreten, und es ist
begründete Hoffnung vorhanden, daß noch im Laufe
dieses Jahres zum Beginn des Baues geschritten
werden wird.

Jn ähnlich günstiger Weise geht eine andere, für
das Gedeihen des Museums gleich wichtige Angelegenheit
ihrer baldigen Erledigung entgegen.

Die königl. Kunstkammer enthält, wie be-
kannt, ebenso zahlreiche wie ausgezeichnete Musterstücke
aller Arten kunstgewerblicher Arbeiten, und es stand zu!
befürchten, daß das Bestehen dieser Sammlung neben

dem Gewerbemuseum das Jnteresse und die Wirksamkeit
desselben in bedenklicher Weise beeinträchtigen und auf
die Dauer zugleich die Mittel schmälern werde, die zur
Vermehrung der Sammlungen des Museums cherange-
zogen werden konnten.

Es wurde deshalb die im Januar 1874 einge-
gangene Mittheilung des Herrn Handelsministers, daß
durch allerhöchste Kabinetsordre vom 20. Dezember 1873
die Ermächtigung zur Ueberweisung der kunstgewerblichen
Theile der königl. Knnstkammer an das deutsche Gewerbe-
museum ertheilt sei, vom Vorstande mit freudigem Dank
entgegengenommen. Wenn nach den nähereu Ver-
handlungen mit der Generalverwaltung der königl. Mu-
seen über die angemessenc Theilung der Kunstkammer
auch die historisch und archäologisch wichtigen und die
rein künstlerischen Arbeiten zurückbleiben, so wird dem
Gewerbemuseum doch ein so reicher Schatz von Holz-
schnitzarbeiten, Gläsern, Majoliken, Emaillen, Schmiede-
arbeiten u. s. w. zugeführt, daß seine Sammlung, ver-
vollständigt durch diesen Zuwachs, mit einem Schlage
in die erste Reihe ähnlicher Jnstitute eintritt und ihrer
Aufgabe für die Förderung des deutschen Kunstgewerbes
künftig nach jeder Richtung hin genügen kann.

Die Anzahl der ständigen Mitglieder des Mu-
seums hat sich in den Jahreu 1869 bis Ende 1873
von 108 auf 117 erhöht, die der Iahresmitglieder
dagegen in demselben Zeitraume von 304 auf 259 ver-
mindert, ein Ausfall, welcher jedoch durch zahlreiche
Beitritte im Jahre 1874 mehr als ausgeglichen wurde.

Der Borstand bestand bis zur diesjährigen General-
versammlung aus den Herren: Herzog v. Ratibor,
Vorsitzender; — Ministerialdircktor Or. Iacobi, 1. Stell-
vertreter; — Professor und Direktor der königl. Kunst-
schule M. Gropius, 2. Stellvertreter; — Stadtrichter
8- Lehfeldt, Schriftführer; — Fabrikbesitzer S.
Elster; — Historicnmaler A. Ewald; — Fabrik-
besitzer I. G. Halske; — Historicnmaler A. v. Hey-
den; — Geh. Kommerzienrath Or. Kunheim; —
Kommerzienrath P. March, Charlottenburg; — Geh.
Kommerzienrath und Generalkonsul L. Ravens; —>
Geh. Regierungsrath und Direktor der königl. Gewerbe-
Akademie Reuleaux; — Bildhauer Sußmann-
Hellborn; — Kommerzienrath Fr. Vollgold; —
Wirklicher Geh. Rath Wehrmann; — Fabrikbesitzer
Dr. Max Weigert, — uud als Vertreter der Friedrich-
Wilhelm-Stiftung der Stadt Berlin die Herren: Ober-
bürgermeister Hobrecht, Stadtverordneten-Vorsteher
Vr. Straßmann, Stadtschulrath Professor Or. Hof-
m ann.

Die Leitnng des Museums bestand im Jahre 1874
aus den Herren: C. Grunow, 1. Direktor; — vr.

! I. Lessing, Direktor der Sammlung; — Historien-
maler E. Ewald, Direktor der Unterrichtsanstalt.
 
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