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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 3
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Börger, Hans: Die Wiederherstellung der Kathedrale von Syrakus
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0124

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SYRAKUS, DER DOM. FASSADE VON POMPEO PICARALE

nator Paolo Orsi, der Soprintendente alle anti-
chitä della Sicilia, in diesem Falle gestellt waren,
erhellt ohne weiteres aus der Betrachtung der kom-
plizierten Baugeschichte der Kathedrale. Stellen
wir zunächst einmal das Außerordentliche fest:
die Kirche ist hineingebaut in einen dorischen
Tempel, einen Peripteros Hexastylos, der nicht
lange vor der Mitte des fünften Jahrhunderts vor
Christus, vielleicht noch während der Regierungs-
zeit Hierons I. (479—467) errichtet wurde und
wahrscheinlich der Athena geweiht war. Auf dem
höchsten Punkte der Insel Ortygia an Stelle eines
hocharchaischen Heiligtums erbaut*, beherrschte
dieser Tempel, dessen glanzvolle dekorative Aus-
gestaltung noch Cicero in seiner Anklage des
Verres rühmend erwähnt, weithin die Silhouette
der Altstadt, ein Wahrzeichen für den Schiffsver-
kehr dieser griechischen Weltstadt des Altertums.

* Vgl. P. Orsi, Gli scavi intorno a l'Athenaion di Sira-
cusa negli anni 1912—17.

SYRAKUS, DER DOM. NORDSEITE

Verhältnismäßig spät erst — im siebenten Jahr-
hundert — räumte die jungfräuliche Athena der
jungfräulichen Mutter Gottes den Platz, verwan-
delte man den zur halben Ruine gewordenen Tem-
pel in eine christliche Kirche. Man schloß die
Interkolumnien des Säulenumgangs durch Mauern,
löste die Wände der Cella in von Pilastern ge-
tragene Rundbögen auf, nahm die Querwand des
Opisthodoms und den stark erhöhten Fußboden
der Cella fort (so daß die Säulen und Pilaster auf
besonderen Basen zu ruhen scheinen) und verlegte
den Eingang von Osten nach Westen unter Bei-
behaltung der beiden Säulen in antis, die nun das
neue Portal flankieren. In engster Anlehnung
also an die ursprünglichen Grundrißverhältnisse
entstand so eine richtige dreischiffige Basilika, der
im Osten drei halbkreisförmige Apsiden — eine
große für das Mittelschiff, zwei kleinere für die
Seitenschiffe — vorgelegt wurden, wozu vermut-
lich im Westen die übliche Vorhalle trat, von der

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