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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

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Heft 1 (Januar 1926)
DOI Artikel:
Schäffer, Paul: Der künstlerische Tanz und seine Beziehungen zu den Grenzkünsten
DOI Artikel:
Müller, F.: Kunstunterricht im bildhaften Gestalten und Kunstbetrachtung
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https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0016

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11

und Kennknls des Kunstwerks, so bemüht sie sich
jetzt schon erheblich um dle Bermittlung des Künst-

zu sagen, -ah Elemenke ihre Verblndung verlaflsn,
wenn ein anoeres Elemenk herzugebracht wird, das
zu dem einen oder andern der verbundenen Elemente
grStzere natürliche Verwandkschast hak. Goethe hat
bekanntltch dieses Wunderspiel der Nakut in seinen
„Wahlverwandtschasten" auf das Menschenleben be-

>urg Uhlraho«st.

Zeiken, die eine Tänzerin nach der Qualität oder
dem Grade der Phantastik ihrer Garderobe ein-
schähten, dürfien hofsentlich für immer vorbei sein.

Mas das Scheinwerferlicht anbelangt, so
kommk vor allem sein Farbcharakter in Frage; z. B.
Orange und Rot als Dur, Biolett als Moll, wobei
aber nicht der grotze Nachteil übersehen werden darf,
dah grelles Ltcht Körperlichkeit und Raum, an die
der Rhythmus gebunden ist, aufhebt.

Daß der Tanz so vielfach nichk voll gewürdigk
wird, liegt einmal daran, daß man die Borstellungen,
die noch vom Ballett her stammen, auf ihn überträgt
und zum andern Male, daß man flch nicht an sein
eigentliches Wesen hälk, sondern immer wieder zu
den Grenzkünsten seine Zuflucht nimmt. Damit ver-
schließt man sich dem kiefen Zauber der rhythmischen

Krmstunterricht irn bildhaften

Bon F. Mü

Man sollte meinen, daß diese beiden Dinge zu-
sammengehören wie Lflen und Trinken, wie Schret-
ben und Lesen, wie linke und rechte Hand. Was
so innerlich verwandk ist, daß es zusammen erst ein
Ganzes macht Und erst vereint seine volle Wirkung
hat, scheint unkrennlich. Dennoch trennt man sie,
macht aus Kunstbetrachkung etwas Selbständiges
und weist dem praktischen Kunstunterricht die Aolle
eines Handlangers zu, der das Berständnis für den
Gegenstand jener Uebung mik anbahnen hilft- So
ist es wieder einmal geschehen imHandbuch für
den Arbeitsunterrtcht an höhelren
Schulen, herausgegeben vonFr. A.
Iungbluth, Verlag Moritz Diester-
weg, Frankfurk a. M., Heft 5,'in der
Abhandlung: „Kunstbetrachtung und Ar-
beitsunterrichr' v. Dr. Walter Franke.

Man soll nicht auf Dinge schelten, die aus gege-
benen Derhältnissen erwachsen sind. Mögen fle
schief untz krumm gewachsen sein: sie konnten viel-
leicht nicht anders werden, weil ihre Wachstumsbe-
dingungen nicht anders waren. Der prakkische Kunst-
unkerricht, schlechtweg Zeichenunterricht genannt,war
immer ein beschelüenes Teilchen im großen Orga-
nismus der Schule, als „technisches Fach" gering
geachket und nicht für fähig gehalten, hauptsächlicher
Träger der Kunstbildung zu sein. Andererseits
aber war die Kunstbildung seit siahrzehnten, insbe-
sondere seik der Zeit der Kunsterziehungstage als
wtchtiger Bildungsfaktor erkannt, und so ergab flch,
was wir nun sehen: Kunstbekrachtung als Fach unter
Fächern, freund und verwandt dem Deutschunter-
richt und der Geschlchte, doch fremd dem Ze"

Kunst. Man braucht aber blotz einen Blick auf die
Geschichte des Tanzes zu werfen, um zu erkennen,
daß er in unverbildeten Zeiten — und bei den
Naturvölkern noch heute — ein Ausdruck reinen
Menschentums war, ein Ausdruck menschlicher Oual
und Seligkeit in Formen, die wir ganz allgemein
Kunst nennen. Wlr wiflen doch auch, daß der dio-
nysische Tanz ein Borläufer der griechischen
Tragödie ist.

Aus allem Gesagten gehk hervor, daß der künst-
lerische Tanz als eine selbftändige Kunst-
gattung angesetzen werden will. Er darf das ver-
langen, da er durchaus imstande ist, ein künst-
lerisches Erlebnis zu gestalken; und er ist fähig
dazu, seikdem. er sich vom rein Artistischen des
Balletts freigemacht hat. Somit ist er zuglelch die
älteste und jüngste Kunst.

Gestalten und Kunstbetrachtung

ller - Kolberg.

jeichnen.

Ekwas hat stch dieses Verhältnis im Laufe der
letzten 3ahre schon geändert. Erstlich konnte es
ernsten Schulmännern und -Frauen auf die Dauer
ntcht verborgen bleiben, daß der Zeichenunterricht
sett sejner Reform, die um die Iahrhundertwende
einsetzte, tn dauernder Entwicklung begriffen ist, die
ganz offenstchtlich und naturgemäß zu einem wtrk-
lichen Kunstunterricht führt. Zum andern hat auch
die Äunstbekrachtung, früher Kunstgeschichte genannt,
in ihren reiferen Zahren ein anderes Gesicht be-
kommen. Legts sie stüher mehr Mert auf Geschichke

lerischen an sich'. i Solche Mandlung auf beiden Sei-
teN ermuntert'zu der Hoffnung, daß beide sich bei
ihrer weiteren Entwicklung auf einer miMeren Linie
begegnen werden, nämlich in dem Bemühen um
wchre Kunst. Daß diese Begegnung kelne Sußerliche
sein wird, sondern zu einer Bereinigung führen
muß, liegt im Wesen der Sache, auf die ich mit
eln paar Worten eingehen möchke.

Etn Nakurwiflenschafkler weiß aus der Chemie

L-hrerdildniS. Linolschnitt. vb_

(Zeichenlthrtt Fr. Bv
 
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