mit verunklärenden Änderungen gewohnter Formulierun-
gen Rezeptchen geben. Es gibt Schulen, wo 11- bis 14-
jährige Kinder ihre, in den Fällen, an die ich denke, ganz
besonders kümmerlichen Basteleien dem fremden Besucher
selbst mit derart anspruchsvollen Formulierungen erläutern.
Notwendige Aufgabe der Volksschulzeichenpädagogik
scheint mir erst einmal das zu sein, was die Kinder tun und
treiben, treffend und einfach zu benennen; vielleicht wür-
den sich dann die Probleme schneller klären. Dies gilt
grundsätzlich und unpersönlich.
Und nun zu Herrn Geists Erwiderung:
Es handelt sich nicht um meine Arbeit. Ich arbeite auf
anderen Gebieten und habe nur, wie ausdrücklich betont,
zur Erhärtung meines Standpunktes selbständige Freizeit-
kinderarbeiten als Beispiele herangezogen, die keinem
Unterricht entstammen.
Zu 1: Was kann Herrn Geist bewogen haben, am
Schlüsse seiner Meuselwitzer Zeit, die 5 Jahre dauerte,
ausgerechnet „erste" Anfangsarbeiten von Kindern zu ver-
öffentlichen, „die lange Zeit an reiner Entwicklung ihrer
bildgestalterischen Kräfte gehindert worden sind", und
warum ist es mir nicht erlaubt, darauf Bezug zu nehmen,
wenn er gleiche (Bild 1) und durchaus verwandte Bilder im
Oktober 1931 noch in „dnf" publiziert, wie ich mich über-
haupt an seine Äußerungen in diesem Hefte im Wesent-
lichen gehalten habe. Zu dem, was man im Oktober 1931
gesagt und getan hat, muß man im April 1932 doch noch
stehen können. Ich habe auch kein Verständnis für die
Ausrufezeichen nach 1930 (!) und 1932 (!), denn eine eini-
germaßen gut fundierte Erkenntnis sollte länger halten als
2 Jahre.
Die Kinder werden auf der Stufe der reinen Kinder-
zeichnung heutzutage (nicht nur bei Geist) häufig deshalb
so unverantwortlich lange belassen, weil die pädagogische
Praxis für die Oberstufe oft versagt und weil Aestheti-
zismus und Snobismus unserer Tage sich an Sonntags-
malern und Kinderkunst, je naiver je besser, mit Vorliebe
delektieren und weil man diese Dinge auch in ernsthaften
Kreisen überbetont und überbewertet.
Zu 2: Das Zitat aus dem Berliner Tageblatt vom Sep-
tember 1931 beweist, daß Herr Geist mich 1930 gut ver-
standen hat. Im übrigen kann der Beobachter leicht ein
wenig ins Hintertreffen geraten, wenn sich ein theoreti-
scher Stellungswechsel so abrupt vollzieht.
Wenn Herr Geist am Ende seiner 5jährigen Tätigkeit in
Meuselwitz Kindern„lediglich kleineMonographien moder-
ner und primitiver Kunst gezeigt hat," wie konnte er dann
dulden, daß in der Vossischen Zeitung im Juni 1930 steht:
„Da hängen an den Wänden der Klasse Bilder von Klee,
Nolde, Masereel, Kollwitz, Winter, Kirchner und vielen
anderen". . . Die Kinder hätten solche Bilder gesehen
und haben wollen . . . Dann steht da weiter: „Geist
machte ihnen den Vorschlag: Schreibt doch an die Maler,
vielleicht schicken sie Euch dann solche Bilder, Ihr müßt
ihnen dafür dann auch Eure Arbeiten geben." Uber eine
derart bedenkliche, pädagogisch gefährliche Haltung wäre
viel zu sagen, aber es war ja 1930. Hoffen wir, daß sie
endgültig geschwunden ist.
Zu 3: Die Verwirklichung dieser Theorien habe ich nicht
feststellen können.
Zu 4 und 5 empfehle ich ernsthaften Interessenten sorg-
same und kritische Lektüre des „Neuen Frankfurt" 1931
Heft 10.
Im Übrigen handelt es sich nicht um „Gegnerschaft",
nicht um „Angriff", nicht um „gerechte oder ungerechte
Beurteilung" sicher sehr gut gemeinter Bemühungen. Es
handelt sich um Erkenntnisse, es handelt sich darum, daß
wir uns — und ich weiß, daß ich in diesem Falle hier für
viele spreche — in jahrzehntelanger, konsequenter Ar-
beit die Klarheit und den Uberblick erworben haben, die
uns berechtigten, falsche Wege falsch zu nennen und vor
ihnen zu warnen. Die Volksschule ist nicht Selbstzweck.
Und die Folgen solcher Methoden trägt nicht sie, die
Folgen tragen wir, unsere Arbeit ist es, die erschwert wird.
DEXEL
Baupolitik und Bau Wirtschaft
Lage und Perspektive.
Zur politischen Aussprache ist diese Zeitschrift nicht der
Ort. Doch können Feststellungen über das, was aus der
politischen Sphäre an Wirkungen in die Bauwirtschaft hin-
ein ausstrahlt, nicht ganz umgangen werden. Das erste
und grundlegende Erfordernis der produzierenden Wirt-
schaft überhaupt, der Bauwirtschaft ganz besonders, ist
eine gewisse Ruhe und Gleichmäßigkeit der allgemeinen
Atmosphäre. Gewiß war sie seit dem Kriege im Grunde
nie gegeben, die Regierungskrise vom 30. Mai hat jedoch
— das muß der Chronist aussprechen — als ein neuer
beunruhigender Windstoß gewirkt, hat die gesetzgebe-
rische Arbeit der Regierung unterbrochen und einen
Schwebezustand geschaffen, der in diesem Augenblick
neue Hemmungen für die ohnehin zögernden Dispositionen
aller Wirtschaftskreise schaffen mußte, hat kostbare, für die
diesjährige Bausaison unwiederbringliche Zeit verloren
gehen lassen. Ob diese unbestreitbare augenblickliche
Unterbilanz der Kabinettskrise als solche auf die Dauer
durch geänderte Konstellation der politischen Faktoren
ausgeglichen werden kann, muß abgewartet werden.
Die allgemeine Lage der Bauwirtschaft und der mit ihr
zusammenhängenden gewerblichen Produktionszweige um
die Frühjahrswende ergibt sich aus dem Vierteljahres-
bericht des Instituts für Konjunkturforschung; die wichtig-
sten Züge aus diesem Bild seien hier zusammengestellt.
Der sog. „Uberhang", d. h. die Zahl der aus dem Vorjahr
in die neue Bausaison übernommenen unvollendeten Bau-
ten, wird in diesem Jahr auf rd. 54 000 gegenüber rd.
147 000 Wohnungen im Vorjahr geschätzt. Bauerlaubnisse
und Baubeginne für Wohnungen in den Groß- und Mittel-
städten wurden im ersten Vierteljahr 1932 nur etwa ein
Viertel des Vorjahrsumfanges gezählt. Die Aussichten für
das Jahr 1932 im ganzen werden vom Institut wenig günstig
beurteilt: Es schätzt, daß der Gesamtwert der baulichen
Produktion sich nur noch in der Größenordnung von etwa
2 Milliarden Reichsmark bewegen wird, während er im
Jahre 1931 immerhin noch — nach einem erheblichen Rück-
gang seit 1929 — rd. 4 Milliarden ausmachte. Besonders
beachtenswert ist die Verschiebung, die innerhalb dieses
Gesamtwertes sich bereits angebahnt hat und sich noch
stärker fortsetzen wird: 1931 entfielen auf den Wohnungs-
197
gen Rezeptchen geben. Es gibt Schulen, wo 11- bis 14-
jährige Kinder ihre, in den Fällen, an die ich denke, ganz
besonders kümmerlichen Basteleien dem fremden Besucher
selbst mit derart anspruchsvollen Formulierungen erläutern.
Notwendige Aufgabe der Volksschulzeichenpädagogik
scheint mir erst einmal das zu sein, was die Kinder tun und
treiben, treffend und einfach zu benennen; vielleicht wür-
den sich dann die Probleme schneller klären. Dies gilt
grundsätzlich und unpersönlich.
Und nun zu Herrn Geists Erwiderung:
Es handelt sich nicht um meine Arbeit. Ich arbeite auf
anderen Gebieten und habe nur, wie ausdrücklich betont,
zur Erhärtung meines Standpunktes selbständige Freizeit-
kinderarbeiten als Beispiele herangezogen, die keinem
Unterricht entstammen.
Zu 1: Was kann Herrn Geist bewogen haben, am
Schlüsse seiner Meuselwitzer Zeit, die 5 Jahre dauerte,
ausgerechnet „erste" Anfangsarbeiten von Kindern zu ver-
öffentlichen, „die lange Zeit an reiner Entwicklung ihrer
bildgestalterischen Kräfte gehindert worden sind", und
warum ist es mir nicht erlaubt, darauf Bezug zu nehmen,
wenn er gleiche (Bild 1) und durchaus verwandte Bilder im
Oktober 1931 noch in „dnf" publiziert, wie ich mich über-
haupt an seine Äußerungen in diesem Hefte im Wesent-
lichen gehalten habe. Zu dem, was man im Oktober 1931
gesagt und getan hat, muß man im April 1932 doch noch
stehen können. Ich habe auch kein Verständnis für die
Ausrufezeichen nach 1930 (!) und 1932 (!), denn eine eini-
germaßen gut fundierte Erkenntnis sollte länger halten als
2 Jahre.
Die Kinder werden auf der Stufe der reinen Kinder-
zeichnung heutzutage (nicht nur bei Geist) häufig deshalb
so unverantwortlich lange belassen, weil die pädagogische
Praxis für die Oberstufe oft versagt und weil Aestheti-
zismus und Snobismus unserer Tage sich an Sonntags-
malern und Kinderkunst, je naiver je besser, mit Vorliebe
delektieren und weil man diese Dinge auch in ernsthaften
Kreisen überbetont und überbewertet.
Zu 2: Das Zitat aus dem Berliner Tageblatt vom Sep-
tember 1931 beweist, daß Herr Geist mich 1930 gut ver-
standen hat. Im übrigen kann der Beobachter leicht ein
wenig ins Hintertreffen geraten, wenn sich ein theoreti-
scher Stellungswechsel so abrupt vollzieht.
Wenn Herr Geist am Ende seiner 5jährigen Tätigkeit in
Meuselwitz Kindern„lediglich kleineMonographien moder-
ner und primitiver Kunst gezeigt hat," wie konnte er dann
dulden, daß in der Vossischen Zeitung im Juni 1930 steht:
„Da hängen an den Wänden der Klasse Bilder von Klee,
Nolde, Masereel, Kollwitz, Winter, Kirchner und vielen
anderen". . . Die Kinder hätten solche Bilder gesehen
und haben wollen . . . Dann steht da weiter: „Geist
machte ihnen den Vorschlag: Schreibt doch an die Maler,
vielleicht schicken sie Euch dann solche Bilder, Ihr müßt
ihnen dafür dann auch Eure Arbeiten geben." Uber eine
derart bedenkliche, pädagogisch gefährliche Haltung wäre
viel zu sagen, aber es war ja 1930. Hoffen wir, daß sie
endgültig geschwunden ist.
Zu 3: Die Verwirklichung dieser Theorien habe ich nicht
feststellen können.
Zu 4 und 5 empfehle ich ernsthaften Interessenten sorg-
same und kritische Lektüre des „Neuen Frankfurt" 1931
Heft 10.
Im Übrigen handelt es sich nicht um „Gegnerschaft",
nicht um „Angriff", nicht um „gerechte oder ungerechte
Beurteilung" sicher sehr gut gemeinter Bemühungen. Es
handelt sich um Erkenntnisse, es handelt sich darum, daß
wir uns — und ich weiß, daß ich in diesem Falle hier für
viele spreche — in jahrzehntelanger, konsequenter Ar-
beit die Klarheit und den Uberblick erworben haben, die
uns berechtigten, falsche Wege falsch zu nennen und vor
ihnen zu warnen. Die Volksschule ist nicht Selbstzweck.
Und die Folgen solcher Methoden trägt nicht sie, die
Folgen tragen wir, unsere Arbeit ist es, die erschwert wird.
DEXEL
Baupolitik und Bau Wirtschaft
Lage und Perspektive.
Zur politischen Aussprache ist diese Zeitschrift nicht der
Ort. Doch können Feststellungen über das, was aus der
politischen Sphäre an Wirkungen in die Bauwirtschaft hin-
ein ausstrahlt, nicht ganz umgangen werden. Das erste
und grundlegende Erfordernis der produzierenden Wirt-
schaft überhaupt, der Bauwirtschaft ganz besonders, ist
eine gewisse Ruhe und Gleichmäßigkeit der allgemeinen
Atmosphäre. Gewiß war sie seit dem Kriege im Grunde
nie gegeben, die Regierungskrise vom 30. Mai hat jedoch
— das muß der Chronist aussprechen — als ein neuer
beunruhigender Windstoß gewirkt, hat die gesetzgebe-
rische Arbeit der Regierung unterbrochen und einen
Schwebezustand geschaffen, der in diesem Augenblick
neue Hemmungen für die ohnehin zögernden Dispositionen
aller Wirtschaftskreise schaffen mußte, hat kostbare, für die
diesjährige Bausaison unwiederbringliche Zeit verloren
gehen lassen. Ob diese unbestreitbare augenblickliche
Unterbilanz der Kabinettskrise als solche auf die Dauer
durch geänderte Konstellation der politischen Faktoren
ausgeglichen werden kann, muß abgewartet werden.
Die allgemeine Lage der Bauwirtschaft und der mit ihr
zusammenhängenden gewerblichen Produktionszweige um
die Frühjahrswende ergibt sich aus dem Vierteljahres-
bericht des Instituts für Konjunkturforschung; die wichtig-
sten Züge aus diesem Bild seien hier zusammengestellt.
Der sog. „Uberhang", d. h. die Zahl der aus dem Vorjahr
in die neue Bausaison übernommenen unvollendeten Bau-
ten, wird in diesem Jahr auf rd. 54 000 gegenüber rd.
147 000 Wohnungen im Vorjahr geschätzt. Bauerlaubnisse
und Baubeginne für Wohnungen in den Groß- und Mittel-
städten wurden im ersten Vierteljahr 1932 nur etwa ein
Viertel des Vorjahrsumfanges gezählt. Die Aussichten für
das Jahr 1932 im ganzen werden vom Institut wenig günstig
beurteilt: Es schätzt, daß der Gesamtwert der baulichen
Produktion sich nur noch in der Größenordnung von etwa
2 Milliarden Reichsmark bewegen wird, während er im
Jahre 1931 immerhin noch — nach einem erheblichen Rück-
gang seit 1929 — rd. 4 Milliarden ausmachte. Besonders
beachtenswert ist die Verschiebung, die innerhalb dieses
Gesamtwertes sich bereits angebahnt hat und sich noch
stärker fortsetzen wird: 1931 entfielen auf den Wohnungs-
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