Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

DOI Heft:
Heft 11 (November 1926)
DOI Artikel:
Karbe, Walther: Gedanken zu Schülerarbeiten der österreichischen Bundes-Erziehung-Anstalten
DOI Artikel:
Hänsch, Felix: Allerhand Weihnachtliches aus dem Landesmuseum für Sächsische Volkskunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0253

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
sahen es bereits als eine Erkenntnis der Kultur-
philosophie, dah „wahre" Kunst, „wahre" Bildung
eigenllich immer auf dem Boden solcher Gemein-
schafken wachse und ein unproblemaiisches, müheloseS
Eindringen und Berstehen durch das Mittun ermög-
lichk, schliehlich den Abstand zwischen „Kunst und
Leben" aufyebt.

Denken wir daran, in welchem Sinne die Kunst-
erziehung der österr. B. E. A. Mittelpunkt im
Schulorganismus ist, dann bleibt bei aller Borsichk
doch die Erwartung eines jungen Geschlechts, die

225

nichk durch die Moral von der Geschichte um stik-
liche Dinge weiß, nicht programmatisch „küchtige
Männer ihres Bolkes" werden soll, sondern um
die Grundlagen weiß, auf denen Volk und Kultur
wachsen, und mehr noch: weltz: wie man es an-
packt: hinter dem Beruf als ein Mensch zu stehen,
um mit dem andern zusammen Volk zu werden.
Wesentlich dies alles wegen einer denkbaren Wirk-
samkeit auf eine spätere Generakion, der das Lösen
jener Machkfrage gegenüber einer merkbar anders
gerichteken Wirklichkeik zufallen kann.

Allerhand Weihnachtliches
aus dem Landesmuseum für Sächsische Volkskunst

Von Felix Hänsch

Weihnachten, Fest der Liebe, stiller Freude da-
heim im warmen Skübchen, wenn drauhen Winter-
stürme ihr Unwesen kreiben. — Monate vorher schon
geheimnisvolle Vorbereikungen hinter verschlossenen
Türen. — Heimliches Pochen und Basteln, Kleben und
Schnipseln, Flikkergold, Glasperlen, allerhand Farb-
köpfe!

Immer wieder kehren die Gedanken zurück zu
alldem, was mit diesen bevorstehenden Festtagen
irgendwie zusammenhängt. Immer neue Möglich-
keiten tauchen auf: wenn ich das noch basteln
könnke, es würde eikel Freude sein bei groh und
klein, wie würden die Augen glänzen!

Holz wird zusammengesucht, die Späne fliegen
und dann die köstliche Vorfreude, wenn irgendein
Englein, ein Räuchermännel oder gar eine große
WeihnachkSpyramide den letzten Farbkupfen erhält!

Wie manche stille Stunde hat man da gesessen,
wie manchmal hat Mukker gezankt über die ewige
Schnipselei. Da heiht es nur zu oft: das kannst
du dir doch alles viel besser fertig kaufen. Du
brauchst deine Zeit zu wichtigeren Dingen!

Gewih! nichk umsonst sitzen in den heimeligen
Skuben im Erzgebirge Sommer wie Winker groh
und klein um den uralten Familientisch und häm-
mern, kleben, pinseln köstliche Kleinigkeiten, die
drauhen in der hastenden Welt einmal auf einige
Skunden stille Freude bringen sollen. Aber darüber
wollen wir nicht vergessen, daß erst dann die Freude
so rechk ins Herz dringt, wenn wir innerlich mlk
ihr verwachsen sind, wenn wir selbst daheim mik
unseren Lieben daran geschafft haben.

Es soll hier meine Aufgabe sein, einige Anre-
gungen zu geben, aus denen vielleicht etwas ent-
stehen wird, was solche reine, stille Freude bringen
kann. llch will aus der unendlichen Fülle der köst-
lichen Kleinigkeiten, die hier in Dresden aus allen
Teilen Sachsens mik soviel Liebe gesammelt worden
flnd, nur Einiges herausgreifen.

Da ist wohl zuerst der erzgebirgische Weihnachks-
berg zu nennen mit all seinen wunderfeinen Figür-
chen, mit Maria und lloseph, den Hirten, den
Weisen aus dem Morgenlande, den unzähltgen En-
geln. Nichk zu vergessen die Schafe, die Kuh und
den Esel an der Krippe. Unendliche Herrlichkeiken
flnd hier zu schaffen für jeden, der mit Liebe und
Phankasie flch einer solchen Aufgabe hinzugeben
versteht. Es würde hier zu weit führen, wollke

man diese Herrlichkeiten einzeln anführen. Das
muh aus sich selbst heraus entstehen, muh stch er-
geben aus der Phantasie und Ümwelt des Ein-
zelnen.

Wie zu einem rechten deukschen WeihnachtSfest
der Christbaum nicht fehlen darf, so darf auch die
Weihnachtspyramide in der AdvenkSzeit nicht in
Vergessenheit geraken.

Es gibt da die wunderbarsten Dinge; da Ist ein
an allerhand Herrlichkeiten so reiches Karusiell, das
sich durch die Hitze der brennenden Kerzen leise
klingelnd dreht, die Apostel wandern läßt — alle

12 im Gänsemarsch — um die strahlende Krippe,
während oben über Adam und Eva im Paradles
unzählige Engel schweben. Da ist auch nur eln
einfaches, spitzes Gestell aus Aolzstäben, die mlt
grünen Papierschnitzeln und Fllktergold, mlt GlaS-
perlkekken und glitzernden Skernen beklebk und be-
hängt sind. Da blinkt es, da strahlt es, da zitkern
die Kerzenflammen, da wehen die Silberfäden, dah
es eine wahre Freude ist.

Aus der vierbeinigen Pyramide wird eln ein-
faches Geltell, an dem Reifen aufgehängt stnd, Rel-
fen, auf denen Bäume, Bergleute, Häuser, Tkere,
Hirken, Maria und lloseph, Eisenbahnen und Nachk-
wächker untergebracht sind.

Das Gestell verschwindet, die kunstvoll gedrehte
Mittelachse bleibt, und man Hat dte hang«n-e
 
Annotationen