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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

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Heft 11 (November 1926)
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Bauer, Hermann K.: Mittel und Wege von heute und morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0243

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Deutsche Blätter für Zeichen-Kunst- und Werkunterricht

Zeitschrift des Reichsverbandes akad.geb.Zeichenlehrer und Zeichenlehrerinnen

Verantwortlich für die Schriftleitung: Profeflor Gustav Kolb, Göppingen
Druck und Verlag: Eugen Hardt G. m. b. H. Stuttgart, Langestraße 18

6. Iahrgang November 1926 tzest 11

„Mittel und Wege von heute und morgen." Von herm. K. Bauer. — „Gedanken zu Schülerarbeiten der
österreichischen Bundes -- Erziehungs ° Anstalten." Von Walther Karbe, Iena. — „Allerhand Weihuacht-
liches aus dem Landesmuseum für Sächsische Volkskunst." Von Felix Hänfch. — „Versuch eiues Konzen-
trationsplans im Ieichnen." Von Wilh. Sains, Iülich (Rhld.). — „Kunstbetrachtung und Richtlinieu-"
Von Alfred Oppermann. — Umschau. — Buchbesprechungen. — Inserate.

Mittel und Wege von heute und morgen

AuszugSweise Wiedergabe eines im BezirkSverein Leipzig gehalkenen Borkrages von Aerm. K. Bauer


Wie kommk es nur, daß, nachdem die gewalkigen
Forkschritke des Zeichen- und Kunstunkerrichts längst
nach allen Seiken hin klar zutage liegen, datz die
Klagen über zu mindere Einschähung des Faches
seikens vieler Philologen, Rekkoren und Behörden
bei uns keineswegs verstummen wollen? Die immer
wieder auftauchenden ärztlichen Zeugnifle zum Zweck
von Dispensakionen, die lehken Aufrückungen, das
uns zudikkierte Skundenausmatz, vor allem aber
unsre Einskufung in der Besoldung sind Belege für
diese bedauerliche Fragestellung. Es hilft nichts, wir
müssen uns schon mal mit der Hebung des Fach-
ansehens eingehender beschäfkigen. Ilnd selbst die
Meinung einiger Skeptiker aus unsern Reihen:
„wir wollen doch mik dem, was bisher erreichk wurde,
zufrieden sein", oder: „die guke Sache wtrd sich
eben langsam, aber sicher durchsehen", mutz verwun-
den werden. Auf keinen Fall möchte ich mich zum
Mikschuldigen zählen, wenn die späkere Generakion
uns den Borwurf machk, wir HStten unsre Zeit bei
aller Regsamkeit nicht richtig ausgekaust.

Wie also schaffen wir Wandel zum Besseren?
Unsre Aufgabe möchke ich vergleichen mik der eines
großen Geschäftsunternehmens. Wie dort dle Lei-
kung dauernd auf Hebung des Geschäfks bedachk sein
muß, so müffen auch wir für unser Fach werben.
Werben mit allen verfügbaren Mikteln. Wie dort
die mehr organisatorische Arbeit abseits vom eigenk-
lichen Geschäftsgekriebe verrichtet wird, so müffen
auch wir, um den rechken Ileberblick über das Ganze
zu erhalten, es uns ekwas von der Ferne oder,
wenn Sie wollen, von erhöhtem Skandpunkt aus be-
krachten. Der alke konservakive Kaufmann, der von
dem Grundsah ausging, daß guke Ware flch von selbst
durchsetzen muß, er ist längst von den anderen über-
holk worden. Mlt den „anderen" meine ich nun
nicht die Blender, denen bei aller Reklamemacherei
der Sinn für eine solide Mare, für ein, sagen wir,
vornehmes Geschäfksgebaren verloren ging, sondern

jene, die den Zeikgeist richkig zu erkennen gewußk
und ihn für ihre Sache in der rechten Weise nutzbar
gemacht haben. Für unser Unkernehmen umgesehk,^
müßke die Losung heißen: fla keine Schaumschlägerei,
aber auch kein Festkleben am sogenannken guten
alten System.

Doch laflen Sie mich mik Konkreterem dem Thema
näher kommen. 'l.TTtürN

Zch habe den Eindruck, als schlöflen wir uns zu
stark von der Außenwelt ab, als krieben wir zu vtel
änzuchk. Wie mancher von uns hak bespielsweise
nicht schon beim Lesen eines besonders hochwertigen
Aufsahes in Kunst und flugend den Wunsch gehabt:
Oh, wenn das doch dieser oder jener bel den vor-
gesehken Skellen lesen würde! Wlr alle stnd über sy>
manche kiefgrabende Arbeik begeisterk, aber dle Be-
geisterung wirkt sich nicht vollwerkig aus, ste greist
nicht, oder nur ganz unmerklich, über unsre Ilmzäu-
nung hinüber. Ein Beispiel: Der Reichsverband hak
Sonderdrucke von dem für uns so werkvollen, wie
denkwürdigen Bortrag des Geheimen Minlsterial-
rates Richert herstellen laflen. äch möchke nichk fra-
gen, wie wenige davon abgesetzk worden stnd. Und
gerade dieser, wie so manch anderer Aufsah 1n Kunsi
und Iugend würde für das Ansehen unseres FacheS
erst gute Früchke kragen, wenn eben die bezelchneken
Persönlichkeiken ihn zu lesen bekämen. Gewitz sind
die Sonderdrucke für unsere Fachkollegen zum Wel-
tergeben gedacht. Aber sie haben den Aufsatz schon
einmal in ihrer Fachschrift und könnken ihn so. auch
schon an die ihnen nahestehenden Personen zum
Lesen geben. Fraglich bleibk dle Sache immer noch
in verschiedener Hinsichk. Hier sollke, meine lch, eine
Möglichkeik geschaffen werden, daß solche beachtliche
Ausführungen von einem Punkte -es Reichsverban-
des aus, ekwa üher die Landes- und Provlnzialver-
bände, an alle die maßgebenden Skellen gesandk wer-
den. Die in Betrachk kommenden Kosten dürsten
kein Hinderungsgrund sein.
 
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