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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

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Heft 2 (Februar 1926)
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5. Internationaler Kongreß für Zeichen- und Kunstunterricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0045

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-39

dak der Zeichemmterricht auf der untern Skufe das
Beobachkungsvermögen des Schülers wecke und
fördere, damik er mit dem Zeichnen zugleich sehen,
begreifen und urteilen lerne;
daß der Schüler im Zeichnen vor allem Werk lege
auf Klarheik und Formverständnis, sowie auf eine
gewisse Sorgfalt:

daß der Schüler sich in eigenem zeichnerischen Aus-
druck Lbe:

daß im Hinblick auf die Berufsbildung das Vor-
stellungsvermögen des Kindes kräfkig enkwickelt
werde durch Uebungen, Beispiel und Borbilder, die
dem käglichen Leben entnommen und geeignek sind,
den Schüler über ästhetische Forderungen und
Zweckbestimmung aufzuklären:
daß man im eigentlichen Berufsunkerricht, ohne den
geistigen Schwung zu hemmen, beständig danach
trachte, den Schüler mit der jedem Beruf eigenen
Technik vertrauk zu machen;
daß zur Erreichung dieser unbedingk nokwendlgen
Ilnterrichts-Ergebniste alle geeigneten Maßnahmen
für eine zweckdienliche Ausbildung des Lehrperso-
nals zu treffen seien.

Thesen zu Frage IV.

Wle laffen sich Zelchen- und Werkunkerricht
verbinden?

Der Kongreß beankragk:

Daff Zeichen- und Werlmnterrichk sich gegenseitig
unterstühen, indem beide die Sinnes-Enkwicklung zum
Ziele haben in der Weise, datz sie einerseiks die Be-
obachtung, andererseits Formgefühl und Gestalkungs-
vermögen fördern:

datz der Zeichenunterrichk in allen seinen Formen
lbeschreibend, erklärend, zergliedernd, aufbauend)
den Werkunkerrichk so durchdringe, daß er ihm
vorausgehk, ihm folgt, ihn jederzeit nachprüfi, sein
treuer Begleiker wird und im Zusammenhang mik
dem Sprach-Unkerrichk die Kinder zu klarerer und
verkiefkerer Darstellung erzlehk:
daß bei den Examen svon Schülern und Lehrern) die
Prüfungs-Aufgaben für Zeichnen und Handarbeik
sich verbinden und ergänzen:
daß zu diesem Zweck die Handarbeitsprüfung eine
keilweise Ausführung der zeichnerischen Darstellung
vorsehe:

datz, es wünschbar sei, daß diese zwei Lehrfacher des
Zeichnens und der Handarbeit von ein- und dem-
selben Lehrer erteilt werden und daß es einst-
weilen höchst nokwendig sei, besondere Kurse ein-
zurichken zur Ausbildung von Lehrern, welche die
Eigenschafken des Technikers mik denen des Künst-
lers vereinigen:

datz eine engere Verbindung der Beaufsichkigung des
Zeichenunkerrichks mik derjenigen des Werkunker-
richks, im Hinblick auf ein gemeinsames Vorgehen,
zu schaffen sei.

Thesen zu Frage V.

Bedeukung des Kinemakographen für den Ankerrichk.
sein urkundlicher Wert, sein erzleherischer Einfluß
und seine Mekhoden.

ckr Anbekrachk, daß der Kinemakograph, obwohl er
noch jn seinen Anfängen skehk, dem erfahrenen Lehrer

eine werkvolle Hilfe, in den Händen des Ilnerfahre-
nen aber, schon infolge seiner besonderen Technik,
gefährlich wrden kann,

daß die Verwendung des Kinemakographen sich so
weit möglich auf alle Skufen des Unterrichks er-
strecke, insofern er folgenden Bedingungen ent-
spricht:

1. daß er sich der Ark des besonderen Ilnterrichks
direkk anpasse (sei es Kunst-, Berufs oder techni-
scher Ilnterrichk):

2. daß er sich einfüge in den allgemeinen Unterricht,
welcher den Schüler durch alle Sinnestore beein-
flußt und nicht nur durch das Auge allein (so
lebendig und anregend die Gesichks-Mahrnehmung
auch lst):

daß der Ankerrichts-Film, um erzieherisch anregend
zu wirken, an passenden Skellen lebendige Sche-
maka, Bewegungs-Skizzen und vereinfachte Grup-
pen lebender Organe oder bewegker Dinge enk-
halte. Solches erst macht. den Film erzieherisch
wertvoll, indem sich derarkig Gesehenes dem Schüser
kief einprägk: . '

daß der Kinemakograph dem Kunst-Ilnkerrichk nichk
nur dadurch diene, daß er die darzustellenden Mo-
delle ln Bewegung zeigk, sondern namentlick auch
um vorzusühren, wie und durch welche Verfahren
eine guke Zsichnüng enkstehk. Man sostke daher
die ZeichnungSn großer Meifier in den stch folgen-
den Phasen der Enkstehung phokographieren und
den so erhalkenen Film langsam vor den Schülern
vorbeiziehen laffen. Diese Mechode würde den
Zeichenunkerrichk inkernakionaler gestalten, indem
die Weisungen ein und desselben Lehrers sich kür
die Schüler mehrerer LSnder zugleich nuhbar
machen liehen:

datz die Lehrer selbst, selen sie Künstler, Techniker
oder Handwerker. bestimmenden Einfluß aüf In-
halt und Ausskakkung des Films qewinnen, damik
dieser dem Unkerrlchkszwecke wohl entsvreche und
.damik der Lehrer ein Lektionsfükrer bleibe und
sich nichk bloß als Kino-Operakeür bekäkige.

Mas den Gang der Film-Vorführung (Verlanq-
samung, Beschleüniaunq, Amkehrung ünd Verwand-
lunq, welcke eine Reihe neuer erzieheriscker Mög-
lichkeiken schaffen) anbekrifst, ist es unbedinak nok-
wendig, dah die Darbietungen im richkigen Augdn-
blick sich in die Unkerrichksskunde einfügen. Dabel
soll der Lehrer durch eine eindrucksvolle aravkiscke
Darskellung das Beweaunqs- und Größen-Verhältnis
zwischen Film und Wirklichkeit klarlegen.

ffm ffnkereffe eines mekhodtscken Vorqehens vom
Einfachen zum Schwierigeren soll der Lehr-Film von
keuke in der Weise umgestalkek werden, daß sein
Znbalt flch dem Auffassungsvermögen des Kindes an-
paffe.

Endlich beantragk der Kongreß:
datz Schrikke gekan werden, um für diejenigen Vor-
führungen, denen auch Kinder beiwohnen. Film-
bilüer zu erlangen. die der Wahrheik in jeder Be-
ziehung möglichst nahekommen; -

und datz, wie dies (n Angarn, in der Schweiz und
in andern Ländern bereits der Fall ist, für Kinder
der Besuck erziehungsfchädticher Kino-Vorfük-
rungen verboten werde.
 
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