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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Das deutsche Gewerbemuseum (Auszug aus dem Jahresberichte für 1874), [2]
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Verschiedenes und Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0394

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777

Kunstliteratur.

778

in Zukunft endlich den höheren Aufgabcn einer Kunst-
gewerbeschule zu genügen. Gleichzeitig damit wird nun-
Mehr vor allem das Ziel in's Auge gefaßt werden müssen,
durch Begründung städtischer gewerblicher Zeichenschulen,
die als Filial-Anstalien der Unterrichts-Anstalt einzu-
richten wären, letzterer das ausreichende Material an
hinreichend vorgebildeten Schülern zuzuführen, und
so endlich auch die Umwandlung der bisherigen Abend-
und Sonntags-Klasse für Ornamentzcichnen in eine
täglich mindestens vier Stunden arbeitende Tages-
Klasse zu ermöglichen, die dann zugleich die Ausbil-
dung der Volks- und Fortbildungs-Schullehrer über-
Nehmen würbe.

Der Unterricht ist wie alljährlich durch drei Mo-
nate Sommerferien (Juli, August, September) unter-
brochen gewesen und demgemäß nur an 237 Tagen —
darunter 33 Sonntage — ertheilt worden. — Der
Kursus der meisten Vorbercitungs-Klassen beginnt am
1. Oftober jedes Jahres.

DerBesuch der Unterrichts-Anstalt hat sich gleich
nach der Uebersiedelung in das gegenwärtige Lokal voll-
ständig auf die frühere Höhe gehoben. Es sind nicht
nur alle Vorbereitungs-Klassen überfüllt, sondern es
müssen auch bei Beginn fast jedes Quartals zu unserem
Bedauern viel mehr Schüler abgewiesen werden, als
mit Berücksichtigung der ältercn Schüler aufgenommen
werden können. Jn den ersten Vorbereitungs-Klassen
ist die Zahl der Anmeldungen sogar so groß, daß jede
derselben ein- oder mehrere Male neu gefüllt werden
könnte. Diese Thatsache zeigt mithin, das etwaigen
Parallel-Klassen in verschiedcnen Stadtgegcnden es
an Schüler-Material nie fehlen würde.

Die nachstehende Zusammenstellung über den Besuch
der Unterrichts-Anstalt in den Jahren 1872 bis 1874
läßt das Verhältniß des früheren und jetzigen Besuchs
erkennen:

Ausgegebene Karten. 1872

1. Quartal 465 (49)

2. Quartal 508 (62)

3. Quartal Ferien.

4. Quartal 592 (56)

1873 1874

553 (59) 482 (75)

409 (65) 492 (84)

Ferien. Ferien.

479 (57) 542 (83)

Sa. 1565 (167) 1441 (181) 1516 (242)

Die eingeklammertcn Zahlen gebcn die in der vor-
anstehenden Gesammtzahl der Schüler mitenthaltenen
Damen.

Die jährliche Ausstellung der Schülerarbeiten
hat auch 1874 stattgefunden und zwar im Herbst, bei
Beginn des Unterrichtsjahres, um dcn neu emtretenden
Schülern sogleich ein vollständiges Bild des Unterrichts-
ganges vor Augen zu führen.

Wander-Ausstellungen habcn im verflossenen
Jahre nicht veranstaltet werden können, da die Ver-
schmelzung der Minutoli-Hanemann-Samrnlung mit der-

jenigen des Museums und die ordnungsmäßige Jnven-
tarisirung und offizielle Uebernahme derselben einerseits
alle Kräfte des Museums in Anspruch nahm, andererseits
eine derartige Störung des Bestandes nicht zuließ.

Liilistliteratnr.

Adolf Rofcnbcrg, Sebald nnd Barthel Beham,

zwei Maler der deutschcn Rcnaissance. Mit fünf unv

zwanzig Holzschnitt-Jllustrationen. Leipzig, E. A.

Seemann. 1875.

A. Rosenberg hat aus der Geschichte der beutschen
Renaissance ein besonders günstiges Thema zu mono-
graphischer Behandlung gewählt. Neben den größten
Matern dieser Periode, Dürer und Holbein, vcr-
dienen die beiden Beham in hervorragendcm Maßc
eine eingehende Würdigung. Läßt sich auch nicht nach-
weisen, daß sie eigentliche Schüler Dürer's gewesen sind,
so gehvren sie doch in gewissem Sinne zu seinen Nach-
folgern; er hat den Weg gebahnt, auf welchem seine
beiden jüngercn Landsleute weiter gehen. Sie entwickeln
sich nun aber in eigenthümlicher Weise und bauen ganz
bestimmte Stoffgebiete an, ihre Richtung entspricht den
Wandlungen, welche unterdessen im geistigen Leben und
im Geschmack der Epoche eingetreten sind, beide stchcn
schon mit dem Beginne ihrer Thätigkeit vollständig auf
dem Boden der deutschen Renaissance, welche Dürer
vorbereitet hatte. Mit Georg Pcncz, Altdorfcr,
Aldegrever, Jacob Binck gehören sie zu den so-
genannten Kleinmeistern im Kupferstich. Der Technik,
welche Dürer zu hoher Mcisterschaft ausgebildet hatte,
gewinnen sie durch die Anwendung auf ein ganz kleines
Format, welches zarteste Elcganz der Behandlung er-
fordert, cine nene Seite ab; daß sie diese Technik vor-
zugsweise pflegen, verschafft ihren Werken eine außer-
ordentliche Verbreitung und Popularität. Bei ihrer
Hinneigung zur italienischen Renaissance wissen sie doch
das eigenartige, vaterländische Wesen noch immer in
eincm hohen Grade festzuhaltcn. Untcr den Kleinmeistern
selbst stehen sie aber unbedingt in erster Linie. An
origineller Begabung, Humor, drastischer Keckheit und
Vielseitigkeit übertrifft Hans Sebald Beham alle Uebrigen,
Barthel Beham dagegen scheint in der Aneignung des
Renaissancegeschmacks seinen älteren Bruder zu über-
flügeln, besitzt größere Feinheit und vollendeteren Reiz
der Technik und entwickelt zugleich cine bedeutende Thätig^
keit als Maler von Porträten und von Kirchenbildern,
wie sie von dem Bruder nicht nachzuweisen ist. Daß
noch eine stattliche Anzahl von Spezialforschungen nöthig
ist, ehe sich vcn der Kunst der deutschen Renaissancc
ein nach allen Richtungen umfassendes Bild gewinneu
läßt, hebt Rosenberg in der Einleitung hervor. Das
neun Bogen starke Buch, durch welches er hierzu bei-
 
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