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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 9
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Hübner, P. G.: Preussische Schlösser, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0377

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PORTRÄT DES LANDGRAFEN WILHELM VIII. abb. 2

JOH. HEINR. TISCHBEIN, GRÄFIN STADION (?). abb. 3

rondells, das man vom Eingang her durchschreitet,
liegen die beiden Wachthäuser, das eine fast über-
deckt von großen Buchen; dann tritt man in den
Ehrenhof, den die drei Gebäude des Schlosses um-
geben. Die beiden Seitenflügel stehen streng recht-
winklig zum Hauptgebäude und sind, ähnlich wie
ursprünglich die Gebäude von Wilhelmshöhe, nur
durch kurze niedrige Bauglieder mit dem Haupt-
bau verbunden. Der linke, nördliche Flügel ent-
hält, wie üblich, die Kirche und Kavalierwoh-
nungen, der südliche vorwiegend Küchen- und
Wirtschaftsräume. An der Gartenseite des Haupt-
gebäudes liegt ein Weiher, dessen Form noch die
ehemalige Regelmäßigkeit eines Fontänenbassins
ahnen läßt; in der Hauptachse führt hinter dem
Teich eine breite Schneise in mehreren Absätzen
die Anhöhe hinauf. Die Schneise nimmt die Stelle
von Kaskaden ein, die sich hier befanden, bevor
der Park am Ende des achtzehnten Jahrhunderts
die übliche grundsätzliche Umwandlung zum male-
rischen Landschaftsgarten erfuhr.

Der bemerkenswerteste Rest des ehemaligen
architektonischen Parks, von dem ein sorgfältig
ausgeführtes Modell im Schloß eine deutliche An-

schauung gibt, ist die sogenannte Grotte, eine
Fontänenanlage, etwas abseits in einer vom Ein-
gang des Parkbezirks ausstrahlenden Nebenachse
gelegen. Heute ist sie eine traurige Ruine; ihre
Anlage und Ausschmückung wurde vom Land-
grafen beinahe ein Jahrzehnt hindurch mit großer
Sorgfalt und Liebe betrieben, für die Dekoration
des Grottenraumes erbat er sich vom Kurfürsten
von Köln zweimal die Entsendung des Muschel-
dekorateurs Laporterie, der in dem Muschelsaal des
Poppelsdorfer Schlosses ein erstaunliches Denkmal
seiner eigenartigen Kunst hinterlassen hat.

„Wilhelm VIII., Landgraf zu Hessen, Fürst zu
Hersfeld, Graf zu Catzenelnbogen, Dietz, Ziegen-
hain, Nidda, Schaumburg und Hanau etc., trugen
hohes Gefallen, diese vormals Amelgotzen, nach-
her Amelienthal genannte Gegend herrlicher an-
zubauen, den Garten zu erweitern, denselben mit
der Grotte, denen chinesischen Häusern und der
Colonnade auszuzieren, die kostbare Wasserleitungen
anzulegen, die herrschaftliche und andere Wohn-
gebäude von neuem aufzuführen und, nachdem
beyde Flügel zu Stande gebracht, das auf diesem
Platz gestandene Haus umzureißen, zu dem neuen

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