Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

DOI Heft:
Heft 7
DOI Artikel:
Chronik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0320

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
treueste Bundesgenosse Tschudis, die Künstlerschaft und die
Direktion der Gemäldegalerien besaßen keinen einsichtigeren
Berater.

Der Künstler Habermann hat stets größte malerische
Kultur bewiesen. Könnerschaft vereinigt sich mit origineller
Gestaltungkraft. In gewissem Sinne ist es eine Neugestaltung
bayrischen Spätbarocks. Die kapriziösen Porträts und Akte,
zuweilen an das Manierierte grenzend, erinnern in ihrer nervösen
Eleganz, wie in der Brechung der Farben an Greco (den
Habermann übrigens schon lange bewundert und studiert
hatte, ehe man in Deutschland etwas von ihm wußte). Zu
Beginn altmeisterlich, von sehr sonorem Farbenklang, hellte
Habermann seine Palette bis zum Schluß immer mehr auf.

Wer den vortrefflichen Lehrer an der Münchner Akademie
ersetzen soll, ist eine bange Frage. Noch hat die Akademie
für Stuck keinen Nachfolger gefunden. Es sei die Hoffnung
ausgesprochen, daß die Akademie nicht bejahrte und als
Künstler nicht mehr mit der Jugend gehende Männer be-
rufen wird, sondern hervorragende Kräfte, die imstande
sind, das künstlerische Ansehen der Akademie zu fördern
und Münchens internationale Stellung zu festigen.

A. L. M.

ERNST OPPLER +

Einundsechzigjährig ist der Maler Ernst Oppler an einem
Herzleiden gestorben: ein liebenswürdiger Künstler aus dem
Kreise der Sezession, der die Gabe hatte, die neu gefunde-
nen Wahrheiten und Schönheiten der großen Meister gefällig
zu paraphrasieren, ohne jemals ehrgeizig nach der Rolle eines
Bastien-Lepage zu langen. Er machte die Kunst gesellschaft-
lich, nicht aus Berechnung, sondern weil er von Natur ein
gesellschaftlich eingestellter Mensch war. Er war sozusagen
ein Pastelltemperamenr. Darum konnte er auch eine gewisse
internationale Geltung erlangen. Vor allem mit seinen Gra-
phiken und Zeichnungen aus der Welt des Balletts. Am be-
kanntesten ist er geworden als Verherrlicher der Pawlowa.
Mit ihm verschwindet wieder ein Vertreter jener auf Fleiß
und Intelligenz gegründeten mittleren Tüchtigkeit, die für
ein gesundes Kunstleben unentbehrlich ist; seinem Namen
werden wir noch oft in den Versteigerungen moderner
Graphik begegnen.

DIE NOTLAGE DER BILDENDEN KÜNSTLER

Gleichsam als Antwort auf unsere Ausführungen über die
Notlage der bildenden Künstler erscheint das neue Merkheft
des Reichsverbandes mit den Richtlinien für Preise künst-
lerischer Arbeiten. Es wird da dekretiert, eine sogenannte
„offene" Landschaft im Format 50X65 cm solle mindestens
500 Mark kosten, für Staffage oder Darstellung der See kommt
ein Aufschlag von 25% hinzu, für Architektur- und Tier-
bilder 50"/,,, Skizzen nicht unter 125, Aquarelle nicht unter
150, Handzeichnungen nicht unter 75 Mark. Ein Porträt,
Brustbild, 800, Kniestück 1200 Mark. Glaubt man, mit sol-
chen Vorschriften die wirtschaftliche Lage der Künstler heben
zu können? Richtpreise für Kunstwerke sind ein Widerspruch
in sich, denn der Wert eines Kunstwerks hängt allein von
seiner individuellen Qualität ab. Betrachtet man aber Kunst-

werke als Gegenstände des Handels, so sollte man von der
Marktlage ausgehen, Angebot und Nachfrage in Rechnung
ziehen und nicht durch Festsetzung imaginärer Preise die
Verkaufsmöglichkeiten noch herabmindern.

TRAUERFEIER FÜR WILHELM VON BODE

In der Basilika des Kaiser-Friedrich-Museums fand am
5. März die Trauerfeier für Wilhelm Bode statt. Als erster
Redner sprach Generaldirektor Wätzoldt im Namen der Be-
amten der Museen, als zweiter Max J. Friedländer, als ältester
und treuester Mitarbeiter des Verstorbenen. Adolph Gold-
schmidt sprach für die Akademie der Wissenschaften und
die Universität, Max Liebermann für die Akademie der
Künste. In der großen Trauerversammlung, die der Feier bei-
wohnte, vermißte man die Vertreter der Stadt Berlin. Herr
Oberbürgermeister Böß zog es, wie man hörte, vor, zur
gleichen Stunde auf einem Bankett den Boxer Schmeling
zu feiern.

W. LEIBL. BILDNIS KRAU APOTHEKER RIEDER

SAMML. VON B. VERSTEIGERT AM 23. APRIL VON H. IIELB1NG IN MÜNCHEN

DANK DES HERAUSGEBERS

Viele Freunde, Mitarbeiter, Künstler, Kollegen und Leser
haben mir gelegentlich meines sechzigsten Geburtstags freund-
liche Grüße und Wünsche ausgesprochen. Allen persönlich
zu antworten ist unmöglich. So möge hier ein Gruß für jeden
und für alle stehen. Ich bin für die gute Meinung sehr dank-
bar und weiß, daß ich sie fortgesetzt zu verdienen haben
werde. Karl Scheffler.

29I
 
Annotationen