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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

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Heft 6 (Juni 1926)
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Hils, Karl: Ein Jahr gestaltender Arbeit
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Gahlbeck, Rudolf: Expressionismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0132

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II. Dekoratives Geskalken.

Die Elemente der Bildgestaltung und das dekora-
kioe ornamentale Gestalken im engeren Sinn.

Der Schüler soll mit den künstlerischen Ausdrucks-
mitkeln: Form, Farbe, Linie, Fläche, Körper, Aell
und Dunkel gestalken lernen.. Er soll die Ausdrucks-
werte dieser Mittel durch eigenes Arbeiten kennen
lernen. Ferner soll er die verschiedenen Werkstoffe
und ihre stilbildende Krafk kennen lernen. Er soll
Aufgaben mik diesen Mikkeln in dem Sinne lösen,
daß dabei die formschaffenden Kräste seines rkyth-
mischen Empfindens zum Ausdruck kommen.

III. Kunstbetontes Darstellen nach
unmitkelbarer Anschauung.

Der Schüler soll Nakurformen und Kunstformen
gefühlsmäßig auffassen und darstellen lernen.
Die Naturgegenstände sind Träger von Farben und
Formen rhythmischer, dynamischer und seelischer
Ausdruckswerke.

IV. Kunstbekrachtung.

An das bildhaste Gestalten schließt stch zeitwetlig
eine Kunstbekrachkung an, die in engstem, organischem
Zusammenhang mit dem Gestalken gestellk wird.


Der Schüler soll die Darstellungsmitkel und -arten
und die Gestalkungsprobleme in der KuNst selbständig
erfassen lernen und dadurch in ein lebendiges Ber-
hältnis zu den Werken der Kunst treten.

2. Das fireng sachliche strukkive Darfiellen nach un-
mikkelbarer Anschannng.

Der Schüler soll die Wachstums- und Bilüungs-
esetze der Nakurform, weiter die Konstrukkions- nnd
'unkkionsformen von Geräten, Gefäßen, Archstek-
kuren sachlich auffassen und mit den einfachsten Mik-
teln darstellen lernen.

Die scharfe Trennung des inküitiv bildmäßigen Ge-
staltens vom streng fachlich struktiven Därstellen,
wie es an dieser Stelle von Prof. Kolb fchon ofk
verlangk wurde, ist auf allen Stufen durchgeführk
worden; mit dem lehteren wurde so spät wie möglich
begonnen. Das Resultak war ein Erhalten von un-
verbrauchker schöpferischer Kraft bis zur Klasse g k.
Der so geführke Echüler wird auch im Berufsleben
dauernde Werke schaffen und einer neuen Bolks-
kunst könnte unsere äugend enkgegektfchretten.

K. Sils.

Expresstonismus

Bon Rudolf Gahlbeck-Schwerln.


Auf Grund des lehten Auffatzes von F. A. L. Hark.1l
mannim 5. Aeft, dermetnen Ausführüngen
'Über diesesvles umstrMneTH emä' 'einesehrmerk-)
würdige Alchkung zu geben sich bemüht, ist es ange- s
stchts der Größe und Wichtigkeit der vorliegenden
Sache nlchk zu ümgehen, chaß ich nochmals darauf zu-
rückkomme. Es schelnen krotz aller Klarheit, deren-
ich mich befleißigte', arge Mißverständnisse möglich zu
fein. Odkr aber man will ganz einfach nicht ver-
stehen oder kann es nichk. Betde FSlle flnd gteich
bekrübltch; immerhin schadet es dem Ezpresstonismus
nichk im gertngsten, wenn er von s o Eingestellten,
bzw. so Beranlagken hartnäckig befehdet oder ste.ine
künstlerische Bedeutung geleugnek wird.Da es auch mir
ledlglich darum z« kun ist, „Lichk in das Dunkel" zu
kragel», so ist es nötig, die hattlosen Schein -
schlüsse von Hartmann zu widerlegen, da fle bei
dem weniger aufmerksamen und krikischen Leser in
del Tak den Eindruck oer Richtigkeit erwecken könn-
ken. Metne nachstehenden Zetlen haben den Zweck,
diese immerhin mögliche Trübung der Anflchten auf-
zuheben. ^

Bon einer „Gahlbeck-Form e' l" für -en Ex-
pvessionlsmus war zunSchst in meinem Aufsatz über-
haupk nichtdie Rede. Zch muß daher die,chr
gezollke Anerkennung zurückweisen und gegen die mir
kurzerhand angedichkete Urhebe,rschaft Berwahrung
einlegen. Die Formel hat Hartmann selber aufgestellk,
indem erscheinbar den Extrakt aus meinen Dar-
legungen zog.

Wenn Sie dies aber schon vorhatten, Herr Hart-
mann, dann müßten Sie es zum mindesten gründlicher
kun und nicht meinen Worken einen Sinn unkerschle-
ben, den fie dem ganzen Aufsatz nach nicht haben
konnken,,dann durfken Sie schließlich Vei der Formu-
ltemng etnen wichtigen Punkt nicht gänzlich außer
Acht lasien und das Ganze dann als mein Produkt
hinstellen. Der Zweck unserer Aussprache kann doch
im Ernste nicht Spiegelfechkerei sein!

Hartmann schreibt: „Mit tzen Augen des Geistes
sehen, das ist Sehen im Sinne des Expresstonismus,
der die vernchmliche Sprache wahrhaft schöpferischer
Phankasie ist." Dleser Formel enkspricht nun seiner
Änflcht nach jeder große Künstler. Wenn man aller-
dings das, was Hartmänn unter geifiigem Schen ver-
steht, unterschreibt, dann stimmk seins Folgerung. Daß
diese Ark nicht gemeint sein konnke, bewies meln
erster Aufsatz allen, die chn verstchen wollken. Den
andern wird es hoffentlich der heutige kun. Aeverdles
befaßk flch die' Formel nur mik der Art des Schens
und überhaupt nicht mit der ForM, in der nun
diese stnnenschau Gestalt gewinnk. Daß aber erst 3n-
halt und Form den Charakker eiiies Merkes bestim-
men, ist ohne' weiteres klar. . .. >

Greifen wir nun das Beispiel „A d o l p h M « n -
z e l" wieder auf! Gewlß, er hatte Phankafle, sah im
Harkmannschen Sinne mit den Augen d«s Geistes.
Welcher höchst wichtige', ausschlaggebende Umstand
wurde nun bei der Heravzichung dieses Beispiels
übersehen? Ganz einfach die Täksache, daß Menzek
für feine Werke elne durchaus nakuraemStze
Darskellung wShlte, seiner ganzen Persönlich-
keik nach wählen mutzte.

Dte Leistung des „geistigen Sehens" war hie'r nlchk
absolut schöpferlscher Ark in des WorkeS
letzter Bedeutung, sondern reko n str ukkiv er Art.
Seine Werke flnd nicht das Resulkat „viflonSren snd
intuittven" Erfasiens des Stoffes als vielmehr. -eS
gründlichen und unermüdlichen Skudiums -er Person
oes großen Königs und s^iner Zett. So malk er ben
Saal von Sanssouci und koM ponier t in thn
hinein seine Tafelrunde. Datz aber Komposittv -
nen dieser Ark mik dem ExpresfloniSmus gar-
nichks zu tutt haben, konnte man bereiks in meinem
erstett Aufsah lesen! Die nachgeskaltende Ein-
fühlungskunst elneS Menzel schuf also Werke voa
völlig passiver Nakurkreue. Dies Beispiek
war demnach, wie auch alke andern, denkbar ungeeig-
 
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