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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 9
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Auktionsnachrichten
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G. COURBET, JUNGE FRAU. 1857. 60:52 cm A. RENOIR, LANDSCHAFT IN LAUVECIENNES. 1875. 68:8icm

SAMMLUNG GUSTAVE CAHEN, VERSTEIGERT AM 24. MAI DURCH ME F. LAIR-DUBREUIL IN PARIS

französisch Zu bestimmender früher Holzschnitt erreichte
28500 Mark. Von Lukas von Leyden gab es einen bisher un-
bekannten Kupferstich, den Weltenheiland darstellend, der
als Seltenheit ersten Ranges mit 10500 Mark bewertet wurde.
Die Rembrandtpreise hielten sich auf der für erstklassige
Drucke beliebter Blätter gewohnten Höhe. Eine besondere
Kuriosität waren die 28 farbigen Zeichnungen zum Freydal,
die für Kaiser Maximilian angefertigt worden sind. Mehr
historisch merkwürdig als künstlerisch interessant, schienen
sie mit 15 000 Mark ausreichend hoch geschätzt. Sie erzielten
nach einem heftigen Kampfe mehr als das Vierfache, näm-
lich 61 000 Mark.

Käufer war Herr Sessler, ein amerikanischer Händler, der
im Auftrage eines reichen Sammlers in Philadelphia fast alle
Rekordpreise bezahlte. Er trat auch in der anschließenden
Auktion der Farbstiche des verstorbenen Herrn Model
vielfach als Bieter auf. Das Ergebnis überstieg hier aber im
allgemeinen kaum die Erwartungen. Farbstiche guter Qualität
waren immer teuer, sind aber seit langer Zeit auf einem
wenig veränderten Preisniveau stehen geblieben. Bonnets be-
rühmte Tete de Flore, ein kleines Wunder der Drucktechnik,
wurde durch Herrn Sessler auf 20000 Mark getrieben, die
vier ländlichen Darstellungen von Descourtis in Drucken vor
der Schrift brachten 15000, die deux Baisers von Debucourt
10500 — das gleiche Blatt hat übrigens kürzlich in einer
Auktion bei Sotheby in London 2000 £ gebracht —, die
beiden beliebten Blätter aus dem Palais Royal 8200 und
6600 Mark. Das Porträt Ludwigs XV. von dem Erfinder des
Farbstichs Le Blon erreichte mit 15 000 Mark genau den
Schätzungspreis. Ganz vergriffen hatte man sich nur in der
Schätzung von Probedrucken Daumierscher Lithographien,
die schon seit langem nicht mehr für 150 und 200 Mark zu
haben sind und ständig im Preise steigen. Zwei besonders
schöne Blätter wurden hier mit 2200 und 1900 Mark bezahlt,
allerdings noch weit höher, als man bei vorsichtiger Be-
urteilung wohl hätte erwarten sollen. Die berühmten Haupt-

blätter „Le Ventre legislatif" und „La rue Transnonain" waren
mit 1300 und 2000 Mark dagegen nicht viel höher bewertet,
als sie seit langer Zeit schon bezahlt werden.

Den Leipziger Auktionen war, wie es nun auch schon
üblich geworden ist, eine Graphikversteigerung bei Holl-
stein & Puppel in Berlin vorangegangen, die ebenfalls
kostbares Material auf den Markt brachte, das von dem
internationalen Handel entsprechend bewertet wurde. Rem-
brandts Faust im I. Zustande brachte 15500 Mark, Schon-
gauers Geißelung Christi 14000, sein Johannes 11 300, die
Katharina 6100, eine der törichten Jungfrauen 4100, Dürers
Großes Glück 8700, die Wirkung der Eifersucht 4700, ein
seltenes Blatt von Baidung 4500 Mark.

Von anderen deutschen Auktionen interessierte vor allem
eine Versteigerung bei Helbing in München, in der das
kürzlich hier abgebildete Bildnis der Frau Apotheker Rieder
von Leibi für 39000 Mark verkauft wurde. Ein bekanntes
Bild von Corinth, das homerische Gelächter, erwarb die
Münchener Staatsgalerie für 11 500, ein Blumenstilleben
Corinths brachte 8700 Mark. Spitzwegs Spaziergang kostete
18000, zwei Bilder von Thoma, eine Schwarzwaldlandschaft
und ein Stilleben 9500 und 9000, Trübners Mondsee 5800,
Uhdes Ruhe auf der Flucht 8600, Haiders Frühling 9100,
Liebermanns Erntebild 6000, sein Strandleben 4900. Be-
merkenswert war, daß ein Bild von Stuck, Fangspiel, 8000 Mark
eintrug. Man erzählte, Bilder von Stuck würden jetzt in
Italien gekauft!

Man hätte denken sollen, daß nach dem großen Publi-
kumserfolg der Ausstellung chinesischer Kunst die Samm-
lung Breuer, von der viele Stücke in der Akademie ge-
zeigt worden waren, einen großen Zulauf finden würde.
Erstaunlicherweise war das Gegenteil der Fall. Keine der
Ostasienversteigerungen im Hause Cassirer war so schlecht
besucht, das Ausland fehlte beinahe ganz, die Stimmung war
matt, die Preise niedrig, Hauptstücke blieben unverkauft.
So fand die außerordentlich schöne Bildrolle des Tai Wen-

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