Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

DOI Heft:
Heft 1 (Januar 1926)
DOI Artikel:
Völker, August: Die Entwicklung von zeichnerischen Ausdrucksmöglichkeiten und Bildideen aus Material und Technik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0013

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7

Dle Bersuche begannen damlt, auf einem „Schmier-
blatt" zunächst die Hand locker, zum Spielen mit dem
Sttst aelenkig zu machen, um dann belieblg begrenzke
rechkeckige Formate aufzukellen und zu füllen. Durch
Wechsel der Formate, Fortschreiten vom Linearen
mm Flächigen, Mechsel von Kurve und Gerader und
Mischung beider gewannen die so zustande gekomme-
nen Zeichenblätter ein ausgesprochen dekoratives
Aüssehen. Nicht immer ist die Erfindung gleich gut.
Dürfttges steht neben ausgezeichnet Gelungenem. Ist
für den Einen das Lineare das Schwierigere, so für
den Anderen die Strichelei in Tonwerten.

Bei den Flächenaufleilllngen in Tonwerten kam
es auf eln klares Abwägen der Helligkeitswerte an.
Es ergibt sich da zwischen dem reinen lichten Papier-
weitz und dem ttefsten Sammetschwarz eine reiche
Stufenfolge von Tönen. Schon die Sprache kennt
mlndestens fünf: Meitzgrau, Hellgrau, Grau, Dunkel-
grau, Schwarzgrau. Dle elementarste Hand und das
ungeübteste Auge verstehen dle hiermit fich ergeben-
den sieben Skufen von Meitz bis Schwarz bald
herauszuarbeiten. Wird nun noch der Finger oder
Wlscher zu Hilfe genommen, so wird die Reche der
Töne um eln mehreres vervielfachk. Wlr begrelfen,
datz hier, ln ganz elemenkarem, fast mechanischem Ab-
sehen von Fläche gegen Fläche, doch fchon Aus-
örucks-, Gefühlswerke stch - offenbaren und individu-
elle Begabung z« Bevorzugung gewisfer Töne oder
besonderer Technik, zu Einfachheit oder Reichtum der
Wirkung Hingezogen wird. Der Wert guten Mate-
rlals im Papier und Bleistist wird augenfällig. 3e
beller beideS, desto lekchker dle Töne herauszulocken,-
desto reicher, intensiver die Wirkung.

War bel diesen ersten Uebungen, um zu einem
gänzlich unbeeinflußten Spiel reiner Linien und
reiner TonflSchen anzuregen, ein Festhalten an der
Richtung auf das rein Abstrakte der Linie und
FlSche geboken, so enkbanden die folgenden Auf-
gaben davon. Der Weg zu Formen, die dem Reiche
der Wirklichkeit nSher liegen oder chm enknommen
sind, wurde gesuchk, und zwar in freiem, selbstgewähl-
kem oder einem gegebenen Thema, wie ekwa dem
Thema: Stteik.

Die dabei herauskommenden Lösungen lassen er-
kennen, wie mehr und mehr die Erfindung erwacht
und sich zum Dekorattven oder zum Btldmätzigen hin-
wendek, je nachdem die Anlage dafür vorhänden.
Anregungen stellen flch ein, Zdeen ergeben pch unter
der strichelnden Hand, das Gefühl für die Llnie, für
Tonschönheik und Komposittonswerte wird wach. Und
es ist eln Meg beketen, der auf andere Gebiete
überkragen und gleich fruchtbar gemachk werden känn.

Bor allem auf dem Gebiete des DekorattveN. Ein
Blick auf die hier gegebenen Proben genügt, glaube
ich, um das zu beweisen. Sowohl für das abstrakte
Linien- und Flächenornament, das bei allen filr das
Dekorative begabten Völkern von Arzeiten her eine
grotze Rolle gespielt hak, wie für das aus Nakur-
formen rhykhmifch fiilisterende dürste an der Hand
dieser Stticheleien das Spiel der freiformenden
Phantasie flch leicht enkzünden und beleben. And
was hier schwarzweitz mlt dem Bleistifi versucht ist,
lätzt flch auf ühnlichem Wege mlt Pinsel und Farbe
in Farbklünge, Äkkorde, Symphonien umsetzen.
Selbst das rhythmische Splel dekorattver Linien in
Farbe ist zu venverten.

Das Gleiche lätzt sich für alle graphischen Berfah-
ren sagen. Zeit und Marerial werden nlchk vergeudet
sein, wenn man vor dem Herangehen an eln Werk
der Graphik erst mal seine Znstrumente, seinen
Arbeitsgrund ordentlich ausprobiert.

Alle graphischen Bersahren fordern ein limdenken,
ein Umsehen der Papierzeichentechnik in die dem be-
tteffenden Grundmakerial gemäße. So ist es gemätz,
für den Holzschnitt, bel dem man aus dem ebenen

Holzgrund das Meitz verttefend herausschneidek, von
vornhereln die Holzplatte mik Lusche schwarz zu
grundieren. Man nehme eine solche schwarz grun-
dierte Hokztafel oder Linolplatte kleinen Formakes,
probiere ohne jede Borzeichnung, vhne jeden Form-
oder Bildgedanken nur einmal die verschiedenen
Hohlmefler usw. durch, schneide, strichele rhythmisch
flch den Messern und dem Makerial Lberlallend
drauf los, drucke nachher, — man wird mehr gelernk
haben, als wenn man eine für diesen Zweck eigenS
angeferttgke Zeichnung möglichst genäu nachschneidek.

Das Gleiche gilt für dle Arbeit auf dem Skein wie
auf der Kupferplatte. Hier lst dle Menge der Er-
fahrungen, dje bei der Steinzeichnung mit der Kreide-
technik, der Federzeichnung, der Tukchmanier, bel
der Arbett auf Kupfer mit -em eigenttichen Radier-
 
Annotationen