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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 12
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Deusch, Werner R.: Die Sammlung Eduard Simon
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0523

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TULLIO LOMBARDI, JUNGES MÄDCHEN

MARMOR. 46 Cm HOCH

LORENZO GHIBERTI, MARIA MIT GIOV. BOLOGNA, HERKULES UND ANTAUS
DEM KINDE. 102 cm hoch bronze. 41,5 cm hoch

atmenden kultivierten Porträts der Lely, Gainsborough,
Reynolds, Romney und Hoppner führt eine einzige Linie,
die den auch in den andern Abteilungen der Sammlung
festzustellenden individuellen Geschmack des Sammlers be-
zeichnet. Von den frühen Niederländern sind noch zu er-
wähnen die beiden Täfelchen von Juan de Flandes aus der
um 1505 entstandenen umfangreichen Bilderfolge des Lebens
Christi für Isabella die Katholische, ferner die um 1520 zu
datierende Muttergottes von Mabuse und die Landschaft
Patinirs aus der ehemaligen Sammlung R. von Kaufmann.
Hauptwerke der Spätzeit aber, neben dem venezianischen
Spiegelzimmer des achtzehnten Jahrhunderts und dem fran-
zösischen Salon derselben Epoche Apotheose und Versinn-
bildlichung eines zu Ende gehenden aristokratisch-individuellen
Zeitalters, sind die großartigen Fresken Tiepolos aus dem
Palazzo Porto in Vicenza, das Deckengemälde mit der Ver-
herrlichung einer Persönlichkeit dieses Hauses und die sechs
rechteckigen Felder in chiaroscuro mit
Darstellungen aus der Geschichte dieses
Geschlechts.

Diese nicht allzu umfangreiche, je-
doch in jedem Einzelwerk bedeutungs-
volle Reihe von Werken der Malerei fügt
sich unlösbar einem Rahmen erlesenster
Einrichtungsgegenstände ein, angefangen
von Möbeln, Kaminen, Türfüllungen, In-
tarsien der Früh- und Hochrenaissance,
Stickereien, Samt- und Seidenbrokaten,
bis zu den kostbaren Brüsseler Wand-
teppichen von Leo van den Hecke, den
persischen Knüpfteppichen des sechzehn-
ten und siebzehnten Jahrhunderts und
dem Besten an französischem Mobiliar
der Epochen Louis XV. und XVI. nebst
gleichzeitigen Wandbespannungen und J. HOPPNER, BILDNIS
Aubussons. Leinwand.

Eduard Simon war einer der ersten, die als Schüler und
Anhänger Bodes der italienischen Renaissanceplastik ihre
besondere Aufmerksamkeit geschenkt hatten, und seine
Sammlung von Marmorplastik und Bronzestatuetten darf
nicht nur der Qualität, sondern auch der Zahl nach als die
Bedeutendste in deutschem Privatbesitz bezeichnet werden.
Hervorragende Madonnenreliefs von Ghiberti, dem späten
Donatello, Luca und Andrea della Robbia leiten über zu
den Werken der Hochrenaissance wie dem überaus reizvollen
Mädchenkopf des Tullio Lombardi, den Arbeiten von Riccio
und Alessandro Leopardi und der reichen Sammlung von
Kleinbronzen, unter denen sich fast sämtliche Hauptwerke
des letzten großen Florentiner Bildhauers Giovanni Bologna
befinden.

Das neben der Versteigerung der Sammlung Huldschinsky
bedeutendste Ereignis des Berliner Kunstmarkts, das nicht un-
wesentlich dazu beitragen wird, den erkämpften Rang Ber-
__lins auf dem internationalen Kunst-
markt weiter zu befestigen, wird so
diesmal leider wieder mit dem unwieder-
bringlichen Verlust der großartigsten
Privatsammlung der Hauptstadt, eines
Marksteins in der Geschichte des Sam-
melwesens, etkauft werden müssen.

Werner R. Deusch.

Die bedeutenden Werke französi-
scher Impressionisten, die Baron Herzog,
Budapest, aus der ersten Sammlung von
Nemes übernommen hatte, sind in den
Besitz der Berliner Kunsthandlung Mat-
thiesen übergegangen. Es handelt sich
um Manets berühmte Rue de Berne, um
Renoirs Familienbildnis Henriot und um
ein Stilleben und ein Bild mit Badenden
von Cezanne.

GEORGE CHOLMLEY
76:63,5 cm

SIEBENUNDZWANZIGSTER JAHRGANG, ZWÖLFTES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 15. AUGUST, AUSGABE AM 1. SEPTEMBER
NEUNZEHNHUNDERTNEUNUNDZWANZIG. REDAKTION KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERLAG VON BRUNO CASSIRER, BERLIN
GEDRUCKT IN DER OFFIZIN VON FR. RICHTER G.M.B.H., LEIPZIG
 
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