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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 6
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Glaser, Curt: Max Beckmann: Ausstellung in der Galerie A. Flechtheim, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0253

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MAX BECKMANN, SCHWENINGEN FRÜH MORGENS. 1828

MIT ERLAUBNIS DER GALERIE J.B. NEUMANN, NEW YORK UND A. FLECHTHEIM, BERLIN
AUSGESTELLT IN DER GALERIE FLECHTHE1M

Gewaltsamkeit der Formung wandelt sich in klare
Organisierung der Fläche. Grellheit der Farbe
mildert sich in Bestimmtheit weniger Kontraste,
deren Klang durch ein reines Schwarz und ein
mildes Weiß gehoben und gestärkt wird.

Dieses Schwarz vor allem ist die Entdeckung
der neuen Bilder Beckmanns. Es ist die schwierigste
aller Farben. Aber Beckmann meistert sie heute.
Es gelingt ihm, mit großen Flächen von tiefem
Schwarz einem Bilde Haltung zu geben. Sein
Schwarz ist nicht ein Abstraktum der Form. Es
ist Farbe und Ausgangspunkt malerischer Gestal-
tung, Grundton eines Akkordes, der mit wenigen

Griffen von Rot oder Gelb oder Grün bis in das
reine Weiß hineinwächst.

Die Klangfülle dieser Akkorde macht die Schön-
heit der neuen Bilder Max Beckmanns. Es gibt
da ein Stilleben mit einem verhaltenen Grün, das
den Augen schmeichelt. Es gibt einen Blick aus
dem Fenster mit vielen Rot, die etwas Erregendes
haben. Beckmann hat die Fähigkeit erlangt, mit
wenigen, ganz bestimmt gesetzten farbigen Ak-
zenten die Stimmung eines Augenerlebnisses aus-
zudeuten, die er zugleich in den knappen Umrissen
einer auf einfachste Formel gebrachten, zeich-
nerischen Struktur festhält.

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