Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0491
DOI Heft:
Heft 12
DOI Artikel:Portalis, Honoré F.: Aus dem Leben Fragonards: nach dem Buch von Honoré F. Portalis
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HONORE FRAGONARD, GESELLSCHAFT IM PARK. ZEICHNUNG
AUS DEM LEBEN FRAGONARDS
NACH DEM BUCH VON
HONORE F.PORTALIS
Als Fragonard* mit zwanzig Jahren den Großen
*- ^ Preis erhalten hatte und vom Staat nach Rom
geschickt wurde, sagte sein Lehrer Boucher zum
Abschied zu ihm:
„Mein lieber Frago, du wirst in Italien die
Werke Michelangelos und Raffaels sehen, ich rate
dir aber als guter Freund: wenn du diese Leute
ernst nimmst, ist es um dich geschehen und du
bist für alle Zeit verloren." Nach seinen ersten
Erfahrungen in Rom schrieb dann Fragonard:
* Jean Honore Fragonard, geboren am 5. April 1732 in
Grasse. Er kam in früher Jugend mit seinen Eltern nach
Paris, erklärte ihnen nach einer kurzen Lehrzeit in einem
Posamentiergeschäft, er wolle Maler werden und kam zuerst
zu Chardin in die Lehre, der ihn aber als untauglich entließ.
„Die Gewalt Michelangelos erschreckte mich. Als
ich die Schönheiten Raffaelscher Malerei sah, war
ich zu Tränen gerührt und der Stift entfiel mei-
nen Händen. Ich konnte mich monatelang von
einem Zustand völliger Untätigkeit nicht erholen."
Während eines Aufenthaltes von fünf Jahren in
Italien entstanden viele Zeichnungen und Bilder
aus der Umgebung Roms. Im Herbst 1761 kehrte
Fragonard nach Paris zurück. Er stellte aus und
hatte so großen Erfolg, daß er einstimmig zum
Mitglied der Akademie gewählt wurde. Alle be-
deutenden Kritiker schenkten dem aufgehenden
Stern Beachtung, und Diderot signalisierte ihn in
einem seiner „Salons".
Die Goncourts haben Fragonard mit eben die-
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AUS DEM LEBEN FRAGONARDS
NACH DEM BUCH VON
HONORE F.PORTALIS
Als Fragonard* mit zwanzig Jahren den Großen
*- ^ Preis erhalten hatte und vom Staat nach Rom
geschickt wurde, sagte sein Lehrer Boucher zum
Abschied zu ihm:
„Mein lieber Frago, du wirst in Italien die
Werke Michelangelos und Raffaels sehen, ich rate
dir aber als guter Freund: wenn du diese Leute
ernst nimmst, ist es um dich geschehen und du
bist für alle Zeit verloren." Nach seinen ersten
Erfahrungen in Rom schrieb dann Fragonard:
* Jean Honore Fragonard, geboren am 5. April 1732 in
Grasse. Er kam in früher Jugend mit seinen Eltern nach
Paris, erklärte ihnen nach einer kurzen Lehrzeit in einem
Posamentiergeschäft, er wolle Maler werden und kam zuerst
zu Chardin in die Lehre, der ihn aber als untauglich entließ.
„Die Gewalt Michelangelos erschreckte mich. Als
ich die Schönheiten Raffaelscher Malerei sah, war
ich zu Tränen gerührt und der Stift entfiel mei-
nen Händen. Ich konnte mich monatelang von
einem Zustand völliger Untätigkeit nicht erholen."
Während eines Aufenthaltes von fünf Jahren in
Italien entstanden viele Zeichnungen und Bilder
aus der Umgebung Roms. Im Herbst 1761 kehrte
Fragonard nach Paris zurück. Er stellte aus und
hatte so großen Erfolg, daß er einstimmig zum
Mitglied der Akademie gewählt wurde. Alle be-
deutenden Kritiker schenkten dem aufgehenden
Stern Beachtung, und Diderot signalisierte ihn in
einem seiner „Salons".
Die Goncourts haben Fragonard mit eben die-
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