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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

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Heft 1 (Januar 1926)
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Hartmann, F. H. L.: Der Expressionismus, [1]
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Buchbesprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0027

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22

weil es unmöglick, isk. Man besckaue doch einmal die
Biilken arofter Männer: wer wollle aus dem sckwam-
miaen Anllih Beekhovens das Musikqenie heraus-
lesen wer aus Napoleons Tokenmaske den uner-
sätk'ick Ehrqeiziaen, wer aus Sokrakes Kopf oder
Plakons oder' Friedrichs des Großen ihre Ueber-
durckscknikkseiaenschafken herauslesen? Wir qlaiiben,
daß nur eine Ark von Selbstsuaaefklon, die auf die
oesckickkliche Kennknis der Taken sener Größen
pröndek, zu festen Urkeilen ledialick anband der
Geslckksmäske und der Kopfform kommen kann.

Einiqe Worte seien den Btldern aewidmek, deren
Tikel ekwa laukek: Aussckrel. Erlösvna. Gefanaene,
Oualen usw. Wilde Gesten, schiesskebende Auaen,
verrenkke Gliedmahen. verzerrke Gesickter mackken
ein 9inienckaos ohne MSßiauna aus. einen Farben-
mißklang obne Borgang. Emil Bo'de leisteke hierin
einiaes. Wohl mag manckes Werk dieser Ark auf
Bccknuno der gesckauken Krleqsareuel und erlebten
Fkirckkc'rlrckkeiken zu seken sein, doch reckkferkiak s>ch
hiermik nickk dos Abskoßende derarkiaer Ailder.
Weniastens hak der Besckauer, dessen Wohlgefallen
in erster Linie dnrck das Auge erreak wird, keinen
Genub dabei. Bleibk eben nnr der Grana des Ma-
lers iibrig, stck in Taken seiner Vorstel'unaen M
enk'edlqen, und das ist immer nur Kunst für den
Könstler.

Nun wenden wir uns zu einem Bezirk innerbalb
des Erprestionismus. wo das Mnstiscke, Okknlke
herrsckk. Wo Dunkelheik, da ist leickk Unverständlick-
keik. Mckverstehen, strreaeken möalick. Man brauchk
einen Fübrer und als so'cher blekek stch der Maler
se'bst an Er verlonak. daß der Bekrachker k>ck seines
36, enkleibe und wst'ia dem Geboke der Fremdsuq-
gestion folqe. Wir wisten sa, ieder Anvnokisenr bak
nur Ersolg b-i den Opkern. die ibren eiaenen Wisten
flanzlick aussckakken. Genau dasselbe ist es bei den
Bstdern snmbostscken. mystiscken, okknkken stnhalks.
Nun kcißk stck nickk leuanen, dast der Ieikaeist aroste
Masten in die svirikistilcke, okkulke, kheosovhisckr
und ankhrovosovbiscke Nickkung hineinaebrackk bak,
und vieie krübe Machensckasken: Gesundbeken. Feuer-
ünd Una'ücksvorsckau usw. verwirren urkeilslose
Kövfe. Die Feststellunfl, ob einige der Maler, die
Okkustes malen, auf den modernen Aberfllauben
spekulieren, lst unmöglich. Sicher aber ist, daß man

Buckibesvrechunaen

Anschavunasstosf für den Kunstunkerrlchk.

Sieg der Farbe. 3m Kunstverlag Phokogravhische
Gesellsckask Charlokkenburg S, Kaiserdamm 78, er-
sckien eine Anzakl farbiqer KunstblSkter, Wieder-
gaben von neuzeiklicken Werken der Malerei, die so
vorkreffsich stnd, dah man ste uneingeschränkk em-
pfehlen kann. Der neuzeikliche fseichen- und Kunst-
unkerrichk brauchk kadestosen Anschauunqsstoff. Aier
lieak er vor und zwar zu einem verhältnismSßig
billigen Preise. Ein Blakt wie der „Zuave
Milliet" von van Gogh mik seinem starken
farbigen Ausdruck, im Zeichensaal aufaehSngk, wird
unseren Sckülern mehr geben als 20 BorkrSge. Es
wird vom Eigenwert der Farbe täglich neu künden
und dle draufgSngerische Lust zum farbtgen Gestal-
ken erwecken. Das Blakt ist 3Sx4S em, mit Bild-
rand 55x71 em groß kostet nur 25^— M. Farb-

Grund hat, miktrauisch zu sein, wte stets allem
Dunklen gegenüber.

Diese Abark von Cxprestionisten versucht den
Zweifelnden zu überreden. Man müste nicht durch
Nachdenken hinter das Gekeimnis kommen wollen,
sondern solle nur das Gefühl sprechen lasten. Ilnd
ziehk das Beisoiel der Mustk heran. Die Sde Geaen-
standsmalerei sei keine Kunst, ia eiaenklick ikre 1>m-
kehrunq. bestenfasts qukes fiandwerk. Tecknik. Wer
Bogelstimmen, Miauen. Bellen meisterhaft zu Ge-
hör brlngk. ist kein Mustker. also ist das Sckildern
dcr Nakur nickks Künstlerisckes. Das klinak als
Theorie qanz nekk. Nur wirkk dle Mustk durck däs
Organ des Okrs auf das Gemük. und erreak Gesüble,
die anderen Bezirken der Nerven und Gebirnkeile
angehören a>s die des Auges. Dieses wirkk doch,
troh aster Geaenbebauvkunaen, zunSckst auf Ber--
stand, GedSckknis, Erinnerung ein: es ist das Ornan
des aus nnk'aren Gesühlen Bprkreibenden, Lickk-
vosten. das Obr das Oraan des Spielens mik Ge-
fühlen, mik Gehelmnisvollem. «

Aiermik haben wir die Ileberstckk auf die einzelnen,
ohne Fraae sebr verschiedenen Gebipke der ervresiio-
nistilcken KunstbekSkiauna erschövfk. Der Nackweis.
dast das Work Ervresilonismns nickk den Grundbeariff
d-ckk. erlckeink erbracbk. And so komm-n wir zum
Schlub. Eine gShrende Zeik gebietk Knnstsckövfungen,
die a's Versnche, zu einem neüen Skil zu Kommen,
änzuseben stnd. Als Berlucke. alS unreife. unferkigec
Erzeugnisie. nichk als Ferkiäes. Sle stnd Doku-^
menke kastender Künstlerarbeik. Bielleichk können(
wir, wenn wir ste äls Ganzes bekrachken, doch schon
die Nichkunq erkennen, wohin die Reise gehk. Es
aibk einiae starke, überzeuaende Malerelen. und ihre
Kennzeichen stnd: Abwendung von der Farbklecken-
kecknik. än ihre Skelle krak breikslSchtger Ankrag:
Berlässen der büvken Bielsärbinkeik, wofür eine
krafkvoste Ton-in-Tonmalerei Plak griff: sckarfe
Ausarbeikung der Formen, die in Ark der Plakak-
malerei überkreibk oder unierstreicht: ausgeprügke
Hervorkehrung > eines 3nkalksgedanken. Aber noch
fehlt ln Deukschland die überragende Persönlichkelk,
die zum Mikreihen geboren ist, deren Arbeik wie
eine Selbstverstündlichkeik erkchelnk, die aussprichk,
was unausgesprochen in uns asten ruhk. . .

lose Wiedergaben von Kunstwerken, die in erster
Linle aus Farberlebnlsien heraus oestalket wurden,
stnd ein gar dürfkiger Ersah, die das ursvrünaliche
Erlebnis des Künstlers niemals vermikkeln können.
Das wird einem so rechk klar, wenn man neben dem
oben qenannken Werk van Goohs die Wkedergabe
des Frübli ngs von Ferd. S o d l e r mik selner
heikeren lickken Forbigkeik vder die Spinne-
rinnen von- L eibl mik seinen sonoren Färben-
klängen vor stch stebk. Wir macken mik Nachdruck
auf dieseS Unkernehmen aufmerksam, das gerade
unseren Zwecken enkgegenkommk.

Rembrandk der Geuse vön WMy Pastor: mit 48
Abbildungen (H. Haesiel, Berlag, Leipzigl. Der Ber-
fasier legt dar, daß Rembrandk im Gegensah zu
Rubens,. der der ikälienischen Kunstgeflnnung und
Lebensaestnnung unterlach ein unverkSlschker Nord-
lSnder blieb, ein Geuse, eln Bauer blieb im Gegen-
sah zu dem die Riederlande damals beherrschenden
 
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