Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0262
DOI Heft:
Heft 6
DOI Artikel:Dormoy, Marie: Jacques Doucet
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EDOUARD MANET, AM UFER
SAMMLUNG DOUCET
JACQUES DOUCET
VON
MARIE DORMOY
DEUTSCH VON MARGARETE MAÜTHNER
Wenn man ein Wort suchen wollte, um Jacques Doucet
als Persönlichkeit zu charakterisieren, so könnte man
nichts Besseres finden, als ihn einen Pariser zu nennen. Da-
mit soll aber nicht etwa jenes Parisertum des Rat Mort oder
der Rotonde gemeint sein, sondern jener pariserische Geist,
der aus einer schlammigen Insel die schönste Stadt der Welt
erstehen ließ, der das Lächeln auf das steinerne Antlitz der
Jungfrau mit dem Kinde auf der Porte Rouge zauberte, der
die Hand von Moreau dem Jüngeren und Gabriel de Saint-Aubin
durchgeistigte, und der Straßen und Plätze scheinbar achtlos
hinwarf und damit ein architektonisches Meisterwerk schuf.
Ein Vollblutpariser, war Jacques Doucet noch mehr als
jeder andere dazu ausersehen, den Typus des Parisers in
seiner Vollendung zu verkörpern. Denn seine Eigenart hatte
sich an der Zauberwelt der hohen Schneiderkunst heraus-
gebildet, er war darin groß geworden, und man weiß ja,
welch künstlerisches Fest das Schreiten und Gleiten der
Mannequins sein kann, wenn man darin den Geist des Meisters
spürt. Mehr als die anderen Künste verlangt die Mode eine
immer frisch sprudelnde Erfindung, ein rastloses Experimen-
tieren und eine taktvolle Anpassung an feststehende Ziele.
Um König in diesem Reich zu sein, muß man ebenso Sinn
für Form wie für Farbe, für Wirklichkeit wie für Phantasie
besitzen.
Und diese vielfältigen Gaben, über die Jacques Doucet
in ganz hervorragendem Maße verfügt, übertrug er auch auf
*33
SAMMLUNG DOUCET
JACQUES DOUCET
VON
MARIE DORMOY
DEUTSCH VON MARGARETE MAÜTHNER
Wenn man ein Wort suchen wollte, um Jacques Doucet
als Persönlichkeit zu charakterisieren, so könnte man
nichts Besseres finden, als ihn einen Pariser zu nennen. Da-
mit soll aber nicht etwa jenes Parisertum des Rat Mort oder
der Rotonde gemeint sein, sondern jener pariserische Geist,
der aus einer schlammigen Insel die schönste Stadt der Welt
erstehen ließ, der das Lächeln auf das steinerne Antlitz der
Jungfrau mit dem Kinde auf der Porte Rouge zauberte, der
die Hand von Moreau dem Jüngeren und Gabriel de Saint-Aubin
durchgeistigte, und der Straßen und Plätze scheinbar achtlos
hinwarf und damit ein architektonisches Meisterwerk schuf.
Ein Vollblutpariser, war Jacques Doucet noch mehr als
jeder andere dazu ausersehen, den Typus des Parisers in
seiner Vollendung zu verkörpern. Denn seine Eigenart hatte
sich an der Zauberwelt der hohen Schneiderkunst heraus-
gebildet, er war darin groß geworden, und man weiß ja,
welch künstlerisches Fest das Schreiten und Gleiten der
Mannequins sein kann, wenn man darin den Geist des Meisters
spürt. Mehr als die anderen Künste verlangt die Mode eine
immer frisch sprudelnde Erfindung, ein rastloses Experimen-
tieren und eine taktvolle Anpassung an feststehende Ziele.
Um König in diesem Reich zu sein, muß man ebenso Sinn
für Form wie für Farbe, für Wirklichkeit wie für Phantasie
besitzen.
Und diese vielfältigen Gaben, über die Jacques Doucet
in ganz hervorragendem Maße verfügt, übertrug er auch auf
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