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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

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Heft 1 (Januar 1926)
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Kolb, Gustav: Der König und der Harfner
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Breest, ...: Zu den in der Text eingestreuten Linolschnitten der Oberrealschule zum Uhlenhorst in Hamburg
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Hartmann, F. H. L.: Der Expressionismus, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0024

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19

Form mit den vielgeftalkigen Bruchstellen. Dadurch
enkstehen Zufälligkeiken, die dem Bild zusammen
mit den Stellen des Untergrundes, die zwischen den
cinzelnen Papierfehen stehen bleiben, eine rhykh-
misch belebke, prickelnde Mosaikwirkung geben.
Die Reitz- und Zupftechnik fordert und entwickelt
feinstes Fingerspihengefühl, das für die verschieden-
sten Gebieke des prakkischen Lebens wertvoll ist.
Sie Ist freier als die Schneidearbeik und sagt des-
halb nack meiner Erfahrung den malerischen Phan-
tasiebegabungen mehr zu. Ich habe Schüler und
namentlich Schülerinnen gefunden, die den Pavier-
schnikt rundweg ablehnken, die Reiß- und Zupf-
kechnik aber leidenschafklich liebten und deshalb hier
Borzügliches leisteken. Die Urheberin der Beilage,
eine mitkelbegabke Schülerin, erklärke nach dieser
Arbeit — wir arbeikeken erstmals mik diesen Mitkeln
— dlese Technik gefalle ihr von allen am besten.
Sie gewann auch von bier aus den Anstost zu frei-
willigen Arbeiken und stellke stch eigenkriebig immer
neue Aufgaben. Wir sehen an diesem Beispiel. wie
nokwendig es Ist, mik den Arbeiksweisen zu weckseln,
damik die individuelle Beranlaaung zum Rechk
kommt. Eine der wichkigsten Aufgaben iedes Arbeits-
nnkerrichks ist es sa auch, dem Schüler Arbeiksweisen,
Gestalkungsweisen zu vermikkeln, die er selbständig
handbaben lernt. — Nun. sede Technik ist nichk
Selbstzweck. Hier laukete die Klassenaufaabe: Der
König und der Aarfner,eine Flächen-
füllung in Bunkpapterkechnik. Sie war
in Zusammenhang gestellt mik der Bekrachkung von

indischen Minlakuren und ägypklschen Wand-
malereien, (organiscke Verbindung von bildhastrm
Gestalten und Kunstbetrachiungi. Die Bunkpapier-
kechnik hat nun den besonderen Borzug, dast man die
einzelnen Formelemenke vor dem Festkleben ver-
schieben kann. Der Schüler hak dabei viele MSg-
lichkeiken, er must wählen, entkcheiden. Dadurch
wird dle FSHigkeik zum selbständigen Ordnen lKom-
poniereni enkwickelk. Datz die vorliegende Arbeik
eine echke Schülerleistung und als solche keine
Spitzenleistung darstellk, wlrd der Fachmann sofork
crkennen. Die Schülerin arbeikeke selbständig und
erhielt nur ab und zu die Beskätigung, dast ste auf
dem richtigen Meae sei. Am Schlust gab der Lehrer
einen leisen Anstost. das Grün und Blau. nachdem
es in grotzen Flecken (in den Gemändern) da wgr,
an anderer Steste (am oberen Rand) in kleinen
Menaen wiederzubringen. Die Schülerin fand den '
„Ausaleich", der hier zugleich „Binduna" ist. dann
vollends allein und erlebke so ein wichkiaes Skück der
Bildgestalkuna durck eiaene Arbeti. Wieder ein be-
sckeidenes Beisviel dafür, dast die „ewiaen Kunstge-
setze" in der inndren Nakllr des Menschen be-
gründek stnd. Das Orioinal ist um ein Drikkel grötzer.
Die Krone ist dork Gold. die 5>arfe Silber.

Dem, der die Arbeit auf ..RichkigKeik" nackvrüfk.
wird ste ein Greuel sein. Bor den Auaen desten,
der ste als mustkallsckes Farbenspiel geniesten kann,
das fich innerhalb elner abgegrenzken Fläche rhych-
misch auswirkk, wird ste viellekchk Gnade finden.

G. K

Zu den in den Text eingestreuten
Linolschnitten der Oberrealschule zum Ahlenhorst in Hamburg

Zeichenlehrer Breesk.

Wer die „Problemausstellunq" in Dresden anlSst-
lich der Pfinqstkagung des Reichsverbündes akad.
geh. Zeickenlebrer gesehen bak, wird stch gewist noch
der Schülerarbeiken der Oberrealschule zum llblen-
horst kn Zambura erinnern. Nack meiner Auffassung
gehörten diese Arbeiken zum Besten. was man in
Dresden sah und auch sonst bei Ausstellungen des
neuzeiklicken Keicken- und Kunstunkerrickks sehen
kann. Die Mahl der Aufaaben, das Zinleiten der
Schüler zum grotzzügiaen Auffasten und Darstellen
und zum rickkigen Anwenden der künstlerischen
Miktes, die gesunde und frische Arbeiksweise. die der
ganzen Schule Ihren eigenen einheitlichen Charakter

gab, ohne dah die einzelne Schülerpersönlichkeik unter-
drückk worden wSre, zeugken von einem pSdaaoqisch
und künstlerisch besonders^ hervorragenden Lehrer.
Die Abstckk des Reicksverbandes, eine Mappe über
dle Dresdener Ausstellung. um die stch namenklich
unser Amksgenoste Oberlebrer Aerold in Dresden
Berdienste erwarb, Herauszugeben, mpstke an der
Geldlraae scheikern. 60 konnken die Anregungen
der Aüsstellung leider nichk so fruchkbar werden, wie
es wünschenswerk gewesen wSre. Um so mehr be-
grützen wir es, daß wlr im Rabmen der Schwarz-
Weist-Wiedergabe wenigstens Einiges davon ln
„Kunst ond stugend" zeigen können. . V. K.

Der Erpresfionismus

Ein krikische Skudie von F. A. L. Zarkmann, Bremerhaven.


Was ist Expressionismus? Angestchks >
der verschiedenarkigen Neuschöpfungen des jüngsten
Künstlergeschlechkes, die alle unker diesem Namen
laufen, ist die Fraae berechkigk, besonders deshalb,
weil das deutsche Wort Ausdruckskunlk den Grund-
begriff durchaus nichk deckk. Wir müffen vielleichk,
um Klarheik zu gewinnen, auf die ganze Enkwick-
lungsgeschichie der neuzeiklichen Malerei eingehen,
und zunächst das Wesentliche des llnkerschiedes

zwischen Impresiionismus und GxpresitonismuS her-
ausschälen.

Der stmpresstonismus stellt fich als folgerichkige
Spihe des Nakuralismüs dar. Bekannklich gaben
französtsche Maler den Anstotz zur Frettichkmalerek
anstakk der bis dahln allgemein üblichen Akeller-
malerei. Die Künstler vor Manek, Monek, Courbek
und anderen jener ersten Schrtttmacher ins neue
Sonnenland nahmen zwar auch Skizzen vor der
 
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