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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 11
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Dormoy, Marie: Die neuen Säle des Louvre und des Luxembourg
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0469

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AUGUSTE RENOIR, DIE NYMPHEN

PARIS, LOUVRE. MIT ERLAUBNIS DER D. D. A.

kränz Manets kein neues Blatt zufügt, dann das bezaubernde
kleine Bild von Frau Edouard Manet, auf einem starkblauen
Sofa sitzend, das ergreifende Porträt von Mallarme, das
den Dichter halb zurückgelehnt auf einem Diwan darstellt,
und das heitere Pastell von Frau Zola. Die hier befind-
lichen Cezannes und Renoirs gehören zur Sammlung Caille-
botte, die man noch durch einige Renoirs bereichert hat:
das schöne Porträt des Malers Bazille, ein großes Bild:
die Nymphen, das Pierre Renoir kürzlich dem Staat ge-
schenkt hat, die Gabriele mit der Rose, ein Geschenk
Maurice Gangnats, und das Porträt der Sozietärin der Comedie
Franchise, Colonna Romano, ein vom rein malerischen Stand-
punkt sehr schönes Werk, auf dem sich aber die Dargestellte
so wenig gefiel, daß Renoir das Bild „Junge Frau mit Rose"
benannte. — Es ist interessant, nicht weit von Manet „Die
Loge" und den „Rosigen Morgen" von Eva Gonzales und
von der reizenden Berthe Morizot Junge Frau auf dem Ball,
das Porträt von Frau Pontillon, zu sehen. Diese Werke
ersten Ranges sind von Bildern van Goghs, Monets, Gauguins
und einem Degas „Cafe de Montmartre" umgeben. In der
Mitte des Saales, auf einem ganz einfachen kleinen Sockel,
Rodins Johannes der Täufer, nahe der Tür der Mann mit
der zerbrochenen Nase, in der Fensternische die Büsten von
Paul Laurens und von Dalou, ebenfalls Werke von Rodin.
— Im zweiten Saal hängt das Familienporträt von Degas
mit einer dazu gehörigen Studie von Händen, die uns wieder

einmal die Ehrlichkeit und den tiefen Ernst vom Schaf-
fen Degas' beweist. Eine Vitrine enthält die Plastiken von
Degas, Studien nach Balletteusen, die mehr lehrreich als
wirklich schön sind, mit Ausnahme allerdings eines ergrei-
fenden weiblichen Torsos. Das Familienbild Bazilles bringt
eine helle, einfache Note in die etwas dunkle Gesamtwir-
kung dieses Saales und läßt die ohnehin matten Puvis de
Chavannes noch farbloser erscheinen. — Im dritten Saal
befinden sich die drei Bilder von Fantin-Latour: Ein Atelier
in Batignolles, Am Klavier und Eine Tischecke, die uns in
ihren Porträts wertvolle Dokumente seiner Zeit liefern. Die
Romantische und die Barbizon-Schule befinden sich nun im
ersten Stockwerk, wo sie die Englische Schule als Nachbarn
haben. — Das Luxembourg war durch die Überführung der
Impressionisten ins Louvre ganz leer geworden: jetzt hätte
es sich durch Werke allererster Ordnung erneuern müssen,
bei deren Auswahl keinerlei Konzessionen mitspielen durften,
jedoch scheint leider solch Modus bei staatlichen Einrich-
tungen nicht zu gelten. Da vor allem in der mit Plastiken
überfüllten Halle die großen Veränderungen nicht stattfinden
konnten, mußten sich alle Bestrebungen auf die Malerei be-
schränken. Die vier ersten Säle sind den offiziellen Größen
vorbehalten, über die die Zukunft, Gott sei Dank, zur Tages-
ordnung übergehen wird. Der Saal V, der vordem den Im-
pressionisten gehörte, enthält jetzt Werke von Bonnard,
Vuillard, Roussel. Auf einem großen Bild von Maurice

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