Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 7.1932

DOI Artikel:
Sobotka, Walter: Zur Entwicklung des Gebrauchsgegenstandes
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13707#0118

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
In krassem Gegensatz dazu steht vorläufig noch das
wahre Gesicht unserer Zeit, von dem man etwa einen
Eindruck gewinnt, wenn man durch die Hallen einer
großen Warenmesse geht und erkennt, daß nur ein ver-
schwindend kleiner Teil der zivilisierten Menschen den
neuen Ideen zu folgen gewillt ist.

Die Propaganda erfaßt nur eine kleine Schicht intel-
lektueller Menschen, die ja immer neuen Ideen zugänglich
sind. Die Masse folgt nur langsam, weil ihr das Ideelle
daran unverständlich ist und der materielle Vorteil der
neuen Richtung noch gar nicht vorhanden ist. (So zum
Beispiel ist heute noch das Steildach billiger und verläß-
licher als das flache Dach, ein bemaltes Porzellangeschirr
oder ein verziertes Möbelstück billiger als ein glattes,
weil die Verzierungen aller Art gleichzeitig ein Mittel
zum Verdecken von Ausführungsmängeln sind und oben-
drein dem Gegenstand ein reicheres Aussehen geben.)

Man kann eben eine Idee noch so überzeugend ver-
künden, durchsetzen kann man sie nur, wenn es einem
gelingt, sie auch mit den Argumenten des Zuhörers zu
beweisen. Diese Erkenntnis muß sich die Propaganda
zunutze machen und neue Ausgangspunkte suchen. Es
gibt Berührungen und Überschneidungen der vielfältigen
Interessenkreise, zu denen die Verhältnisse und die Not
des Tages alle konzentrisch hindrängt. Ein solcher Brenn-
punkt des allgemeinen Interesses ist der gute billige
Gegenstand.

Hier kann die erzieherische Propaganda wirksam ein-
setzen. Hier ist ein Gebiet, das jedem Menschen nahe-
liegt und wo jeder Erfahrungen hat, die es ihm erleichtern,
alte Vorurteile abzustreifen und sich neue Urteile zu
bilden. Hier werden auch alle Vernunftargumente einer
neuen Gesinnung auf einen fruchtbareren Boden fallen
als dort, wo die öffentliche Meinung vom Urteil der Fach-
leute abhängig ist.

Die Gegenstände des täglichen Gebrauchs und der
Hausrat waren seit jeher ein Gradmesser für die Kultur
eines Volkes und gleichzeitig durch die Ausbildung ge-
wisser Handwerkstechniken und die Entstehung be-
stimmter Werkzeug- und Gerätetypen ein Charakteristi-
kum für einen national oder geografisch begrenzten
Kulturkreis. (Das gilt zum Beispiel von den Kulturvölkern
der Antike, von der Kultur Ostasiens und auch heute noch
von den primitiven Völkern.) Die fortschreitende Zivili-
sation mit dem regen Warenaustausch und der raschen
Verbreitung aller Errungenschaften hat diese geogra-
fischen Unterschiede teilweise verwischt, doch lassen sie
sich als nationale Eigenheiten sogar innerhalb Europas
zum Beispiel beim Festhalten an gewissen Typen oder
Techniken immer noch nachweisen. Die weitere Entwick-
lung führt aber jedenfalls dahin, daß die Typen, von
kleinen Abweichungen abgesehen, in allen zivilisierten
Gegenden sich einander angleichen, wobei in vielen
Fällen ein Land mit seinem Erzeugnis als Vorbild dient

englische schwedische russische italienische spanische Type

LöfFeltypen, die für die in Reihenfolge bezeichneten Länder gebräuchlich sind und deshalb in dieser Form erzeugt werden
Hersteller: Berndorfer Metallwarenfabrik, Arthur Krupp A.-G., Berndorf, Nieder-Österreich

Differents types de cueillers, en usage dans les pays respectifs sous-enumeres

Various types of spoons used in the countries listed below and therefore manufactured in this shape

94
 
Annotationen