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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

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Heft 1 (Januar 1926)
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Ohlrich, Bruno: Das Kunstblatt der Jugend
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Kolb, Gustav: Der König und der Harfner
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https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0023

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18

Zugend selbst, ihr innerstes Verständnis finden, ihr
den Spiegel vorhallen, wie sie sein soll.

Grotzzugig fceiiich mutz man bei solcher Arbeit
sein. Unö vor allem, man mutz Vertrauen haben,
zu sich selbst und zu der tzugend, zu der man da
spricht. Unsere Arbeit ist ehrlich, offen und rückhalt-
los. Wir wollen die tzugend nicht gängeln und hin-
ter die Schranken der Schulbänke weisen. Mr
wollen, wie Freunde das tun, auf gleicher Stufe mit
ihr verkehren, sachlich im Urteil, herzlich und freund-
schaftlich in der Lrmunterung. Wir stellen uns mil
dem Kunstblatt der llugend, so wie es ist, auf den
Bodsn der modernen Lrziehung, die im Lernenden
den Freund, nicht das „Erziehungsobjekt" früherer
Tage sieht. Mir fürchten auch nicht den Wettbewerb
mit uns Erwachsenen, denn wir geben ihnen, sie
geben uns vom Besten, jeder zu Nutz und Frommen
öes andern.

Wenn es um die inhaltliche Beschaffenheit des
Kunstblatts der lüugend geht, so können wir nur
sagen: Hie wie anderswo hängt alles ab von der
künstlerischen Führung des Unternehmens. Es kommt
auf den Geist an, in dem eln Unternehmen geführt
wird, und für den glauben wtr, ohne Ueberhebung,
uns verbürgen zu können.

Schliehltch haben wir allenthalben bei Behörden,
Lehrern und Künstlern so lauten und vernehmlichen
Beifall gefunden, datz wir ihn als eine Bestätigung
der Rechtmätzigkeit unjerer Bestrebungen auffassen
können. Zu wünschen wäre nur, dah man es bei
dem Beifall nicht bewenden läht, sondern uns nach
Kräften unterstützk, wo es gilt, Borurteile zu über-
winden und falsche Anschauungen über uns zu be-
seitigen. Oft verkennt man bei der Kritik an unserm
Unternehmen auch die vielen technischen Rücksichken,
die nokwendig sind. Endlich ist es immer noch besser,
daß überhaupt etwas getan wird, als daß ein un-
fruchtbarer tzdealismus innerhalb seiner vier Wände
unfruchtbare Pläne schmiedek. Es wäre schon aus
diesem Gesichtspunkt Ehrenpflicht der gesamken
Lehrerschaft, uns zu unterstützen. Man arbeite doch
mit und mache seinen Einfluh geltend, statt blohe
verneinende Kritik zu üben.

Was ferner die Einwände gegen Honorare und
Preise anbetrifft, so können wir unssre Kritiker nur
damit beruhigen, dah Preise und Honorare erstens
gering sind und zweitens keinen Unwürdlgen treffen
sollen. Zur Abwehr des Borwurfs kann man auch
die Pretsverkeilung im Sportwesen anführen, an der
kein Mensch Anstoh nimmk. Man gewöhne sich doch
daran, dah es auch einen künstlerischen Ehrgeiz zu
fördern gilt und nicht nur einen sportlichen. Gegen
Mihbrauch schüht dort die Spielleitung, hler die
Schriftleikung. Auherdem wäre es ein übles Unker-
fangen, sowohl kechnisch wie moralisch, die Arbeiten
oer tzugendllchen untzonoriert zu lassen, nur darum,
weil fie — Iugendliche stnd. Ob der Verlag ver-
öffentlichte Arbeiten bezahlt oder nlcht, ist hler nach
allem Vorangegangenen nicht mehr eine pädagogische
Frage, sondern lediglich eine Frage des — Anstands.
Die Kritiker mögen beruhigt sein — Reichkümer sind

bei uns nicht zu erwerben (nicht einmal für den Ver-
lagj! Und oft verlangt der Schüler statt des Hono-
rars eine entjprechende Anzahl von Heften, um sie
seinen Freunden und Bekannten schenken zu können.

Die letzten vorgebrachten Einwände erledigen sich
selbst. Wir haben unsern Standpunkt ein für alle-
mal klargelegt. Ein so grohzügiges und freiheitliches
Unternehmen wie das Kunsrbiatt der Zugend erfor-
dert nun einmal Mut. Und den lassen wir uns nicht
rauben.

Hntgegnung. !

Zu der Erwiderung des Herrn Ohlrich nur kucz
Folgendes:

Wer meine „krikischen Bekrachkungen" aufmerk-
sam gelesen hat, wicd von einer Besorgnis vor dem
„Beieinander von Lehrenden unü Lernenden", von
einer Gegenüberstellung „enkweder Schüler oder
Lehrer", von einer Befürchtung etwaiger „künst-
lerischer Rivalität" zwifchen Beiden nichts in noch
zwischen den Zeilen gelesen haben. Meine Frage:
„Dürfen wir sie unbesorgt sich neben uns stellen
lassen?" ist selbstverstänolich von mir nicht als Lehrer
oder gar Künstler, sondern als Erwachsener über-
haupt getan, und es ift lediglich von einer Besorg-
nis vor den Gefahren (deS zu frühen Heraushebens
der Iugend in die Reihen der Erwachsenen) für die
äugend selbst die Aede. — Herr Ohtrich biegt also
den Sinn meiner Betrachkungen um, um — mich
lächerllch zu machen.

Er hat inzwischen ja wohl erfahren, dah ich, „unser
so gestrenger Herr Kritiker", wie er mich spötkelnd
ncNnt, noch lange nicht der strengste war und bin.
3n eineyr Artikel „Dke pädagogische Phrase" im
„Tag" (21. Nov. 1ß25) kann er übrigens noch ganz
andere Urteile über die verhängnisvolle Ueberbe-
wertung literarischer unü künstlerischer Leistungen
der äugend — und alles zu frühe Veröffentlichen
jllgendlicher Arheiten ist ein Usberbewerteni — fin-
den. Dyrt heiht es unter anderem: „Die literarische
Apotheose bes Kindes, zerstört unserem Rachwuchs
den Glaüben an Autoritäten, deren es so dringend
bedarf." Und weiler: „In senkimenkaler, sehr un-
jugendllcher Selbstanalyse gelangt elne zu einer Art
Gröhenwahnsinn eMporgeschraubke 3ugend zu einer
verhängnlsvollen Ueberbewerküng,der eigenen un-
reifen Geöanken und wirren EmpfindungeN. Däs
jugendlich.ungeklSrke Wesen erscheint als Wert an
sich. Produkke der Püberkäk, die sonst in den Ofen
wanderten, werden gedruckt Und mit pendanktschem
Erttst gewürdigt. Währlich, dieser Most wird keinen ^
Edelwein geben."

Wir müflen die Iugend vor allen Abwegen
schützen, auf die ste — sei es aus welchen Mokiven!
— gebracht wtrd. Die Iugend felbst siehk nur das
Lockende, mag es ihr frommen oder nichk.

3ch verweise nochmals auf das Positive meiner
Bekrachkungen.

A. Dölker. -

Der König und der Harsner

Flächenfüllung in Buntpapiermosaik (Papierreiharbeik). Zu unserer farbigen Beilage.



Neben dem Buntpapierschnitk, den wir heute im
Unterricht nicht mehr miflen möchten, hat die Pa-
pierreiß- und -zupfarbeit ihre besondere Note, ihren

eigenen Makerialstil. Arbeitek der Papierschnttt
mit scharfbegrenzken, „schniMgen" Formen, so tst
das Reizvolle an der Äeiharbeik gerade die zerfetzte
 
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