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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 5
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Scheffler, Karl: Planwirtschaft der Berliner Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0205

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nahezu aufgehoben. Das Natürliche wäre, daß
das Berliner Schloßmuseum seinen Besitz von deut-
scher Kunst des Mittelalters dem Deutschen Mu-
seum überließe, daß es wertvolle italienische Kunst-
gegenstände der Renaissanceabteilung des Kaiser-
Friedrich-Museums überwiese, sobald dieses durch
die Eröffnung des Deutschen Museums genügend
Raum hat. Das Schloßmuseum würde durch eine
solche Reinigung nur gewinnen, denn jetzt ist es
ein Zwitter, weder Schloßmuseum noch Kunstge-
werbemuseum. Dasselbe gilt für die islamische
Kunst, für das chinesische Porzellan und für man-
ches andere, was im Berliner Schloß ganz depla-
ciert wirkt. Man braucht nur daran zu denken,
wie sehr das Museum für Völkerkunde durch die
gründliche Reinigung, durch die Reduzierung des
allzureichen Bestandes vor einigen Jahren gewon-
nen hat, um dieselbe Reform dem Schloßmuseum
zu wünschen.

Sollte eine Planwirtschaft dieser Art in unseren
Museen nicht möglich sein? Für eine solche Aus-
einandersetzung zwischen den Ressorts wäre in
den Monaten bis zur Eröffnung noch Zeit. Natür-
lich können Gründe dagegen angeführt werden.
Doch sind es letzten Endes Gründe egoistischer
Natur. Der Egoismus eines Galerieleiters gleicht
dem des Sammlers und ist darum eine höchst
produktive Kraft. Wie der Privatsammler aber
am Ende das mühsam Gesammelte oft mit großer
Geste dem Staat schenkt, so sollte sich auch der
Direktor einer öffentlichen Galerie im gegebenen
Augenblick selbstlos von seinen Kunstwerken tren-
nen können. Um der einen unteilbaren Kunst willen.

SECHS HOCKENDE MUSIKANTINNEN. WEISSER BEMALTER TON. T'ANG (618—906)

BES. : TH. SIMON, BERLIN

176

ob seine Werke, als Arbeiten der klassischen spa-
nischen Malerei, in die Abteilung der Spanier des
Kaiser-Friedrich-Museums gehören. Jetzt sind sie
hier und dort. Auch hier wäre eine Entschei-
dung von grundsätzlicher Bedeutung zu treffen.

Der Kunstfreund wird immer drängen, daß
die Werke eines Künstlers, daß die Meisterbilder
einer wichtigen Schule vereinigt werden. Gute
Kunstwerke gehören zusammen wie Glieder einer
Familie. Darum möchte man auch wünschen —
mit einem aufrichtigen Kompliment für das, was
das Kultusministerium und die Direktion der staat-
lichen Schlösser und Gärten an Wiederherstellungs-
arbeiten vorbildlich geleistet haben —, daß ernst-
haft erwägt wird, ob die in den Berliner und Pots-
damer Schlössern jetzt nicht leicht erreichbaren
Meisterwerke von Watteau, Fragonard, Lancret
usw. nicht besser ins Museum zu den andern Fran-
zosen des achtzehnten Jahrhunderts gegeben wer-
den. Die Schlösser könnten dafür ja mit weniger
wichtigen Bildern des achtzehnten Jahrhunderts, wie
sie in den Depots vorhanden sind, entschädigt werden.

Auf einem andern Gebiet ist die Frage noch drin-
gender. Das Kunstgewerbemuseum hat sich in ein
Schloßmuseum verwandelt. Ohne aber die Konse-
quenzen zu ziehen. Diese würden darin bestehen,
daß sich das Schloßmuseum mit den Objekten von
der Zeit des Barock ab begnügt, weil nur diese
den Räumen angemessen sind, und daß es da-
neben höchstens noch einige Spezialsammlungen
von Stoffen, Majoliken usw. enthält, um Tech-
niken zu veranschaulichen. Die Kunstgewerbe-
museen haben sich im Wandel der Zeit selbst
 
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