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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 2
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Scheffler, Karl: Die Slevogt-Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0095

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lichkeir, Unmittelbarkeit und Palettenelan vereinigen. Hier
ist ein Maler, der dunkel, tonig begann und mit den Jahren
dann immer heller und farbiger wurde, der in der Jugend
ernst war und mit sechzig Jahren heiter ist.

Es ist der Vorteil des Malers, daß er sein Lebenswerk
im Raum ausbreiten kann, daß man daran entlang geht
und viele Jahre mit einem Blick umfaßt, wo der Musiker,
der Dichter nur im Nacheinander verstanden werden kann.
Slevogt nutzt diesen Vorteil, weil sich im Tutti erst seine
Eigenart ganz enthüllt. In keinem Bild ist er ganz, er ist
es in der Ganzheit und Vielgestalt der Bilder, Zeichnungen
und Illustrationen. Ein Gesetz seiner Persönlichkeit ist der
Wechsel. Das bringt in diese Kunst den schnellen Puls
und oft auch das darüber Hinwegeilen. Erzählung ist nicht
nur in den gemalten Abenteuern, sondern auch in einer
Schüssel mit Erdbeeren und in einer Zuckerschale. Auch
die Stilleben handeln, weil alles vibriert, weil alles gespannt
und geistvoll ist. Nicht nur die Porträts haben Esprit, son-
dern auch die Berglandschaften. Und dieser Esprit nimmt
gefangen. Ehe der Kritiker sich versieht, bevor er be-
ginnen kann zu zergliedern, wird auch er mitgerissen und
in diesen schönen Tumult des Lebens hineingezogen.

*

Die Ausstellung der Akademie ist ausgezeichnet gemacht.
Es ist umsichtig gewählt und vortrefflich gehängt. Ein Dutzend
Bilder oder zwei wären entbehrlich gewesen; doch stören
sie nicht. Es wurde einmal mehr der Beweis erbracht, daß
solche Gesamtdarstellungen kritisch vorgenommen werden
müssen, daß nicht einfach angehäuft werden darf. Auch das
Bild des Lebenswerkes muß von einem dazu Berufenen
herausgearbeitet werden.

Die graphischen Arbeiten Slevogts sind im Kupferstich-
kabinett mit all der Sorgfalt und Materialkenntnis aufgereiht
worden, die in diesem Museum schon Tradition sind.

Im ehemaligen Kronprinzenpalais wird die „Zauberflöte"
in Entwürfen und Radierungen gezeigt. Etwas Spezielles.
Diese Blätter sind gut und anschaulich aufgestellt. Die
Bilderausstellung wäre, mit Rücksicht auf die Veranstaltung
der Akademie, besser unterblieben. Die Gesamtdisposition
erscheint hier durchbrochen.

Im Verlag Bruno Cassirer kommt der Illustrator zu Wort.
Es ist die intimste Ausstellung geworden und die am ge-
fälligsten improvisierte.

Die vier Ausstellungen zusammen wirken wie eine
Premiere. Der Eindruck wird noch lange festlich nach-
wirken.

J.B. JONGKIND, HOLLÄNDISCHE LANDSCHAFT. FARBIGE ZEICHNUNG

AUSGESTELLT IN DER GALERIE WEBER, BERLIN

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