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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 2
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G.: Die Sigmaringer Sammlung
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0108

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MITTELRHEINISCHER BILDTEPPICH. ANFANG DES 15. JAHRHUNDERTS

AUS DER SIGMARINGER SAMMLUNG

Regensburger Meisters*. Ihm schließt sich als eines der schön-
sten altdeutschen Porträts das vermutungsweise dem Burgkmair
zugeschriebene Bildnis des Herrn Weiß aus Augsburg an.
Von dem kölnischen Meister des Bartholomäusaltars stammt
eine außerordentlich reizvolle Anbetung der Könige. Der als
Kupferstecher berühmte Meister des Hausbuchs ist mit einem
seiner seltenen Gemälde, einem Altarflügel mit der Dar-
stellung der Auferstehung Christi, vertreten. Ein Hauptwerk
aus der Frühzeit des Bernhard Strigel sind die acht Altar-
tafeln mit Szenen aus dem Marienleben.

Die Gemälde der Sigmaringer Sammlung sind im Jahre
1924 durch eine Veröffentlichung im Städel-Jahrbuch, die
Bildwerke durch den reich illustrierten Katalog, den H. Sprinz
im Jahre 1925 herausgab, weiteren Kreisen bekannt geworden,
nachdem sie durch fünfzig Jahre vor der Profanierung durch
den Photographen mit merkwürdiger Scheu behütet worden
waren. Noch ungehoben sind aber die Schätze der kunst-
gewerblichen Sammlungen, die an Zahl wie an Bedeutung
die anderen Abteilungen weit übertreffen. Unter den mittel-
alterlichen Grubenschmelzarbeiten finden sich Stücke von
unschätzbarem Werte wie die zwei runden Emailplatten aus
Stavelot von dem Meister Godefroid
de Ciaire, die der Fürst Karl Anton
mit manchen anderen wichtigen Stücken
rheinischer Herkunft während seines
langen Aufenthaltes in Düsseldorf„ er-
werben konnte. Das Reliquiar aus Gruol
ist eines der bedeutendsten Denkmäler
romanischer Goldschmiedekunst Süd-
deutschlands. Vier romanische Leuchter,
eine großartige Reihe gotischer Aqua-
manilien, ein mit Silberschmelzarbeit

* Siehe K.u.K. Jahrg. XXVI, S. 330.

gezierter Kelch des frühen vierzehnten Jahrhunderts sind
nur ein paar Hauptstücke der reichen Sammlung. Nicht
minder berühmt und nun wohl umworben sind die mittel-
alterlichen Bildwirkereien des Sigmaringer Museums. Ein
Bildteppich mit dreizehn Darstellungen aus der Liebes-
geschichte des Wilhelm von Orleans nach der Dichtung
des Rudolf von Ems findet nur wenige seinesgleichen,
ebenso wie ein Teppich mit kämpfenden Waldmenschen,
der durch das phantastische Motiv wie durch die prachtvoll
erhaltene Färbung besticht. Elfenbeinarbeiten schließen
sich an, unter ihnen ein berühmtes Stück aus Salerno,
Töpfereien der deutschen Renaissance mit Hauptstücken aus
der Nürnberger Werkstatt der Preuning, Gläser, unter denen
ein mit Emailfarben bemalter syrischer Becher den Preis
verdient, endlich eine Sammlung von Kästchen des vier-
zehnten bis sechzehnten Jahrhunderts, wie sie in solcher Zahl
kaum an einer anderen Stelle zusammengebracht worden ist.

Der Preis, um den die Sammlung verkauft worden ist,
hat in Fachkreisen manche Kritik erfahren; in der Tat be-
trägt er fast das Doppelte der ursprünglichen Schätzung und
damit der Summe, zu der die Sammlung von den Vermittlern
übernommen wurde. Aber -es mußte die
Tatsache gewissermaßen eskomptiert
werden, daß eine der letzten großen
Gelegenheiten des Kunstmarktes zu
nützen war. Nachdem die Sigmaringer
Sammlung in ihren Haupt teilen in festen
Museumsbesitz übergegangen ist, wird
hochwertige altdeutsche Kunst wieder
um so viel seltener werden, daß die
jetzt bezahlten Preise mehr als gerecht-
fertigt erscheinen.

G.

SCHRANK. NUSSHOLZ. BURGUND UM 1600

AUS DER SIGMARINGER SAMMLUNG

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