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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 4
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Glaser, Curt: Die Van Gogh-Affäre, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0161

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VINCENT VAN GOGH, DAS GETREIDEFELD
DE LA FAILLE NR. 807. BEGLAUBIGTES ORIGINAL

begutachtet und als echt anerkannt hatte, stellte
sich öffentlich auf die Seite Wackers, indem er
bekannte, es könne ihn nur ein positiver Beweis der
Fälschung davon überzeugen, daß er geirrt, und
Wacker nicht in gutem Glauben gehandelt habe.

So ist die Lage dieses reichlich verzwickten
Falles. Herr Wacker stellt sich auf den Stand-
punkt, man müsse ihm beweisen, daß die Bilder
falsch seien. Gelinge dieser Beweis nicht, so seien
sie eben echt. In Wahrheit ist es umgekehrt.
Entstand einmal der Verdacht, so ist es an ihm,
die Echtheit einwandfrei zu beweisen, und dazu
gehört, so, wie der Fall heute liegt, ein unwider-
legliches urkundliches Material, ein absolut ein-
wandfreier, bis in die Familie van Goghs hinauf-
reichender Stammbaum, da dem Urteil eines Ex-

GETREIDEFELD. DE LA FAILLE NR. 823
ANGEZWEIFELTES BILD

perten allein, der sich im einen wie im anderen
Falle schwer getäuscht haben muß, niemand mehr
vertrauen will.

So zeigt auch dieser jüngste Kunstskandal die
Zusammenhänge zwischen Fälschung und Exper-
tisenwesen, die diese Zeitschrift seit Monaten klar-
zustellen sich bemüht. Er zeigt deutlich, wohin
Kunsthandel und Sammlertum gelangt sind, da sie
sich gewöhnt haben, mehr auf Namen — auf
Namen von Künstlern oder von Experten — als auf
ihre Augen zu vertrauen. Wer früher ein Bild kaufte,
pflegte es zu tun, weil es ihm gut gefiel. Heute
tut er es, weil „man" einen Monet oder einen van
Gogh im Salon hängen hat. Er verläßt sich nicht
auf seine Augen, aber — und das scheint uns
wichtig — auch nicht auf die Aussage des Händ-

VINCENT VAN GOGH, HAUSER IN SAINTES-MARIES
DE LA FAILLE NR. 420. BEGLAUBIGTES ORIGINAL

HÄUSER IN SAINTES-MARIES. DE LA FAILLE NR. 421
BEZWEIFELTES BILD

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