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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 9
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Eberlein, Kurt Karl: Hundert Jahre Berliner Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0367

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CARL STEFFECK, HOCHZEITSREISE

mentalkunst mit dem berühmten Kunstverein im
Sinne der alten Tradition pflegt. Als letzter Vertreter
dieser deutschrömischen Gruppe erscheint Cornelius
1841 in Berlin — der Tag seiner Begrüßung ist der
Gründungstag des Vereins Berliner Künstler—, wo
er vereinsamt seine letzten großen Kartons schafft;
und seit 1847 arbeitet Kaulbach, der Münchner
Diktator, an den Wandgemälden des neuen Mu-
seums. Diese Münchner Kolonialkunst bleibt als
veraltete Staatskunst in Berlin ohne tiefere Folgen.
Rom aber ist nach wie vor der internationale TrefF-

THEODOR HOSEMANN, DIE ANGLER

punkt der Künstler und Kunststile.
Maler wie Catel, Schirmer, Blechen
finden dort ihre höchste Meisterschaft,
während andere die neue englische
Sonnenmalerei erst in Paris, in franzö-
sischer Verwandlung kennenlernen.
Die Berliner Akademieausstellung 1830
bringt den Triumph der Düsseldorfer
Schadowschule und die Düsseldorfer
Mode, bis 1842 die Ausstellung der
belgischen Geschichtsbilder von Gallait
und Biefve in Akademie und Museum
die entscheidende Einwirkung dieser
stofflichen Malerei ermöglicht. Maler
wie Hosemann, Wittich, Schräder,
Bleibtreu, Knille, Pistorius, Knaus, die
alle in Düsseldorf gelernt haben, wer-
den in Berlin erfolgreich. Aber schließ-
lich lernt die Jugend nicht mehr in
Düsseldorf, sondern in Paris, das schon früher
einzelne Künstler anzog, das aber in den dreißiger
Jahren durch die Akademie-Ausstellung der Bilder
von Vernet, Cogniet, Lepoittevin u. a. verlockend
wird. Die Malschulen derDelaroche, Cogniet, Gleyre,
Couture, Isabey werden für die Berliner Schule
entscheidend, und die Erfolge eines Heyden, Richter,
Henneberg, Gentz, Schauß sind undenkbar ohne
diese neue Technik, die vor allem die Krause-
Schüler Hildebrandt, Eschke, Hoguet vertreten. Wie
dann durch Courbet, durch den Barbizon-Kreis
und Manet die französische Schwarz-
und Hellmalerei in Deutschland hei-
misch wird, und wie der Impressio-
nismus in den achtziger und neun-
ziger Jahren sich in Berlin durchsetzt,
ist bekannt genug. Belgien, das die
Akademien in Weimar und Dresden
besetzte, war der Vorkämpfer der
neuen französischen Schönmalerei, die
von Spanien und Holland gelernt
hatte, und Liebermann — dessen
Frühwerke so wenig Verständnis
fanden, nun aber um so wichtiger
erscheinen — hat erst bei Pauwels
in Weimar, dann in Paris und Hol-
land seine Malkunst reifen lassen.
Was wären Künstler wie Menzel,
Meyerheim, Skarbina, Ury, Corinth
und Slevogt ohne die Pariser An-

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