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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 7
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Fechheimer, Hedwig: Ägyptische Kunst: in der Kunsthandlung Dr. Burg & Co., Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0315

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Den Werken des Alten Reiches stellen die beiden fol-
genden Räume Figürliches aus dem Mittleren Reich, das am
spärlichsten vertreten ist — in der Holzfigur eines stehenden
Mannes Nr. 70 — und einige typische Stücke des Neuen Reiches
und der Spätzeit gegenüber: die zierliche Kalksteinstatuette
einer jungen Frau Nr. 26, den lebensgroßen Bronzekopf eines
Pharao im Kriegshelm Nr. 8, dessen leuchtende grüne Patina
das Auge des modernen Beschauers anzieht, die Granitbüste
einer Königin Nr. 63 und die Bronzefigur des Priesters mit
einer Osirisstatuette Nr. 20 — eine virtuose Arbeit der späten
Kunst. Hier sind alle plastischen und malerischen Mittel
des Zeitalters ausgespielt — Hoch- und Flachrelief, Gravierung
und Silbereinlagen —, um ein kostbares Stück zu schaffen,
bis das durchsichtige alte Motiv des Stehenden in einer
durch Glanz und Farbigkeit verwirrenden Synthese von For-
men auflebt.

Den gleichen Weg ägyptischer Kunstentwicklung deuten
die ausgestellten Reliefbilder an: das Glanzstück der Samm-
lung, das Bildnis eines stehenden Mannes aus dem Alten
Reich, in der harten eindrucksvollen Farbigkeit des Zeit-
alters erhalten, die verwandten Arbeiten Nr. 58, 66 und 68;

sein späteres Gegenstück Nr. 60 aus dem vierzehnten Jahr-
hundert v. Chr., der Zeit Amenophis III., die die Licht- und
Farbenreize des versenkten Reliefs entdeckte; die etwas
spätere Arbeit Nr. 62, eine Gruppe von Hofbeamten vor
dem König Tutanchamon. Sie ist ein Beispiel aus einer
kritischen Zeit der ägyptischen Kunst: in den schwingenden
Konturen der sich verneigenden Männer verflüchtigt sich
die Gestalt gefährlich ins Dekorative. Zwischen beiden ist
das zarte polychrome Relief bild einer Tochter Amenophis IV.
entstanden.

Eine kleine Auswahl von Bildhauermodellen Nr. 36—39,
ferner der unfertige Kopf aus Basalt Nr. 75 und die Formen
für Goldschmiedearbeiten Nr. 13 —16 weisen auf die Praxis
in den alten Bildhauerateliers hin.

Die Ausstellung, die mit den Schmuckpaletten aus Schiefer
der Haager und Hamburger Sammlungen Nr. 45, 46, 52—56
in die früheste vorgeschichtliche Kunst führt, zeigt in Werken
wie dem Stuckbildnis eines Mannes von seiner Mumie Nr. 12
und dem gemalten Mumienporträt im Eingangsraum den
späten Ausklang der Pharaonenkunst: die Durchdringung
des Agyptertums mit der hellenistisch-römischen Antike.

NILPFERD. STEIN. FRÜHDYNASTISCH ODER ALTES REICH. HÖHE 16% CM

AUS DER AUSSTELLUNG ÄGYPTISCHER KUNST BEI DR. BURG Jt CO., BERLIN

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