Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0487
DOI issue:
Heft 12
DOI article:Hugelshofer, Walter: Neue Arbeiten von Karl Walser
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KARL WALSER, WANDBILD FÜR EIN ZÜRICHER LANDHAUS
Ruhe geht er seinen Weg. In sicherer Breite und Ge-
lassenheit ist sein Werk zu immer größerer Fülle
und Klarheit und immer reinerem Klang empor-
gewachsen. Ganz ohne jede Rücksicht auf irgend-
welche gerade modische Richtung. Er gehört nicht
zu jenen, die das gegenwärtige Gesicht der Zeit
bestimmen. Aber er wird doch, wenn einmal wieder
unbefangen nur nach der Qualität der künstleri-
schen Leistung gewertet werden kann, als eine der
wenigen echten und selbständigen, nicht abgeleiteten
Potenzen dieser Zeit zu erkennen sein. Sein sonorer,
reiner Celloton wird im großen Orchester nicht
zu missen sein.
Er ist ein Berner. Die Berner sind wie die Basler
heute noch auf eine besondere Art mit dem fran-
zösischen achtzehnten Jahrhundert verbunden, das
für die weiten, schönen Gegenden des Landes eine
kulturelle Blütezeit bedeutete. Der ländlich-herbe,
idyllische und doch groß gesinnte Charakter jenes
Landstriches zu jener Zeit ist der Nährboden der
Kunst Walsers. Daraus erwuchs die Grazie, Melodie
und Delikatesse seiner Erfindung und seiner Mal-
kultur. Daher aber auch sein anderes wesentliches
Element: die bodenständige, gesunde Schwere und
Gehaltenheit, die ihn an der Erde festhält und nicht
in leichter Spielerei zerflattern läßt. Und er ist schließ-
lich wie sein Bruder auch ein köstlicher und lie-
benswerter Poet, beschwingt und geistvoll, heiter
und schalkhaft.
Man mißversteht eine wichtige Komponente aller
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Ruhe geht er seinen Weg. In sicherer Breite und Ge-
lassenheit ist sein Werk zu immer größerer Fülle
und Klarheit und immer reinerem Klang empor-
gewachsen. Ganz ohne jede Rücksicht auf irgend-
welche gerade modische Richtung. Er gehört nicht
zu jenen, die das gegenwärtige Gesicht der Zeit
bestimmen. Aber er wird doch, wenn einmal wieder
unbefangen nur nach der Qualität der künstleri-
schen Leistung gewertet werden kann, als eine der
wenigen echten und selbständigen, nicht abgeleiteten
Potenzen dieser Zeit zu erkennen sein. Sein sonorer,
reiner Celloton wird im großen Orchester nicht
zu missen sein.
Er ist ein Berner. Die Berner sind wie die Basler
heute noch auf eine besondere Art mit dem fran-
zösischen achtzehnten Jahrhundert verbunden, das
für die weiten, schönen Gegenden des Landes eine
kulturelle Blütezeit bedeutete. Der ländlich-herbe,
idyllische und doch groß gesinnte Charakter jenes
Landstriches zu jener Zeit ist der Nährboden der
Kunst Walsers. Daraus erwuchs die Grazie, Melodie
und Delikatesse seiner Erfindung und seiner Mal-
kultur. Daher aber auch sein anderes wesentliches
Element: die bodenständige, gesunde Schwere und
Gehaltenheit, die ihn an der Erde festhält und nicht
in leichter Spielerei zerflattern läßt. Und er ist schließ-
lich wie sein Bruder auch ein köstlicher und lie-
benswerter Poet, beschwingt und geistvoll, heiter
und schalkhaft.
Man mißversteht eine wichtige Komponente aller
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