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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 7.1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.13707#0056

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Liegestuhl aus den Ausstellungsräumen der
Bamberg Metallwerkstätten, Berlin
Entwurf: Mies van der Rohe, Berlin

Grand fauteuil comfortable dans les magasins
d'exposition des Bamberg Metallwerkstätten,
ä Berlin

Long-chair in the showrooms of the Bamberg
Metallwerkstätten, Berlin

Wir lesen:

Anläßlich des 70. Geburtstages von Robert Bosch
haben seine Freunde unter Führung von Theodor Heuß
ein Büchlein*) zusammengestellt. Peter Bruckmann schreibt
darin sehr interessant über die Werkbundarbeit bei
Bosch. Wir entnehmen diesem Aufsatz folgende kieine
Episode:

„Robert Bosch hat mir einmal bei einer kleinen Werk-
bundausstellung, wo auch seine Arbeiten vertreten waren,
mit der ihm eigenen prägnanten Formulierung gesagt:
,Was tun meine ehrlichen Erzeugnisse in eurem Narren-
haus?' Ich konnte ihm nicht ganz unrecht geben.

Damals schon hatten die Bosch-Apparate eine formale
Lösung gefunden, die kaum zu übertreffen war. Auf
knappsten Umriß eingestellt, zeigten sie Linien und
Flächen, die eine stärkere Befriedigung auch für ästhetisch
empfindsame Augen brachten als viele der vom Kunst-
gewerbe damals ausgestellten Dinge, die diesen ästhe-
tischen Effekt erzielen wollten.

Boich wird sagen: ,Die Befriedigung der Ästhetiker
kümmert mich gar nicht! Die Formen meiner Arbeiten
sind schön, nicht um den Ästheten, sondern um den Fach-
leuten und den Käufern zu gefallen!' Und das ist der
springende Punkt!"

In der D. A. Z. bei einer Besprechung der Arbeiten
eines Berliner Silberschmieds:

„—, die spröd und herb in linealer Klarheit empor-
wachsen, diese lineare-prometrische Auffassung herrscht
auch beim Schmuck vor. Doch der Werkbund-Charakter

*) Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart

und die Zweckbetonung, die seinen früheren Arbeiten
noch eigen waren, sind jetzt einer klassischen, harmo-
nischen Formensprache gewichen, die Anlehnung beim
Biedermeyer sucht."

In der D. A. Z. im Wirtschaftsteil:

„Eine sonderbare Industrieausstellung ist hier (in
London) unter den Auspizien des Handelsamts eröffnet
worden. Das Motto dieser Ausstellung lautet: Nach-
machen. Nur ausländische Erzeugnisse werden aus-
gestellt, und zwar nur solche, die die englischen Ge-
schäftshäuser entweder von englischen Fabrikanten über-
haupt nicht kaufen können oder doch nur zu beträchtlich
höheren Preisen. — Bei jeder Ware ist das Ursprungs-
land angegeben, meistens Deutschland. — Man hat
3000 englische Fabrikanten eingeladen, hier eine prak-
tische Lektion zu nehmen. Das Handelsamt — fordert
die englischen Fabrikanten auf, zu versuchen, alle diese
schönen Dinge nachzumachen. — Die Warenhäuser
behaupten, daß die englischen Fabrikanten die meist
begehrten bedruckten Stoffe nicht herstellen können, daß
sie keine guten und auch keine billigen Sammetstoffe
zu fabrizieren verstehen, daß sie mit veralteten und zu
teuren Methoden arbeiten."

Mitarbeiter dieses Heftes:

Dr. Alexander Schwab, Berlin, volkswirtschaftlicher Schriftsteller

Dr. phil. Robert Wilbrandt, o. ö. Professor an der Technischen Hoch-
schule Dresden

W. T. Lorch, Arnswalde (Nrn.)

P. Morton Shand, Schriftsteller, London

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