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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 4
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Basler, Adolphe: Völkerbund der Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0183

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Ausdrucks stets in der Nähe übertriebener Ak-
zente zu leiden hat. Man stelle eine Büste von
Despiau inmitten verrenkter Kubismen auf, und
die Wirkung wird die gleiche sein. Despiaus männ-
liche wie weibliche Figuren haben dieselbe Rasse,
dieselbe Menschlichkeit wie die Köpfe von Houdon,
sogar die ausdrucksvollen Gesichter der gotischen
Meister. Durch ihre nervöse Geschmeidigkeit und
ihren Reichtum an innerem Leben strömen sie
einen ebenso großen Reiz aus, wie die klaren und
gleichzeitig sinnlichen Formen der Plastik Maillols,
die von einer wahrhaft griechischen Schönheit
durchdrungen ist. Maillol und Despiau in der Plastik,

Bonnard und Vuillard in der Malerei waren die
einzigen, die die Reinheit ihrer Vision behalten
sollten. Jene Sorge um die Einfachheit, Klarheit
und Geselligkeit in der Kunst hat jetzt selbst auch
Matisse gepackt und ihn von den Klugsprechern
und Geisterbeschwörern abgebracht, die darin fort-
fahren, durch sensationelle Experimente das Ge-
heimnisvolle und die Lüge auszubeuten. Sein glück-
liches Malertalent gestattet ihm, aus dem Leben
jene natürliche Freude und heißblütige Trunken-
heit zu nehmen, durch die seine Bilder in raffi-
nierter Pracht eine beinahe tierische Glückseligkeit
ausatmen.

HENRI MATISSE, AUF DEM SOFA

MIT ERLAUUNIS DER D. D. A.

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