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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

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Heft 6 (Juni 1926)
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Gahlbeck, Rudolf: Expressionismus
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Kolb, Gustav: Bildhaftes Gestalten als Aufgabe der Volkserziehung
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Buchbesprechungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0135

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124

vor allem, daß die bewußte Abkehr vom ma-
teriell Wirkllchen zum angestrebken Ausdruck
einer reinen, allgemeingülttgen Geistig-
keit den Weg zur menschlich vorstellbar höchsten
Kunstleistung weist. Es handelt sich heute um ein
neues historisches Begreifen, um eine Wiederauf-
richtunglange verschütteter Kunstiöeale. Das Brausen
dieser Welle kann man nicht mit einem kleinen „Ex"
aufhalten, Herr HartMann, wie Sie es niedlicher-
weise scheinbar vorhaben, wenngleich auch der Wunsch
als Bater, des Gedankens von nichk zu verkennender
Zntensität sein mag. Das können auch ebenso wenlg
die jeht häufiger auftauchenden Grabreden über den
Expressionismus, wenn man auch „neue Sachlichkeit"
dafür sehk. Was lind Worke? Wie man es nennk,
ist belanglos. 2ch yabe mich deswegen auch wohl ge-
HLket, eine „Formel" aufzUstellen. Wozu? Damlt vei
der dem Deutschen ohnehin angeborenen Klassifi-
kationssucht näch ihrem Rezept hübsch und sauber
gearbeitek werden kann? Man isk entweder Ex-

pressionist oder hat doch die innere Skruktur, einer
zu werden, oder man ist es nicht. Es sein oder
nicht sein wollen kann man nicht. — Mohl liegt eine
gewisse Tragik darin, daß das expressionistische Zdeal
in so absoluter Ausschließlichkeit, wie es den leiden-
schaftlichsten Berfecytern vorschwebt (nicht zum Scha-
den der Bewegung selbst, wohl aber zü dem der
KrMK über sie!) die Grenzen menschlichen Darstel-
lungsvermögens überschreitet. Andrersells aber ist
die grundsähliche Möglichkeit zu fruchtbringender
Weiterentwicklung da! Demnach sind Existenz-
berechtigung des expressionistischen Prinzips
überhaupt und seine Notwendigkeit inner-
halb der Kunstentwicklung über jeden
Zwelfel erhaben. Der Expressionismus muß als Tak-
sache anerkannt werden, mit der man zu rechnen hat.
(Sollte sich etn erneutes Mißverstehen oder Um-
deuten meiner diesmaligen Ausführungen zu Morte
melden, werde ich nicht mehr entgegnen, da ich mel-
nen betden Aufsähen nichts hinzuzufügen habe.)

Bildhaftes Gestalten als Aufgabe der Volkserziehung

Nalurgemäher Weg im Anlerrlchl von Prof. G. Kolb

.DiMD ; ... .

Berlag Holland u. Zosenhans 1n Stutkgart.

Selbstanzeige.

Unserem Heft liegt eine farbig wiedergegebene
Schülerarbeit: Die Hexe bei, die dem obengenann-
tn Werkchen, das eben herauskam, entnommen Ist.
Dieses Werkchen ip im Anschlutz an den neuen
Württ. Lehrplan für Blldhafies Gestalten (flehe
Kunst u. 3uaend 1925, Hefk 6) entstanden. 5ch konnke
mich dem Ansuchen des Lehrplanausschusses, eine
Anleitung zu dem Lehrplan zu schreiben, für den ich
mich in erster Linie verantwortlich fühle, nlcht ent-
zlehen. Die Sache arkete nun allerdings insofern aus,
als mich die Ausgabe, nachdem sie mich einmal er-
faßt hatte, nicht so leichk mehr los ließ. Und so enk-
stand unter der Hand ekwas ganz anderes, als ich
ursprünglich wollte. 3ch fand mehr und mehr, man
müsse in der heutigen Zeit der Umwälzung und der
Neubegründung unsereS Arbeitsgebiekes zunächst ein-
mal die Grundlagen eingehend erörtern, und die fich
auswirkenden Kräfte, dte neuen Ziele und Wege klar
aufzeigen. Mesentllch war für mich,. zu beweisen,
da z es fich beim bildhaften Gestalken alS Kunstunker-
richt um eine Aufgabe der allgemeinen Bolkser-
ztehung handelt, nicht um ein einzelnes Lehrfäch, das
man „haben kann, oder nicht", nichk um eine Sache,
die nur eine Kleine Zahl künstlerisch besonders be-
gabter Schüler näher angeht. Darum war mir der
Nachwels besonders wichtig, daß der Trleb und die
Fähigkeik zum bildhaften Gestalken, aller Menschheit
von Anbeginn an eingeboren, zur Naturausstaktung,
zu den Grundkräften jedes Menschen gehört.

Nokwendig war auch, einmal aufzuzeigen, Sorin
die „nalürliche Bildsprache" des Menschengeschlechts
beruht und wie fie fich zur natürlichen Bildsprache
des Kindes verhält. Die neueren Ergebttisse der
Iugendpsychologie (z. B. die eidetische Beranlagung),
der Bölkerpsychologle und nlcht zuletzt die der Aus-
drucksforschung mußten für unser Arbeiksgebiet aus-
gewerket werden,

So hoffe ich, daß das Werkchen auch dem Fach-
mann manche Anregung geben kann. Borerst ist
der 1. Teil: Allgemeine grundlegende
Richtlinien uno das phantaslemäßlge
GestaltengefühksbetonterStoffe.5.
bis 8. Schuljahr, erfchienen. Er enkyalt 112
Seiten Text im Format von Kunst und Iugend, eine
große Anzahl von Textbildern und 28 Kunstdrück-
tafeln (darunter 7 Bierfarbendrucke). Prels 8.50 M.

Der zwelte Teil wird im Herbst herauskommen.
Er wird das dekoratlve Gestalken und -ie verschiede-
nen künfilerischen Werktechniken, sowie üas kunst-
betonke und sachliche Darstellen nach unmittelharer
Anschauung zeigen. Eine einfache prakkifche Kunst-
lehre im Sinne Prof. Hölzels und anderer Bahn-
brecher wird diesen Teil abschlietzen.

Ob ein drikter Teil, der sämtllche genannten Ge-
bieke für die Oberffufe umfassen soll, mögllch tst, wird
vom Erfolg der beiden ersten Teile abhängen.


G. Kolb.


Buchbesprechungen

Frtedeberg ln S Srrglnal-Holzschnttten von Rob.
Burkhardt. Die kraftvollen Holzschnitke unsereS
Ämtsgenoffen stellen die mittelalterlichen Baudenk-
mäler der alten Stadt in den Mittelpunkt der Bild-
gestaltung.

, „ ßer Metfier. Von den tm

Manz Berlag in Wien erscheinenden, von Heinrtch
Leporini herausgegebenen Hesten, liegen uns 2
besonders willkommene Hefie vor: D L r e r und H o l-
betn. Das DLrerheft enchält 24 Kupferdruck-TafelN
unü umspannt setn Lebenswerk von 1484 (Sechstblld-,
lüs des Dreizehnjährigen) biS 152S (Kopf des Cüange-
 
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