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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

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Heft 11 (November 1926)
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Oppermann, Alfred: Kunstbetrachtung und Richtlinien, [2]
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Umschau
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Buchbesprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0259

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231

mus vorzuführen. 3etzt wird das Derhältnis sich um-
kehren können. Er wird, wenn er in seinem Kollegium
Einfluß hat, dasür sorgen können, datz ihm manche
Stosfe zubereitet werden. Er sollte sich die Mühe
nicht oerdrietzen lassen, für die Zwecke des Deutsch-
und Geschichtsunterrichts sür jLichtbildwerfer und
Globoskop das Material bereitstellen und sich über
öie Arbeit auf dem Laufenden halten. Menn so Hand
in Hand gearbeitet wird, dann ist wohl nicht zu be-
fürchten, datz das Btld von dem eilig entrollenden
Kunsterziehungsfahrzeug, in dem der Zeichenlehrer
nicht sitzt, wahr wird. Freilich wäre' es krostlos, wenn
Kollege Schubert (K. u. Z. 1926 Heft 3) darin recht
hätte, datz der philologische Kunstbetrachker 1. die Ge-
lehrsamkeit, 2. die Gabe der Rede vor dem Zei-
chenlehrer voraus haben sollte. Wir speziellen Kunst-
erzieher haben das eben zu können, wir haben über
die Dinge reden zu könnelr, die uns geistiger Lebens-
quell sind. Das geistige, seelische Rüstzeug müssen wir
allerdings mitbringen — nicht alles, wer könnte das!
— aber von einer Art, datz dem Schüle'r das Kunst-
werk als eine Wunderblüte am Baume des Lebens
sich erschließt und er fühlt, datz er den höchsten Gü-
tern seines Bolkes, der Menschheit näher kommt.
Und wenn der Primaner (er tut es) dabei auch öie
historische Belehrung verlangt, weht sich nicht in der
einmaligen und nur so gegebenen Form des Künst-
lergeistes das Nehwerk der Geschichte ohne Name

Umschau

Zeichenunterrhcht in höheren israelitischen Schu-
len in Hamburg. Ein Amtsgenosse übersandte mir
das „Gemeindeblatk der Deutsch-Zsraelitischen Ge-
meinde zu Hamburg", dessen Nr. 6 bis auf zwei
Seiten dem Zeichen- und Kunstunterricht gewidmet
ist. Gewitz ein seltener Fall, dah ein religiöses
Gemeindeblatt solche Ankeilnahme für unser Ar-
beitsgebiet zeigt. Deshalb scheint mir ein kurzer
Hinweis gerechtfertigt. Die Aufsähe sind mit Bil-
dern (Schülerarbeiten) veranlchaulicht, die Zeugnis
geben von dem neuzeitlichen Charakter und den gu-
ten Leistungen der Schule. An erster Stelle ist zu
nennen die Töchterschule, in der unser Amtsgenosse
Müller Kunstunterricht erkeilt. 3n dem beglei-
tenden Aufsatz heitzt es, die hohen erziehlichen Un-
kerrichtsergebnisse oeweisen, dah Modellieren Vor-
bedingung und Grundlage für jeden Zjeichen- und
Werkunterricht sei. Amtsgenosse Rothschild.
Zeichenlehrer der „Talmud Toia-Realschule", bringt
eine für die Eltern leichtverständliche Darlegung der
neuen Ziele und Wege des Kunstunterrichts. („Die
pädagogische und didaktische Neuorientierung ist
nicht etwa eine ausschließliche Folge der Arbeit ln
der Schule. Sie ist vielmehr mit verursacht worden
durch die außergewöhnliche Kunstkraft unserer
Tage." „Der Lehrer hat zunächst die inneren Kräfke
des Kindes zu wecken, zu lockern, zu mobilisieren.
Er hat also den Produktionswillen bis zu einem
Höchstmaß zu steigern. Alsdann gilt es, diese ge-
weckten Kräfte wohl zu organisieren, dafür Sorge
zu tragen, datz der Wille zur Aeuherung, zur Pro-
duktion, möglichst ungehemmt und ungestört zur
Geltung kommen kann." „Also Technik des Se-
hens, um die vorhandenen Kräfte des Schauens und

und Zahl, aber erlebt und erschaut mit hinein? Bon
wieviel Seiten lätzt sich das Kunstwerk betrachten, und
eine jede Einstellung wird dem Schüler zeigen, wie un-
erschöpflich diese eigene, ihm erst am Enüe seiner
Schulzeit sich erschließende Welt ist. Nicht jedem
Schüler! Biele, auch die im Leben den Anspruch
eines durch.us gebildeten Menschen machen dürfen,
gehen an den wesentlichsten Dingen dieser Art achtlos
vorüber. Ein Einwand wäre nqch zu hören: Was hat
unsere schöpferische Schule lich mit dieser Art Kunstbe-
trachtung, die nur reproduktiver Art ist, zu be'laden?
Wir wolien produktive Persönlichkeiten erziehen ohne
diesen Autoritätsglauben, den ihr Kraftlosen viel-
leicht Heldenverehrung nennt! — Allerdings sind hier
die ganz besonderen Odeale einer ganz spezifisch deut-
schen Bildungsanstalt vorausgesetzt, nicht die einer
amerikanischen oder englischen oder Sowjetschule, und
einige andere Dinge, über die wir Zeichenlehrer
uns wohl aihch noch nicht einig sind; vor allem wird
der Glaube vorausgesetzt, datz wir auch in Zukunft
um nichts produktiver (eher weniger) sein werden als
die Vergangenheit, datz wir Durchschnittsmenschen
etwa zu 95 Prozent reproduktiv, zu 5 Prozent pro-
duktiv sind, und datz das Wort Goethes, das er an
den Anfang seiner Sprüche setzt: „Alles Gescheidte' ist
schon gedacht worden, man muh nur versuchen, es
noch einmal zu denken", auch für den Masienarklkel
höhere Schule noch seine Berecytigung hat.

Gestallens zu fördern.") An allen israelitischen Schu-
len ist Werkunterricht mit dem Zeichen- und Kunst-
unterricht organisch verbunden. („Es erscheint wich-
tig genug, dem Schüler klar werden zu lasien, datz
eine Zeichnung, die auf dem Papiere stehk, so ohne
weiteres nichk überkragbar ist in irgendwelches Ma-
terial wie Holz, Pappe oder Metall. Solche Be-
obachtungen können aber nur in der Praxis der
Werkstätte gemacht werden, in der die Hand des
Schülers fühlt, wie unker dem Schlag des Hammers
die Form sich findet. 3st den Kindern erst einmal
der Rhythmus handwerklichen Tuns nahe gekom-
men, so empfinden ste Freude an solcher Bekäkigung
und fühlen, wie Kräfte wachsen an dem sichtbaren
Erfolg ihrer Arbeit!")

Buchbesprechungen

Arbeitsblätker für die werkfreudige stogend von
Franz Pille und Arthur S ch asn z. 1. Heft:
Papier- und Papparbeit flul. Klinkhardt.
^eipzig). Dah diese „Arbeiksblätter" aus einer
jahrelangen Unterrichtspraxis hervorgegangen sind,
erkennt man auf Schrikt und Tritt beim Lesen.
Ohne Zweifel gehörk dieses vorzügllch geschriebene
unü bebilderke Heftchen zum Besten, was auf dem
Gebiet des Werkunterrichts erschienen ist. Bean-
standen möchte ich nur die konventionelle Ornamen-
kik auf Blatt 8. Da machen unsere Schüler, wenn
fle richkig angeleitet sind, schon viel Befferes.

Die Griechischen Terrakotten o. Aug. Köster, er-
schienen im Berlag HaNs Schötz u. Co. in Berlin,
der uns schon so manches schöne Kunfibuch schenkte,
z. B. die Merke: Ankike Brvnzestatuette von Neu-
 
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