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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 4
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Scheffler, Karl: Plastik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0171

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FRITZ HUF, BEMALTE TERRAKOTTEN

AUSGESTELLT IN DER GALERIE MATTH1ESEN

kottamaterial gut zu der Art der Modellierung.
Diese pikant gemachten Bildnisköpfe gehören durch-
aus einem Zeitstil an, der sich schon durchgesetzt
hat. In diesem Stil arbeiten, wenn auch persönlich
differenzierend, Haller, de Fiori, Edzard, Renee Sin-
tenis (in ihren Bildnisköpfen) und, mehr entfernt,
auch Kolbe. Diese alle verstehen die Dame gesell-
schaftlich darzustellen, ohne daß dem Künstleri-
schen Abbruch getan wird. Das Charakteristische
wird anregend ausgedrückt, die Bildnisplastiken er-
erscheinen, bei allem Ernst des Formenstudiums,
interessant und leicht. Diese neue Bildniskunst ist
etwas zierlich, sie bevorzugt kleine Formate, und
nähert sich zuweilen ein wenig der Manier. Doch
ist zweifellos ein Niveau geschaffen.

Eine besondere Gruppe von Arbeiten Hufs bil-
den die Terrakotten kleineren Formats, die junge
Frauen in ganzer Gestalt darstellen: im Pyjama,
im Abendkleid, in Hut und Mantel, im Bademantel,

im Ballkleid, im Schlafrock usw. Hier soll Tanagra
auferstehen. Um so lebendiger als diese Terrakotten
— wie auch einige Köpfe — leicht und geschmack-
voll bemalt sind. Das Problem gräcisierender Kör-
permelodik mit moderner Kleidung zu vereinen
ist geschickt und künstlerisch gelöst; um so besser,
als die moderne Frauentracht der Absicht entgegen-
kommt. Man kann nicht sagen, daß Huf in
diesen Arbeiten sein Bestes gegeben hat, aber
er hat damit vielleicht sein Eigenstes gegeben, es
ist am meisten von seiner eingeborenen Natur
darin.

Am deutlichsten wird das ernste Streben und
das schöne Können Hufs vor den großen Gipsen
einer Jünglings- und einer Frauengestalt. Echte pla-
stische Empfindung war hier am Werk. Doch ist
das Modell noch nicht ganz überwunden, das Leben
ist noch irgendwie gefangen. Diese Arbeiten er-
bringen einen Befähigungsnachweis, doch wirken

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