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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 2
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Berliner Ausstellungen
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AUGUSTE RENOIR, BÄUERINNEN. KOHLEZEICHNUNG

AUSGESTELLT IN DER GALERIE A. FLECHTHEIM, BERLIN. MIT ERLAUBNIS DER D. D. A.

BERLINER AUSSTELLUNGEN

A Umstellung „Humor in der Malerei", veranstaltet von der
Neuen Kunsthandlung in den Räumen der Berliner
Sezession.

Das Positive dieser Ausstellung besteht darin, daß eine
große Anzahl sehr schöner Zeichnungen und Drucke be-
rühmter deutscher Humoristen, Satiriker und Karikaturisten
des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts zusammen-
gebracht worden ist. Viel Bekanntes und manches Neue;

doch erfreut das Bekannte ebenso _

wie das Neue, weil man das Gute
immer wieder gern genießt. Schon
die Arbeiten älterer Künstler wie
Busch, Blechen, Menzel, Hosemann,
Oberländer, Spitzweg, Slevogt, Th.
Th. Heine, Gulbransson, Wilcke,
Corinth u. a. würden der Ausstel-
lung Bedeutung geben; es kommen
aber noch Blätter von Karl Arnold,
Marcus Behmer, Otto Dix, Groß-
mann, George Grosz, Kubin, Orlik,
W. G. Rößner, Trier und vielen an-
deren hinzu, die sowohl künstlerisch
wie zeitpsychologisch von hohem
Wert sind. Jeder Besucher kommt
auf seine Rechnung vor diesen Zeich-
nungen melancholischer Humoristen,
geistvoller Spötter, witziger Ironiker,
eleganter Zyniker, entrüsteter Sati-
riker und versöhnlicher Komiker, vor
diesen mannigfaltigen Blättern, die
alle unter dem Zwang einer persön-
lichen Anschauung der Welt entstan-
den sind.

AUGUSTE RENOIR, KINDERKOPF. PASTELL

AUSGESTELLT IN DER GALERIE A. FLECHTHEIM, BERLIN
MIT ERLAUBNIS DER D. D. A.

Dieses vorausgesetzt, ist anzumerken, daß der Titel
der Ausstellung der Definition nicht standhält. In der Ma-
lerei, wenigstens in der guten, gibt es keinen Humor. Ob-
wohl ja vielfach mit der Absicht, humorvoll zu sein,
gemalt worden ist. Die ausgestellten Bilder zeugen gegen
sich selbst. Die erzählende, berichtende, dramatische,
aufs Zeitliche gerichtete Absicht des Zeichners und die
Absicht, die jeder gute Maler haben muß: die Welt des
Zuständlichen, des Optischen darzu-
stellen, streiten grundsätzlich mit-
einander und sind nicht zu ver-
söhnen. Unter den Schwarzweiß-
blättern sind Meisterwerke, doch ist
kein wahrhaft gutes Bild in der
Ausstellung. Das spricht für sich
selbst. Wer Lust hat, den Humor
in der bildenden Kunst Zu definieren,
mag von dieser Tatsache ausgehen.

Manches wäre entbehrlich gewe-
sen. Was haben gewisse anklägeri-
sche Kraßheiten, was haben Blätter
wie die schicken Tribadenaquarelle
von Zoff mit Humor zu tun?

Aufschlußreich ist ein Vergleich
dessen, worüber man im neunzehnten
Jahrhundert gelacht hat und worüber
heute gelacht wird. Und wie ver-
schieden das breite, etwas spieß-
bürgerliche Lachen damals von dem
harten, spröden Lachen des Heutigen
ist. Die Lebenden erscheinen in
ihrer Mehrzahl als das, was Rudolf
Großmann „Baissiers" nennt.

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