Zutaten und Lockmitteln, sondern in der Leistungsfähigkeit
und in der Auswertung neuer Erfindungen, die auch den
Kaufpreis rechtfertigen müssen. Einem solchen Erzeugnis
stehen bei einschlagendem Erfolg viele Verbilligungs-
möglichkeiten zu Gebote. Durch Herstellung in großen
Serien kann die Materialversorgung, die maschinelle Ein-
richtung und die Organisation der Fabrik die Herstellungs-
kosten wesentlich beeinflussen. Einem solchen Marken-
artikel (etwa einem Heißwasserautomaten) haftet nichts
mehr von dem Streben nach individueller Form an, wie
zum Beispiel der Kommerzware — im Gegenteil — die
Versuche, eine markante, unpersönliche, material- und
zeitgemäße Form zu finden, haben hier ganz neue Wege
gefunden, die auch auf alle übrigen Erzeugnisse und so-
gar auf das Handwerk zurückgewirkt haben. Der
Industrieartikel kann demnach von fast allen Verbilligungs-
möglichkeiten Gebrauch machen, die dem Handwerker
unzugänglich sind, dafür ist er mit den größten Lasten
beschwert: Investitionen, Reklame usw., in denen aber
auch Quellen großer Absatzmöglichkeit liegen.
Der Massenartikel, der fertig aus der Maschine fällt,
ist naturgemäß nur auf kleine, einfache Objekte be-
schränkt: Gefäße, Schalen usw. Es sind meist Dinge,
deren Gebrauch und Handhabung schon so eindeutig
bestimmt und eingebürgert ist, daß eine Verbesserung
oder Abänderung gar nie in Erwägung gezogen wurde.
Ihr geringer Preis läßt einem alles übrige daran als eben-
so gering und nebensächlich erscheinen, daß man es mit
in Kauf nimmt. Diese Dinge stützen sich aber mehr auf
ihren niedrigen Kaufpreis und vernachlässigen die Form
und das Gefallenfinden beim Käufer so vollkommen, daß
sie sich oft in einer unwahrscheinlich rückständigen Form
lange erhalten haben (etwa die alte Petroleumlampe mit
dem Muschelreflektor). Auch diese billigsten Dinge wer-
den heute schon in bessere Form gebracht und der neue
Geist ist auch schon in diese letzten Winkel einer ver-
staubten Schundindustrie reinigend eingedrungen.
Der Massenartikel nimmt alle Verbilligungsmöglich-
keiten ohne Ausnahme für sich in Anspruch; er ist so
selbstverständlich und anonym, daß auch seine Belastun-
gen durch Reklame viel geringer sind als beim Marken-
artikel, der sich gegen seine Konkurrenten erst durch-
setzen muß und einer Legitimation bedarf.
Der gute billige Gegenstand hat mit allen diesen
Betriebsstätten von der kleinen Werkstatt bis zur großen
Fabrik etwas zu tun.
Früher einmal ist er in der Werkstatt des Hand-
werkers geboren und als er später durch die Ver-
breitung der Maschine zur Industrie überging und zur
Handelsware geworden ist, erfüllte der Handwerker
immer noch die Aufgabe, durch seine Qualitätserzeug-
nisse eine absolute Vergleichsmöglichkeit für den arg
bedrohten guten billigen Gegenstand zu schaffen. Der
gute Gegenstand und der billige Gegenstand hatten
sich zeitweise getrennt und standen sich feindlich gegen-
über.
Sie finden sich wieder in den Erzeugnissen einer ziel-
bewußten Industrie, die von einer modernen Gesinnung
erfüllt, eine führende Stellung in unserem Kulturleben
bezieht.
Vierachsiger Personenwagen I. und II. Klasse der österr.
Bundesbahnen. Abteil
Entwurf: Josef Hoffmann
Wagon ä voyageurs de lre et de 2e classes, ä quatre
essieux des Chemins Federaux Autrichiens
Compartiment
Four-axles passenger carriage, 1. and 2. class, of the
Austrian State Railways
Compartment
98
und in der Auswertung neuer Erfindungen, die auch den
Kaufpreis rechtfertigen müssen. Einem solchen Erzeugnis
stehen bei einschlagendem Erfolg viele Verbilligungs-
möglichkeiten zu Gebote. Durch Herstellung in großen
Serien kann die Materialversorgung, die maschinelle Ein-
richtung und die Organisation der Fabrik die Herstellungs-
kosten wesentlich beeinflussen. Einem solchen Marken-
artikel (etwa einem Heißwasserautomaten) haftet nichts
mehr von dem Streben nach individueller Form an, wie
zum Beispiel der Kommerzware — im Gegenteil — die
Versuche, eine markante, unpersönliche, material- und
zeitgemäße Form zu finden, haben hier ganz neue Wege
gefunden, die auch auf alle übrigen Erzeugnisse und so-
gar auf das Handwerk zurückgewirkt haben. Der
Industrieartikel kann demnach von fast allen Verbilligungs-
möglichkeiten Gebrauch machen, die dem Handwerker
unzugänglich sind, dafür ist er mit den größten Lasten
beschwert: Investitionen, Reklame usw., in denen aber
auch Quellen großer Absatzmöglichkeit liegen.
Der Massenartikel, der fertig aus der Maschine fällt,
ist naturgemäß nur auf kleine, einfache Objekte be-
schränkt: Gefäße, Schalen usw. Es sind meist Dinge,
deren Gebrauch und Handhabung schon so eindeutig
bestimmt und eingebürgert ist, daß eine Verbesserung
oder Abänderung gar nie in Erwägung gezogen wurde.
Ihr geringer Preis läßt einem alles übrige daran als eben-
so gering und nebensächlich erscheinen, daß man es mit
in Kauf nimmt. Diese Dinge stützen sich aber mehr auf
ihren niedrigen Kaufpreis und vernachlässigen die Form
und das Gefallenfinden beim Käufer so vollkommen, daß
sie sich oft in einer unwahrscheinlich rückständigen Form
lange erhalten haben (etwa die alte Petroleumlampe mit
dem Muschelreflektor). Auch diese billigsten Dinge wer-
den heute schon in bessere Form gebracht und der neue
Geist ist auch schon in diese letzten Winkel einer ver-
staubten Schundindustrie reinigend eingedrungen.
Der Massenartikel nimmt alle Verbilligungsmöglich-
keiten ohne Ausnahme für sich in Anspruch; er ist so
selbstverständlich und anonym, daß auch seine Belastun-
gen durch Reklame viel geringer sind als beim Marken-
artikel, der sich gegen seine Konkurrenten erst durch-
setzen muß und einer Legitimation bedarf.
Der gute billige Gegenstand hat mit allen diesen
Betriebsstätten von der kleinen Werkstatt bis zur großen
Fabrik etwas zu tun.
Früher einmal ist er in der Werkstatt des Hand-
werkers geboren und als er später durch die Ver-
breitung der Maschine zur Industrie überging und zur
Handelsware geworden ist, erfüllte der Handwerker
immer noch die Aufgabe, durch seine Qualitätserzeug-
nisse eine absolute Vergleichsmöglichkeit für den arg
bedrohten guten billigen Gegenstand zu schaffen. Der
gute Gegenstand und der billige Gegenstand hatten
sich zeitweise getrennt und standen sich feindlich gegen-
über.
Sie finden sich wieder in den Erzeugnissen einer ziel-
bewußten Industrie, die von einer modernen Gesinnung
erfüllt, eine führende Stellung in unserem Kulturleben
bezieht.
Vierachsiger Personenwagen I. und II. Klasse der österr.
Bundesbahnen. Abteil
Entwurf: Josef Hoffmann
Wagon ä voyageurs de lre et de 2e classes, ä quatre
essieux des Chemins Federaux Autrichiens
Compartiment
Four-axles passenger carriage, 1. and 2. class, of the
Austrian State Railways
Compartment
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