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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

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Heft 5 (Mai 1926)
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Schubert, P.: Der zukünftige Inhaber des künstlerischen Lehramtes an höheren Schulen
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https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0099

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Deutsche Blätter für Zeichen-Kunst- und Werkunterrrcht

Zeitschrist des Reichsverbandes akad.geb.Zeichenlehrer und Zeichenlehrerinnen

Verantwortlich für die Schriftleitung: Professor Gustav Kolb, Göppingen
Druck und Verlagr Lugen Hardt G. m. b. tz. Stuttgart, Langestratze 18

6. Iahrgang Mai 1926 tzest 5

Der zukünftige Inhaber des künstlerischen Lehramtes an höheren Schulen. Von P. Schubert, Frankfur^
a. M. — Zu den künstlerischen Erziehungsfragen der Gegenwart- Von Karl Hermann, Herford i. W. —
Märkische Kachelkunst einst und jetzt. Von Gustav Gericke, Velten (Mark). — Expressionismus. Von
F. H. L. Hartmann. — Zu den „Änsichten eines Unmodernen". Erwiderung von P. Schäffer, Alzen. —
Professor Sch. Aus einer Kneipzeitung der Oberprima der Oberrealschule in St. — Zwei wertvolle Bü°
cher im praktischen KUnstunterricht. — Die Piper-Drucke. — Buchbesprechungen. — Inserate.

Der zukünftige Inhaber des künstlerischen Lehramtes

an höheren Schulen

Von P. Schuberk, Frankfurk a. M. -

Von 1927 an werden in Preußen und anderen
deutschen Gliedstaaken, wie es in Bayern schon lange
und seit einigen Iahren auch in Würktembera der
Fall ist, nur noch Zeichen- und Musiklehrer nach der
neuen Prüfungsordnung ausgebildet, die das Reife-
zeugnis einer höheren Schule und ein mindestens
vierjähriges Hochschulstudium verlangt. Damit wird
eine öahrzehnke alte Forderung der Kunstlehrer an
höheren Schulen, besonders der Organisakion der
akademisch gebildeten Zeichenlehrer, erfüllt sein. Mele
zähe Kämpfe hak es gekostet, dieses Ziel zu errelchen,
Kämpfe mik den obersten Schulbehörden, mit andern
Lehrerkakegorien und nicht zuletzt mit Gegnern aus
den eignen Reihen. 3n diesem Kampfe um dle Auf-
wärtsbewegung der Kunstlehrerausbildung haben
Männer wie Friese, Knebel, Stiehler, Aosumek und
Kolb, und noch viele andere in der Stille, die Hem-
mungen durch andere Lehrergruppen, die mchr auf
äutzerlich standespolikischem Gebiete lagen, und die
auf seiten der Schulbehörden, die in der künstlerischen
Crziehung lange Zeit etwas Nebensächliches sahen,
beseikigt. Der autzerordentliche Aufstieg und die neu-
zeitliche Umwandlung des Zeichenunterrichts — von
dem hier zumeist gesprochen werden foll, ohne die
gleichwertige Bedeukung des Mustkunkerrichts zu ver-
leugnen —, aus der Arbeit der vergangenen und jetzi-
gen Zeichenlehrergenerätion heraus, haben bei der
Reform des preußischen höheren Schulwesens weit-
schauende Männer veranlaht, den Kunstunterricht in
seiner richtigen Bedeutung zu würdigen und künftigen
Bertretern des künstlerischen Lehramtes die Ausbil-
dung zu geben, die im önteresse der künstlerischen Er-
ziehung an den höheren Schulen gefordert wurde.

Hier soll besonders darauf hingewiesen werden, daß
wir „Uebergangszeichenlehrer" uns bewuht stnd, datz

unsere Arbeik im Rahmen der höheren Schule durch-
aus den Anforderungen einer guken künstlerischen
Ausbildung der Schüler entspricht. Das heiße Be-
mühen der Zeichenlehrerschaft um die Aufwärksenk-
wlcklung unseres Faches in den letzken 25 stahren,
was vielfach von objekkiven höheren Skellsn an-
erkannt und ausgesprochen worden ist, ist der beste
Beweis dafür. Spreu gibt's überall unker dem Wei-
zen, auch bei den Philologen, wenn auch hier die Min-
derwerkigkeit durch die größere Anzahl und durch
den „Akademiker" leichter verdeckk wird. Die neue
Prüfungsordnung mußke von uns erkämpfk werden,
damit „das-Fach" von Hemmungen befreit wurde,
die in erster Linie darin bestehen, daß die Philologen
vielfach glauben, mit den heutigen, nicht in ihrem
Sinne akademisch abgestempelten Kunstlehrern nichk
„standesgemäß" verkehren und arbeiten zu können.
Daß diese kastenmäßige Beurkeilung der Arbeit ües
Kunstlehrers in den mrelsten Fällen durchaus falsch
ist, wird sich weiter unten noch zeiaen. Aber weil sie
nun einmal da ist, mußte mit ihr gerechnet und für
die Zukunft dafür gesorgt werden, daß der künstse-
rische Unkerrlcht an der höheren Schule auf weniger
steinigen Megen dem Ziele seiner vollen Werkgeltung
zueilen kann.

Wenn den Borkämpfern der neuen Prüfungsord-
nung äus unseren Reihen der Borwurf gemacht wird,
dah sie mik ihrer Forderung von Abitur und Hoch-
schulstudium die heutige Zeichenlehrergeneration her-
abgesetzt haben, so scheint das äußerlich berechtigti
Aber wir dürfen nichk an uns denken, sondern nur
an die künstlerische Erziehung unseres Bolkes. 3n
der wegbereitenden Pionierarbeit einer vorgeschobe-
nen Kampfkruppe, dle wir im Znteresse des Kuvst-
unkerrichts waren ünd noch slnd, liegt immer etwas
 
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