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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 4
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0192

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ANTON FAISTAUER, BERGLANDSCHAFT MIT STADT

AUSGESTELLT IN DER GALERIE VIKTOR HARTBERG

Frankl und Böckl. In Berlin hat er lange nicht kollektiv
ausgestellt. Um so dankenswerter ist es, daß ihm die Galerie
Victor Ilartberg jetzt Gelegenheit gab, genügend viele Proben
einer begabten Malerei zu zeigen, die ausgesprochen öster-
reichisch ist und zugleich auch einen gewissen europäischen
Charakter hat.

*

Georg Schrimpf ist ein Autodidakt, der ein merkwürdiges
und schweres Leben geführt hat, bevor er sich dem Malen
hingeben konnte. In seiner Malerei ist davon nichts zu
spüren. Sie wirkt fast wie das kontemplative Schaffen eines
mönchisch still Dahinlebenden. Ein Beweis, daß der em-
pirische Charakter — um mit Kant zu reden — von dem
intelligiblen Charakter völlig unabhängig sein kann. Schrimpf
malt, wie seine Ausstellung in der Galerie Neumann-Nieren-
dorf wieder zeigt, im Sinne der Nazarener: sehr genau und
einzeln, aber doch mit einem Blick für das Ganze, mit idylli-
scher Grundstimmung sachlich berichtend, zum Teil mit echter
und zum Teil mit erkünstelter Naivität, fromm, doch etwas
gar zu harmlos und unschuldig. Es ist als würde Matthias
Claudius mit Talent — nachgeahmt. Eine Malerei mit
Bäumlein, Wässerchen, Mägdelein und anderen Diminutiven,
die aber viel Achtung verdient, um ihres Fleißes, ihrer Hin-
gabe und um einer entschiedenen angeborenen Begabung
zur Bildgestaltung willen. Auf seinem Selbstbildnis sieht
Schrimpf auch aus wie ein Nazarener: still, zurückhaltend,
klar, aber einseitig, zuverlässig und eigensinnig. In der Aus-
stellung mochte man zweifeln, ob das Künstlerische oder
das Menschliche tieferen Eindruck machte. Ein Eindruck
war jedenfalls vorhanden.

*

Wenn diese Zeilen erscheinen, wird die große Ausstellung
chinesischer Kunst schon eröffnet sein, die von der Gesell-

schaft für ostasiatische Kunst in den Räumen der Akademie
veranstaltet wird. Schon jetzt kann man sagen, daß die
Ausstellung, als eine der bedeutendsten ihrer Art, die Reihe
ähnlicher Unternehmungen in Paris, Amsterdam, Köln würdig
fortsetzt. An Umfang übertrifft sie ihre Vorläuferinnen. An
Qualität wird sie ihnen nicht nachstehen. Alle großeil
Sammler des Inlandes wie des Auslandes werden ebenso
wie die Museen durch Leihgaben vertreten sein. Wir geben
heute nur einige Abbildungen. Im nächsten Hefte wird
aus berufener Feder eine ausführliche Würdigung folgen. Da
die Ausstellung bis in den Anfang des Monats April geöffnet
bleibt, wird sie nicht zu spät kommen, unseren Lesern als
Führer zu dienen.

*

Der Ausstellung französischer Möbel des achtzehnten
Jahrhunderts läßt Herrmann Gerson eine Ausstellung antiker
Teppiche folgen. Es ist merkwürdig, daß trotz Bodes Beispiel,
das sonst noch immer den Geschmack der Berliner Sammler
in vielem entscheidend bestimmt, das Interesse für gute
orientalische Teppiche relativ gering ist. Es ist darum doppelt
zu begrüßen, daß ein großes Geschäftshaus das Wagnis
unternimmt, ein halbes hundert wertvoller und in Wirklich-
keit noch erstaunlich preiswerter Teppiche in einer Aus-
stellung zu vereinigen, die sich nicht nur an den interessierten
Kunstfreund, sondern zugleich und vor allem an den ver-
ständnisvollen Liebhaber und Sammler wendet. Es sind
unter den fünfzig Teppichen, die gezeigt werden, Stücke
von hoher Qualität, wie man ihnen nicht häufig mehr im
Handel begegnet.

KARLSRUHE
Zu dem Wettbewerb für die Siedelung des sogenannten
Dammerstockes sind über vierzig Projekte ausgestellt, die

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