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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

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Heft 11 (November 1926)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0260

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232

gebauer, Die Burg von Athen von Schede, Das Re-
lief bei den Griechen von Rodenwaldt. Die grie-
chischen Terrakotten, sonst mit dem Sammelnamen
Tanagrafiguren bezeichnet, gehören zu den anmutig-
sten, formvollendetsten Werken griechischer Kleinkunst.
Wenn man, dem aufschlußreichen, leicht verständ-
lichen Text folgend, sieht, wie die Herstellung eigent-
lich eine fabrikmäßige war, bekommt man einen Be-
griff von dem tiefen und wurzelechten Schönheiks-
empfinden der Griechen, das im Volk und bei den
namenlosen Handwerkern jener Fabriken ebenso le-
bendig war wie in den erhabenen Denkmälern der
monumentalen Plastik und Architektur. Wir ent-
deckten in dcn älteren Terrakokten den feierlichen
hohen Stil des VI. und V. Iahrhunderts und sehen
in den späteren Exemplaren den praxitelischen Geist.

Die Mädchen- und Frauenfiguren, bald in leb-
haft flatternden Gewändern, bald in ruhig fliehen-
dem Faltenwurf, bald als Tänzerin oder Göttin einen
art modellierten Körper zeigend, bieten uns Blatt
ür Blatt in 104 guten Kupfertiefdrucken Immer
neue Ileberraschungen und Freude. Daneben sind
noch Tlere, Schauspieler, Gaukler, Eroten, Faune
u. a. mehr in dem kösklichen Bilderbuch vertreten,
das dem plastischen Gestalken, namentlich dem For-
men in Ton im Kunstunterricht treffliche Anregun-
gen zu geben vermag. Die Ausstattung des Werkes
(Druck, Ledereinband mit Goldpressung) ist vornehm
und gediegen, so dah der Preis (20 Mark) als billig
bezeichnet werden darf. Wir empfehlen das wert-
volle Werk wärmstens.

Die ästhekische Erscheinungsweise der Farben von
G. 2. von Allesch, (Berlag Zulius Springer, Ber-
lin.) Preis 12 Mark.

Der Berfasser legt hier die Ergebnisse langjäh-
riger Untersuchungen nieder. Er glaubt eine aus-
reichende wiffenschaftliche Grundlegung für sein
Forschungsgebiet gefunden zu haben. Namentlich
meint er einen gefunden zu haben, der es ermög-
licht, den farbigen Aufbau eines Bildes nicht nur
zählend und bestenfalls nachmeffend festzustellen, son-
dern tn seiner Dynamik zu begreifen, d. h. die trel-
benden Kräfte zu erkennen, die für einzelne Werke,
einzelne Meister, einzelne Epochen kennzeichnend
flnd. — Das wäre eine große Leistung, die noch
aussteht. Einstweilen müffen wir uns mit den tat-
sächlichen Forschungsergeoniffen, die in dem vor-
liegenden Merke dargelegt flnd, begnügen. Diese
haben auf mich nicht den Eindruck gemacht, als ob
man der Entschleierung der Sphinx Farbe, die zum
Irrationalsten gehört, was es gibk, viel näher ge-
kommen wäre. Haben doch die unendlich vielen,
mik aller Sachkennknis, Sorgfalt und Gewiffenhaf-
kigkeit durchgeführken Bersuche des Berfaffers nicht
das Ergebnis zeitigen können, für die einzelnen
Farben eine Wohlgefälligkeitsregel aus der Fülle
der Erscheinungen herauszulesen. Dasselbe trifft
für Farbenzusammenstellungenzu. „Man
mag die Ergednisse der Einzelversuche durchsuchen,
nacy welcher Richtung man will, immer zeigt stch,
daß irgend eine Wohlgefälligkeit als konstanke
Wirkong einer bestimmken Farbenzusammenstellung
nicht erkennbar ist." (S. 19.) So schließk das Buch
mit dem Satz: „Als Letzkes aber ergibt sich, datz die
alte Aede von den schönen und häßlichen Farben
nur relatioen Sinn hat. KetneFarbelstfchön,

keineisthäßlich, sondernjede kann
alles sein, wenn sie im rechten Augen-
blick und an der rechten Stelle in die
Dynamik des ästhetischen Geschehens
eintrit k." Das wäre eigentlich dasselbe, was wir
seither — krotz Ostwald — schon wußten. llmmer-
hin ist das Wc ck und die dahinkerstehende mühe-
volle Forscheraroeit wertvoll und nicht umsonst ge-
wesen. Es wäre nun wichtig, auszuprobieren, waS
von der Arbeit des Berfassers für den Kunstunter-
richk nuhbar werden kann. Lassen wir einmal un-
seren Farbenforscher Studienrat Bühler in Rottweil
dahinker.

Wie intensiv auf dem Gebiet der Farben gearbei-
ket wird, zeigt au<y folgendes Werk:

Fritz Weißenborn. Die Lage der Qualikäten im
Farbenkreis und ihre Komplemenkärverhälknisse nach
der Schwellenmckhode unkersuchk. (Sonderdruck aus
den neuen psychologischen Skudien, herausgegeben
von Felix Krüger. C. H. Beck'schen Berlagsbuch-
handlung München.)

Die dem Merk zugrundeliegenden wissenschafklichen
Untersuchungen wurden von unserem Amtsgenoffen
Prof. W. vom November 1921 bis Februar 1922
im Psychologischen stnstikut der Universität Leipzig
vorgenommen. Da mir dle Boraussehungen zur
Beurteilung dieser wissenschastlichen Arbeit fehlen,
beschränke ich mich darauf, das Ergebnis in den
Worten des Berfassers mitzukeilen. Er schreibt: Die
Untersuchungen yaben: 1. das Bild der Verteilung
der Einzelfarben auf den Farbenring sowie dasjenige
ihrer Intervalle verbeffert: sie haben 2. die bisheri-
gen Untersuchungen über die farbigen Qualikäten der
Gegenfarben im allgemeinen bestätigt: fle haben 3.
den durch die Komplementärfarben gebildeten Be-
zirk, innerhalb dessen der Graupunkt gelegen ist,
erheblich enger gezogen. Demgegenüber muß aber
festgestellk werden: 1. Die zu den Untersuchungen
angewandken Farben waren nach ihrer Helligkeik
und Dunkelheit nur schähungsweise, daher ungenau
bestimmt. Es hat sich herausgestellt, daß fle nicht
alle der gleichen Ebene des Farbenkörpers angehö-
ren. Höchst wahrscheinlich liegk das benutzte Vio-
lett, vielleicht auch das Blau und das Grün außerhalb
der Ebene der Bollgesäktigten und mehr nach der
Schwarzspihe des Farbenkegels zu, das Purpur
hingegen mehr im Bereiche des tichken Kegels. 2.
Die Komplemenkaritäkspfeile sämklicher 10 Farben
liegen daher auch nichk in der gleichen Ebene und
ergeben Üngenauigkeiten bei der Bestimmung des
Graupunktes. 3. Kleinere Ilngenauigkeiten können
durch experimentelle Feststellungen beseitigk werden.
3m ganzen darf wohl gesagt werden: Dte Mechobe
der „Schwellenuntersuchungen hat sich als brauchbar
erw/esen, um Lber die örtlichen Beziehungen der
farbigen Qualitäten zueinander zu größerer Klarheit
zu kommen.

Auf anderer Ebene bewegk flch ein anderes Werk,
das aus der Unterrichtspraxis hervorging:

Prakkische Farbenlehre fch: Mädchengewerbeschu-
len mik neuartigen Stickereien, herausgegeben von
H. Dyckerhoff, Oberlehrerin an der Städt.
Frauenarbeiksschule Stukkgart. (Verlag prakkischer
Werke Oskar Bogel, Böblingen-Skuttgart.) Preis
3,50 Mark. . v ?
 
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