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Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2822#0204

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AqUatil», a-g-nüb-r s-ich-r b-obacht-! Hab-Ii. Wir h-b-n
-s b-°i-ch>-> i" Würdigung dkS R-ch>-S, d-s -mr j-d-
P-rt-i in -iinm l-nftimtion-u-n St--t- fnr ibr- i-d-ns-.
b-nnqun., zn fordcrn h-t W-un „,-n -b^ „icht d-v-r
zurncknb --lt. Sb-r di- B-d,nN,„g b-ft-intidn,
f-d-i- -i- ift-ntlichk M-ii>„ng durch g-fllft-miich r--r-
br,i>-,-linw-bid-i, «,-migiich >rr- ;-I-i,-n, n-nn
fich d.ihin o-rilil. M-tzr-g-ln b-ib-ifiihr-,, ;,, wollin,
w-lch- d-s »nf-h-n nnd di, Kraft d-r L-„d-So-rsasi»ng
s«wr»k„ odrr a„sh-b-n, dann wir- Schw-lg-n F-igh-it
imd Lerratb. .^1!«

Darum treten die Uiirerzeichnelen mu emem ostenen
Worte vor Ew. Köniistiche Hoheit. -
ES ist eine anf Tauschung der Unwist'enden berech-
nete Unwahrbeit. als sei daS erwähnte Gesetz ein An-
grist auf die Freibeil des Gewissens und die Religion
der katholischen Staotsbürger. Diese Heiligthümer sind
im Gesetze auch nichl aus..daS..leijLKe angetastel; Er-
theiluug uud Beausfichtigung des ReligiousunterrichteS
ist vielmehr alS der g'öltliche Auftrag der Kirche auer-
kannt, nnd in der Vollzngsverordnung vom L^Octbr.

eine HauPlsache im Volksschulnnterrickte bezeichnet und
sämmtlichen Schulbehörden ernstlick an das Herz gelxgt^
„Mes serne zu halten, was die Kinder in der AuhLng-
lichkcit und Licbe;u ihrer Religion beirren könnte."

Der Entzweck der Agitativn aber, Ew. Königt. Hohest
zn veranlzssen. ein vcrfaitungsmLßig erlassenes Gesetz
ans eigener Machtvollkommenheit anfzuheben, ist ge-
radezu ein Angrist auf das oberste, Heiligthnm des
StaateS, dic Versasiling , w'elche am, Merwenigsten von
drn Dienern der Kirche ansgehen dürfte, denn die Ord-
nung deS StaaleS ist cine göttliche Ordnung; daS Necht,
wie ein großer Dentfchcr gesagt hat, ist daS Auge Gottes

"Dazu aber kommt noch. em anderes, die feiüdliche'
Stellmrg der Agitation zu iinftrer ganzen staatlichen
Entwickkung. - ' -

ES war nach trüben Iahreg ein großer Tag, an wel-
chem vor Lemabe fünf Jahren Ew. Königliche Hoheit,
,ru- der Tieft IbreS Herzen" an Ibr „thcureS Volk"
FriedmSwvrte richteten. und jenen Abschnitt unseres
staatlichen LebenS herbeiführten, durch den „in schwerer
Probe bewährt, has östentliche Rechl deS Landes eine
neue We^e^ empfangen solttc. ^ ^ ^ ^ ^ ^s di s!

möglichst sreier Enüvickluiig anch anf "andern Gebielen
deS staatlichei! LebenS friichtbar werde. um alle Theile
deS Gaüzen zu ^em Einklan^e ni^we^chem

rithmvoll, Fürst , Negierüng nnd Volk einiq s voran-
fchreitet.

Ein wichtigeS und nothwendiges Glied^in^dieser Knte

thttdignng der Herrschermacht im falsch'en Begrifse ge-
holsen hat, es wieder Lei.Seite zu stellen, und Alles
wreder in die gewohnte Lage einzuführen." '

Rm so stolzer aber sintz wir. Bürger eines Landes zn
sein,, desftn Fürst.-ein nrcht wetchender Hort der Frei-'
heit, in edelster Verfassrmastreue voranleucktend, eben
an.seinen Minister über Geltung deS Grundgesetzes des
LandeS, stber Aufgabe und StellUug der Krone, Worte
gesprochen hat, die wie eine Stimme Gottes in das
Kampfgewühl, die Schwächen u,ch Leidenschasten unstrer.
Tage reinigend und ermuthigend-, mahuend nud ver-
söhnend hineintönen» als ein neues Denkmal hebren
FürstensinncS, als sichere, Bürgschaft ungebemmter regel-
Lebens ^^^^^ender Entwicklung unsercs öfientlichen

Königliche Hoheit! Des Landes Dank kann dafür
rmp gleiche Treüe, gleiche Unbcugsamkeit sein. So er-
nenen und besiegeln wir tzenn den Bund, welchen das
Land mit seinem Fürsten und seiner Regierung geschlosten
hat. „Manche Gefahren," so lauten vor fünf Jahren
me Worte, „können unser Vaterland bedrokeü. Das
Emzrge waS stark macht, ist Einigkeit." Jn solchem
Gerfie zu stehen, fest im Verkrauen auf die Zukunft,

Der Vortragende schloß dic Nede mit eincm
sreudigen Hoch auf unsern Großherzog, welches
von der Versammlung jubelnd erwidert ward.
Hr. Prof. Baumann, welcher sich zur Begrnn-
dung der Adresse nach Jnhalt und Form daS
Wort erbeten haite, erinnert zunächst an die
in diesem Saale geschehene Feier deö 7. April
1860, welche vor drei Jahren stattfand und
sagle, auch bei unserer heutigen Versammlung
habcn wir uns jener Feier nicht zu schämen,
indem er dabei erinnerte, was seitdem im ösfent-
lichen Leben Badens geschehen, sprüch er aus,
daß MannheimS Bürger sich so oft einmüthig
zufammenfanden, als cs sich darum Handelte,
Proben ächten Bürgersinnes zu geben, was
auch hcute der Fall sei. 1860, bei der Ver-
kündung jener solgenschweren Worte unsereS
Großherzogs, sei der Kampf, der sich früher
entsponnen, nicht becndet wordech das zeige die
Ursache zu der heutigen Versammlung. Da-
mals sei man Vielem gerecht geworden, die
Kirche aber hätte in jener Zeit bereitwillig die
Freihckt für sich genommen, aber kein Jota
von ihren Herrschergelüsten gegen Andere auf-
gegeben. Die Schulfrage namentlich zeige dies
zur Genüge; die Kirche sei durchaus in ihrem
Einsluß aus die Schule nicht beschränkt, der
Ortsgeistliche perse Mitglied des Ortsschul-
vorftandes, ja, wo cs gehe, solle der Geistliche
zum Vorfitzenden des Ortsschnlrathes gewählt
werden, der Religionsunterricht würde in der
Schule durch die Geistlichen und in deren Ver-
tretung theilweise auch durch die LeMr ertheilt,
es sei also der Kirche EinfLuß genug gewährt.
Hier aber, in dem gegenwärtigen Kampfe. sei
es der Clerisei nicht um den Einfluß, welchen
der Einfiuß der Arbeit und des Verdienstes
um die Schule erwerben, zu thun, sondern um
die nnverdiente. und nnbestrittene Alleinherr-
schaft über die Schule. Gegen die Kundgebun-
gen der sog. wandernden Cafinos. die sich cin
Recht antnaßen, im Namen der kath. Bürger
zu sprechen, sich zu erheben, däs sei znnächst
Zweck dieser Dersammlung. Der Erinnerung
dcs VorrednerS an die ausgesprochenen An-
Ansichten GregorS VII. widmet auch er cine
Nachlese, indem er dcffen Wortc citirt, daß die
Macht der Kirche übcr diejenige der Fürsten
und alles Privateigenthums hinausgehe. Die
unersättlich'e Herrschsucht der Clerisei, fuhr er
in seiner Rede fort, ist stets hervorgetreten,
bald mehr, bald minder, wie es die Zeitver-
hältnisse erlaubten. Viele glaubten, daS jüngste
päpstliche Rundschreiben sei das letzte Aufflackern
dieser herrschsücht'gen Regierungsgelüste, aber
dem ist leider nicht so, bei der Unthätigkeit
kann solche noch lange dauern.' Wir wollen
heute einstehen gegen jeden Angriff, der von
dieser' oder jener Seite gegen die Ordnung der
Dinge in unserem Lande begangen würde, aber
unK auch nicht einschläfern laffen, denn es wird
kein Friede sein, bis die Schule confessionslos
ist, wie der Staat selbft und hoffen wir, daß
dieses bald erfüllt werde.

Der Nednet hat zum Schlusse noch eine,
und die sußeste Pflicht dieser Stunde zn er-
füllen.

Dunkle Gerüchte gingen schon seit Ende des
letzren Jahres theils in der Preffe, theils
von Mund zu Mnnde umher, als sei unsere
Regierung durch die ewige Wühlerei und Hetzerei
im Volke ermüdet oder auch in ihrem Glauben
an die Gesinnung des Volkes und an die Durch-
sührbarkeit deS .begonnenen WerkeS wankend
gewordcn; es wurde sogar, zuerst andeutungs-
weisc, sodann bestimmt und unzweideutig ange-
kündigt, daß der Mann, auf den die Männer
der Dunkelheit die größte Fülle ihres GifteS
und ihrer Schmähungen ergoffen haben, der
Mann, deffcn Namcn und Person mit dcm
Schulgesetze für deffen Freunde und Feinde so
zu sagen identisch ist, als erstes Opfer der
Friedensliebe sallen solle.

Meine Herren! Zn diese bange Schwühle
ist der Brief unseres Großherzogs an seinen

Minister Lamey wie ein Wetterstrahl hereinge-
fahren, niederschmetternd für die, welche sich
schon zum Triumphe anschicken mochten; luft-
reinigend und lichtes Wetter für lange ver-
heißend allen denen, die sich den Glauben an
unsere neue Aera nicht so leicht mögen rauben
laffen; und ein wahres Symbolum, eine Freu-
denbotschast für Alle, die an die constitutivnelle
StaaMeform glauben. Wir müßten nns be-
schämt sühlen, so oft von der Einen Stelle
Licht, Kraft und Wärme über das Ganze und
auch über nus ausgehen zu sehen, wenn ivir
nicht wenigstens uns des wärmsten Dankes
fähig zeigten.

Meine Herren! Jndem ich die Jhnen vor-
gelegte Adressc unterstütze und Sie um Jhre
einmüthige Zustimmung zu derselben bitte, fordre
ich Sie aus, mit mir den Änsdruck unsres
DankeS für die jüngste crhabene und erhe-
bende Willensäußcrung unsres Großherzogs in
ein dreifaches begeistcrtes Lebehoch zusammen-
zufassen. Se. K. H. untcr Großherzog Friedrich
lebe hoch!

Hieraus sprach Hr. Dr. Friedmann den
Wunsch aus, man möge die Stelle der Adresse,
welchc die Enciclica berühre, streichen, und je-
den Anschein, als wolle man das kirchliche Ge-
biet betreten, vermeiden. Ferner schloß sich der-
selbe den Ausführungen des Vorredners über
das eigentliche Wescn der Schulreform an und
wünschte, in der Adresse auf die Kommunal-
schule, als das Ziel derjenigen Bestrebungen
hingewiesen zu haben, welche die Schnle weder
der katholischen Kirche, noch der protestantischen
oder jüdischen anvcrtraut wissen möchte.

Auf diese mit Beifall aufgenommene Aeus-
serung erwiederten die Herren S'chellcnberg
und Baumann zu Gunsten der Annahme
der Adreffe ohne Abänderung derselben, unter
Hlnweisung auf dic Thatsache, daß eine Partei,
welche die Enciclica als obcrftes Gesetz befolge,
allen Anspruch auf das Recht der Volkser-
zichung verwirkt habe, und unter Hervorhe-
bung desUmstandes, daß der Weg unserer Wün-
sche zu den gesetzlichen Vertretern des Volkes,
zu den im Laufe deS Jahres wieder zusam-
mentretenden Kammern führe.

Bei der hierauf vorgenommenen Abstimmung
mit Gegenprobe wurde denn auch die Adrefic
einstimmig angenommen.

Damit schloß die Versammlung, welche in
der Geschichtc unserer Stadt eine hervortretende
Stelle einnehmen und in ihrem Ergebnisse
nicht ohne Einfluß auf die Lösung der Schul-
srage bleiben wird. Der Vorsitzende schloß die-
selbe mit einem stürmisch erwiederten Hoch aus
die Verfassung.

Die Versammlung war ein. erhebender Act
der Einmüthigkeit und des Bewußtseins einer
großen, dem Frieden, der Aufklärung, dm
Fortschritte huldigenden Gemeinde gegenüber
einer im Finstern schleichendcn Partei, welche
der Civilijatiön den Krieg crklärt, das Volk
verdummen und in überwundene Zeiten zurück-
schreiten möchte. Die Sprache der Entrüstung,
welche ihr Treiben hier hervorgernfen hat, wird
ihr Echo im Lande finden, und darüber hinaus.

(Mannh. Bl.)

H Mannheim, 23. Febr. Obgleich die
Abhaltung eines „Wandernden Casinos" von
Seiten deS hiesigen Bezirksamtcs für heute
untersagt war, so versuchte die ultramontane
Partei dennoch ihre Absicht in Vollzug zu setzen-
Der um die Mittagszeit hier eintreffende Eisen-
bahnzug brachte einige Hundert Odenwälder
BLuerleins in die Pfälzer Hanptstadt — an-
geführt von meist jungen fanatischen Geistlichen
und in der Hoffnl;ng, die öffentliche Meinung
Mannheims plötzlich umzustimmen. Es nahvl
sich in der That mitleidenswerth aus, eine
Heerde von einigen Hundert Landbewohnern ^
sich als Repräsentanten deS religiösen
wußtseyns von 800,000 Katholiken Badens in
die Stadt bewegen zu sehen überzeugt, daß
die allerwenigsten sich Nechenschaft abzulege»
im Stande waren, warum sie uns mit ihrem
Besuche beehrt. Von grenzenloser Dumrnhen
der Führer zeigt es aber, in Mannheim einc
solche ultramontane Versammlung abhalten zu
wollen, wo nicht der geringste Poden für solch^

Ausschreitungen finden. — Die Schaarwurde
 
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