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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

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Heft 7 (Juli 1926)
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Über Feste und Feiern an der Dürer-Schule
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Sommer, P. K.: Zu "Ansichten eines Unmodernen", [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0148

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134

Und durch die Hornissenschlacht kehrt sie zu ihrem
heimatlichen Bienenstock zuriick. Das alles wird von
den Kindern so lieb und heilig erfüllt von ihrem
Zwecke dargeskellt, daß man so etwas wie einen künst-
lerischen Stil in der Aufführung entdeckk. Die Szenen
spielen vor einem braunen Samkvorhang, der Bienen-
stock, Wiese, Wald und Hornissenburg vorstellk. Die
Berse sind naiv und unbeholfen, wie Kinder sie er-
sinnen. Sie werden deklamiert in dem ängstlich
skandierenden Kindertonfall. Aber so und nicht an-
ders muß es alles sein, sonst ginge die Freude an
der Ursprünglichkeik dieses Spiels verloren. So aber
saß man stille lächelnd da und fühlke schließlich eine
leise Rührung im Herzen. Worüber? Nun, eben

über diesen kindlichen Spielkrieb, der unker dem Ein-
flutz der Lehrer eine beinahe künstlerische Form ge-
wonnen hat.

Aber noch eine andere Offenbarung brachke dieser
Abend im Künstlerhause. Das ist der Formen- und
Farbensinn, der sich in den selbstentworfenen Kostü-
men der kleinen Darsteller zeigte. Mag hier ein
Kundiger Winke gegeben haben oder ntcht, in jeder
Kleinigkeit prägt sich eine instinkkive Skilsicherheit
aus, ein feines Empfinden für die Harmonie des Gan-
zen, datz man seine helle Freude daran hat, und datz
man wünschk, daß den kleinen Künstlern der Lohn
werden möge, den sie wohl schon in der Befriedigung
über das gelungene Werk gefunden haben."

Zu „Ansichten eines Rnmodernen"

P. K. Sommer- Gandersheim.

?!. Herr Amtsgenosse Schäffer!^ Ich sehe so recht
keinen Grund fur ein'osfenklich'es Inkeresse Ihrer Er-
widerung, die beinahe an ein Kinderbalgen erinnert.
Persönliches gehört nichk in eine Fachzeitschrift,
unsere Arbeit und Zeit gehört der llugend und dem
Ansehen unseres Standes. Deshalb begnüge ich mi^-,
Wendungen wie „versteckke Angriffe", „gönnerhaft
herablassend", „Unkreue", „dem gesunden Fortschritt
entgegenstemmen" ekc. zurückzuweisen. Sachlich aber
noch Folgendes, da ich glaube, dah Sie nicht recht in-
formiert sind: Zunächst die erfreuliche Feststellung,
dah auch Sie dem Naturzeichnen nun sein Recht
lassen. Datz aber die Philologen berufen sein sollen,
uns die Sorge um die Denktätigkeit abzunehmen, ist
absolut nicht .unsere Meinung. Wir würden dort so
formulieren: Dem rein verstandesmäßigen Unkerricht
in den wissenfchaftlichen Fächern stehen zum Aus-
gleich die Kunstfächer gegenüber, oder besser „da-
neben"; denn sie sollen nicht in Gegensatz treten, son-
dern sich nach dem Prinzip der Konzentration er-
gänzen. Kunstfächer sollen hauptsächlich die füh-
lende und wollende Seike öer Seele entwickeln. Doch

Denken nur beim Linearzeichnen, das wäre nicht
der Fortschritt, den wtr mitmachen. Darin aber sind
wir vielleicht mit Ihnen in Uebereinstimmung, datz
alle Kunsk sich zunächst an die fühlende Seele
wendek und makhematisch errechnete Kunst eben elne
solche nichtist.

Vielleicht gehen wir auseinander soder sollten wir
auch dort übereinstimmen?) in der Auffassung, was
Kunst ist. Sie ist für uns ein Verständigungsmitkel
unter den Menschen, Ausdrücke zu finden für seeli-
sche Vorgänge, für die uns die Alltagssprache zu
armselig ist und daher versagt. Da sehen Töne,
Akkorde, Harmonien usw. ein, seien sie anusikalischer
oder malerischer, bildhauerischer, architektonischer
oder dichterischer Art. 2n der Kunst finden wir den
Ausdruck, wenn die Sprache versagk, durch fle wecken
wir seelische Werke, die nichts mit mathematischem
Denken zu tun haben, sie erhebt, begeistert, berauscht,
beglückt, rüktelt an Saiten, die bef^pielen Men-
schen sonst nicht zu klingen vermögen.s Mag sein.
dah „der Forkschritt" auch hier sagk:'^Veraltete An-
schauung. Wir Neuen werdens euch bester sagen."

^ -

Papierschnttt. (Ssxta)

Dürerschule Dresden (Oberlehrer Herold)
 
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