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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

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Heft 12 (Dezember 1926)
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Buchbesprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0284

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Buchbesprechungen

Das Zllustrierke Blakt. <Frankfurter SozietätS-
druckerei, Frankfurt a. M.) Es liegt uns die Num-
mer vom 6. Noo. vor, die wieder manches für uns
Wertvolle bringt, z. B. die Tokenmasken Heines
und Napoleons, das Bild einer Ratte, die einen
Hühnerstall beschleicht, die neuen deukschen Porkrät-
Briefmarken, ein Retsebild des 19. Iahrhunderks in
der Manier englischer Karrikaturen, Bilder aus
China.

Der Kunstwark. 40. Iahrgang. Berlag Deorg
D. W. Callwey-München.

Mit dem vorliegenden Oktoberhest leltet diese
Kulturzeitschrifk ihren 40. Iahrgang unter neuer
Schriftleitung ein. Aus dem ausführlichen rück-
blickenden und vorschauenden Geleitwort zum neuen
Iahrgang geht als für die künfkige Gestaltung des
Kunstwart-Programms bedeutsam hcrvor, daß die
von Ferdtnand Avenarius so aussichtsreich begon-
nene Weikerentwicklung der Kunstwart-Arbeit, wie
er sie mit dem neu geprägten Worte „Ausdrucks-
kulkur" begrifflich umschrieben hatke, unter Einstel-
luna auf die neuen Zeikbedürfnisse planmäßig und
zielbewuht wteder aufgenommen werden soll. Dieser
Entschluh, die eigentlichen Kunstwart-Aufgaben, die
zeikwichtiger erscheinende Aufgaben in Kriegs- und
Nachkriegszeit zurückgedrängt hatten, wieder in den
Bordergrund zu stellen, erscheink um so verheißungs-
voller und gerechkfertigter, als unscre Zeit in allen
Aereichen gelstigen, religiösen und künstlerischen Le-
bens leidenschaftltcher denn je um Ausdruck rtngt:
für eine weitschauende Berakung und eine die eigene
krilische Stellungnahme erleichkernde vorflchttge
Führung in diesen problemreichen geistigen Bezirken
wird man dem Kunstwark nur dankbar sein l'önnen.
Schon der llnhalk des ersten Aeftes läßt den Meg
erkennen, der zur Berwirklichung des weik gesteck-
ten Programms führen soll. Mir nennen folgende
Aufsähe: Iosef Popp, der Münchner Kunstlehrer,
gibt einen knappen, die lnneren Zusammenhänge
klar aufzeigenden Ileberblick über den Enkwicklungs-
gang der „Neuen Malerei". Zum 200. Geburkstage
Daniel Chodowieckis bieket P. Ortwin Rave einen
biographischen und kunstkrikischen Abriß. Ferdinand
Gregori, der unermüdliche Berfechker der kunsterzie-
herischen Aufgabe des Theakers, geht den Ssthett-
schen und ekhischen Gründen für die Notwendigkelk
der „Liebe zum Theaker" nach. Franz von Assifls
hohes Menschenkum und soziale Sendung bringk Lo-
khar Schreyer uns erneuk ln ErinnerUng. Zn einem
Aufsaße „Erkennen und Wisienschafk" deutek Capri-
cornus im Anschluß an den Skreik am DacguSs
„Ilrwelk, Sage und Menschheik" auf die schwanken-
den Grenzen cmpirischer und metaphystsch-inkuittver
Bekrachkung. Dle „Losen Blätter" bringen Fran-
ziskus-Legenden und Gedichke von Oscar Ludwig
Brandk Dle Umsckau enkhälk verschiedene kleinere
Abhandlungen, so Lber die „Seele Chinas" von Al-
fons Paguet, „Filmkechnik und Filmprodukkion" von
Roland Schachk, den „Tanz und seine Theorie" von
W. stlling u. n. a. m. Zwei Kunstblätter von Balu-
scheck und Alax Beckmann und ein farbig wieder-
gegebenes Skilleben von Slevogk, dazu zwei Lieder.
mlt Klavier von Aans Koeßler bereichern das Aeft
nach der künstlerlschen «nd muflkalischen Seike hln.

Der Preis des Kunstwarks <4 Mark das Diertel-
jahr), der uns schon so viel gegeben hat, darf als
ungemein billtg bezeichnet werden.

Inkernakionale Archlkekkur, herausgegeben von
Walter Gropiüs der 1. Band der Baühausbücher.
lBerlag Alberk Langen, München.) Mit 101 Ab-
htldungen. Preis steif gehefket 5 Mark, gebunden
7 Mark.

Ein Bllderbuch neuzeitlicher Baukuntk, das in
knapper Form Ueberblick üder das Schaffen füh-
render Architekken der Kulkurländer geben will.
Wer es nicht schon gewußt hak, aus diesem Btlder-
buch wird er es erseyen, daß wieder eine Baukunst
auf dem Weg ist, die in allen Kulkurländern ge-
meinsame Züge krägt, die aus dem Gesamkbewußt-
setn unserer Zeit flch ergeben. Diese Bauken flnd
nicht mehr Träger äußerlicher, den verschiedensten
Stilen entlehnker Schmuckformen, sondern das We-
sen, die Funktion eines Baues, wovon seine Technik
und seine Gestalt abhängen, sind bestimmend. „Die
Wesensforschung etnes Bauwerks ist ebenso an die
Grenzen der Mechanik, Statik, Opttk und Akustik
gebunden, wie an die Geletze der Proporkion." Die
Proportion des Baues gwt chm das eigene geisttge
Leben, die Handschcift des Schöpfers, übet selnen
Nützlichkeikswert hinaus. Doch ist der Wille, dle
aeistigen Werte aus ihrer indlviouellen Beschrän-
kung zu befreien, fle zor objekttven Gelkung empor-
zuheben, ein wesentliches Kennzeichnen dieser inter-
natlonalen Bestrebungen. Eine durch Meltverkehr
und Welttechnik bedingte Elicheikltchkeit deS neu-
zeitlichen Baugepräges Lber die nakütlichen Gren-
zen, an die Bölker und.Indivtduen gebunden blei-
ben, hinaus, bricht stch in allen Kulturländern Bahn.
Architekkur tst immer nattonal, immer auch indi-
viduell, aber von den drei konzentrischen Krelsen —
Jndividuum — Bolk — Menschheit —- umspannt
der letzke größte auch die beiden andern." „Bel
der Betrachkung der Abblldungen vergegenwärklge
man flch: die knappe Ausnutzüng von Zeit, Raum,
Stoff ünd Gech in Indüstrie ünd Wlrkschafk be-
stimmk enkscheiden- die Faktoren der Gestchkshil-
dung für alle neuzeitlichen Bauorganismen: Exakt
geptägts From, Einfachhett im Bielfachen, Gliede-
rung aller Baueinhetten nach den Funktionen der
Baukörper, der Straßen- und Berkehrsmittel, Be-
schränkung auf thpische Grundformen und ihre Aei-
hung und Wiederholung." „Die Baumeister dieses
Buches bejahen die heukige Welt der Maschinen
und Fahrzeuge und ihr Tempo, fle streben nach
immer KLhnereN Gestalkungsmitkeln, um die Erden-
trägheit in Wirkung und Erscheinung schw?bend zu
überwlnden." Das flnd einige Proben aüS dem Texk,
der selbst wteder ein Muster knapper Darstellung
des Wesenüichen ist. Daraus ist zu ersehen: -iese
Architektur ist reln rational bestimmk, für Roman-
ttk ist hier kein Platz mehr. Wir Kunstlehrer haben
allen Grund, uns mtt dlesen Fragen elngehettd zu
beschSftigen, damtt unS -lese zukunftsreiche Bewe-
gung nicht Lberfällk wie der Dieb in der Nachk.

Der Pellka«, Rr. 24» 1926 enthälk einen überaus
werkvollen, allsschlußrerchen Aufsatz von Prof. H.
Wienynck, Dresden, über die Enkwicklung
der abendländischen Schrift. Wir empfehlen das
Heft wLrmstens.
 
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