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Gábor, László: Die Architektur der Gegenwart in Österreich
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.13707#0100
Gartenseite
Vue prise du jardin
Garden front
Fotos : J. Scherb
dem Krieg entstandene Postsparkasse von Otto Wagner, noch nach fast zwölf Jahren erstaunlich gegenwärtig da-
an das Haus am Michaelerplatz von Adolf Loos, an stehen und um so mehr bedauern lassen, daß sowohl
das Sanatorium Purkersdorf Josef Hoffmanns und an Loos als auch Frank, auf sich allein gestellt, ihre aussichts-
einige kleinere Arbeiten der damals noch ganz jungen losen Bemühungen nach kurzer Zeit aufgeben mußten. Otto
Frank und Strnad hingewiesen. Bauten, die in ihrer Neurath befaßte sich gleichfalls eine Zeitlang mit der
kühnen Abkehr vom überlieferten die revolutionäre mo- Organisation des Siedlungswesens; es gelang auch seiner
derne Architektur einleiteten. Selbst die Einschrumpfung Tatkraft, einmalig führende Architekten zu einer Bauauf-
der Monarchie auf ein öy^-Millionen-österreich mit dem gäbe zu vereinigen. Der Winarsky-Hof ist das Resultat
fast zwei Millionen Einwohner zählenden Wien ist keine der Kollektive Hoffmann, Frank, Loos, Behrens und
genügende Erklärung für die langsame Nachkriegsent- Strnad, ein großer Wohnblock, der, vor neun Jahren ent-
wicklung der modernen Architektur, denn gerade Wien ist standen, heute noch verwöhnteren Gästen der Stadt Wien
ja geblieben, die Stadt, welche auch in der Monarchie gern gezeigt wird.
allein Nährboden der neuen Architektur war. Otto Fast die gesamte Bautätigkeit der ersten zehn Nach-
Wagners Kämpfe und zielweisenden Vorarbeiten für eine kriegsjahre beschränkte sich auf Wien und da auch bei-
vernünftige Stadtplanung sind inmitten einer stürmischen, nahe ausschließlich auf die kommunale Bautätigkeit. Die
im gewissen Sinn revolutionären modernen Bauentwick- erstaunliche und für die breiten Massen überaus segens-
lung der Stadt Wien vergessen worden. Wohl haben reiche Art der Finanzierung dieser Bauten hat Neurath
Adolf Loos, der sogar ganz in den Anfängen der Republik in seinem in der „Form" erschienenen Aufsatz ausführlich
Chef des Siedlungswesens war, und Josef Frank (dieser dargelegt. („Die Form", Heft 3/31.) Neurath streift auch
gleichfalls mit den Siedlern) fast auf eigene Faust den die innere und äußere Gestaltung der so entstandenen
Versuch einer Ordnung unternommen und wenigstens 50 000 Wohnungen, wobei er zu begründen sucht, wes-
zwei kleinere Siedlungen zustande gebracht, die heute halb für einen „Architektenradikalismus" kein Boden ge-
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Vue prise du jardin
Garden front
Fotos : J. Scherb
dem Krieg entstandene Postsparkasse von Otto Wagner, noch nach fast zwölf Jahren erstaunlich gegenwärtig da-
an das Haus am Michaelerplatz von Adolf Loos, an stehen und um so mehr bedauern lassen, daß sowohl
das Sanatorium Purkersdorf Josef Hoffmanns und an Loos als auch Frank, auf sich allein gestellt, ihre aussichts-
einige kleinere Arbeiten der damals noch ganz jungen losen Bemühungen nach kurzer Zeit aufgeben mußten. Otto
Frank und Strnad hingewiesen. Bauten, die in ihrer Neurath befaßte sich gleichfalls eine Zeitlang mit der
kühnen Abkehr vom überlieferten die revolutionäre mo- Organisation des Siedlungswesens; es gelang auch seiner
derne Architektur einleiteten. Selbst die Einschrumpfung Tatkraft, einmalig führende Architekten zu einer Bauauf-
der Monarchie auf ein öy^-Millionen-österreich mit dem gäbe zu vereinigen. Der Winarsky-Hof ist das Resultat
fast zwei Millionen Einwohner zählenden Wien ist keine der Kollektive Hoffmann, Frank, Loos, Behrens und
genügende Erklärung für die langsame Nachkriegsent- Strnad, ein großer Wohnblock, der, vor neun Jahren ent-
wicklung der modernen Architektur, denn gerade Wien ist standen, heute noch verwöhnteren Gästen der Stadt Wien
ja geblieben, die Stadt, welche auch in der Monarchie gern gezeigt wird.
allein Nährboden der neuen Architektur war. Otto Fast die gesamte Bautätigkeit der ersten zehn Nach-
Wagners Kämpfe und zielweisenden Vorarbeiten für eine kriegsjahre beschränkte sich auf Wien und da auch bei-
vernünftige Stadtplanung sind inmitten einer stürmischen, nahe ausschließlich auf die kommunale Bautätigkeit. Die
im gewissen Sinn revolutionären modernen Bauentwick- erstaunliche und für die breiten Massen überaus segens-
lung der Stadt Wien vergessen worden. Wohl haben reiche Art der Finanzierung dieser Bauten hat Neurath
Adolf Loos, der sogar ganz in den Anfängen der Republik in seinem in der „Form" erschienenen Aufsatz ausführlich
Chef des Siedlungswesens war, und Josef Frank (dieser dargelegt. („Die Form", Heft 3/31.) Neurath streift auch
gleichfalls mit den Siedlern) fast auf eigene Faust den die innere und äußere Gestaltung der so entstandenen
Versuch einer Ordnung unternommen und wenigstens 50 000 Wohnungen, wobei er zu begründen sucht, wes-
zwei kleinere Siedlungen zustande gebracht, die heute halb für einen „Architektenradikalismus" kein Boden ge-
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