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sind abcr weder diese Melseitigkeit der Stoffgebiete
noch die großen Sioffmengen nötig, die heute in der
Schule bewäikigk werden rnlissen, sondern es kommt
öabei lediglich auf die Verarbeikung des Stoffes an.
Wir können diesen Weg unmöglich weiter beschrei-
ken. Eine Ileberbürdung der Schüler und ein Sinken
des Leistungsniveaus würde mit Nakurnotwendigkeit
die Folge sein. Ileber kurz oder lang wird man sich
doch einmal überlegen müssen, lvgs von alledem not-
wendig und was entbehrlich ist. Das Entbehrliche
wird dann weichen müssen um Raum für das Not-
wendige zu schaffen. Erst dann wird die Schulreform
einsetzen, die uns vor allen Dingen noktut.
3m Schulbekrieb selbst hak die Neform allenthalben
ihre Hebel angeseht. „Freiheit und Gleichheik hört
man schallen." Schulverfassung, Schulgemeinde,
Selbstverwaltung der Schüler und Arbeitsunkerricht
sind Einrichtungen, die unserm Schulbetrieb sein neu-
zeitliches Gepräge geben, deren Wertung jeöoch den
Nahmen der vorliegenden Abhandlung überschreiten
dürfte.
Und nun zum Zeichnen! Die Skoffgebiete der
Schule sind erweikerk und die Stoffmengen vermehrt
worden, wenigstens sind die geringen Erleichterungen
auf andern Gebieten nicht so erheblich, daß man von
einem Ausgleich sprechen könnte. Zeichnen war von
jeher innerhalb des Schulorganismus Nebensaches
d. h. ein Unkerrichksfach, das weder zur Erlangung
wichkiger Zeugnisse noch zur Nersehung unbedingt
erforderlich war. Solange die Anforderungen auf
andern Gebieteit' dem Schüler nicht über den Kopf
zu wachsen drohten, verwendeke er auch auf das
Zeichnen noch ein bescheidenes Teil an Arbeits-
krafk. 3e mehr aber nun der übrige Unterricht in-
folge der Stoffvermehrung und der Einfügung neuer
Stoffgebiete seine Arbeitskraft beansprucht, und je
mehr sein 3nteresse mik allen Mikteln künstlich auf
andere Gebiete (Sport!) gelenkt wird, umso weniger
wird er für das Zeichnen erübrigen können. Mill
der Zeichenlehrer krohdem Erfolge erzielen, so ist
er mehr als je zuvor darauf angewiesen, durch die
Gestaltung des Unkerrichts und die Auswahl der
Lehraufgaben das Znkeresse und die freiwillige Ar-
beitslusk des Schülers zu wecken. Bei einer tatsäch-
lichen Ueberbürdung wird allerdings auch dieses
Mitkel wenig wirksam sein. ,
Recht bedenklich für die Zukunft des Zeichenunker-
richts ist m. E. die neuzeitliche Zeichenlehrerbildung.
Gefordert wird vom Zeichenlehrer das Abiturienken-
examen und acht Semester Hochschulskudium. Dabel
ist es gleichgültig, ob dieses Studium ausschließlich
an einer Kunsthochschule oder zum Teil an der Uni-
versitäk absolvlert wird. Gewiß werden die jungen
Leuke, denen es um den Zeichenunterrlchk Ernst ist,
diese acht Semester lediglich auf ihre zeichnerische
bzw. Werkunterrichtsausbildung verwenden. Dafür
müssen sie aber den Nachkeil in Kauf nehmen, daß
ihre Anstellungsmöglichkeit alsdann eine äußerst be-
schränkte ist; denn Skellen, an denen der Zeichen-
lehrer mik Zeichnen voll beschäftigt werden kann,
dürften doch nicht gerade häufig sein. Die Regel
wird vielmehr sein, daß die Lehrbefähigung für
Zeichnen in den weitaus meisten Fällen als „Neben-
fakultas" erworben wird, um damit die Anstellungs-
aussichten zu verbessern, oder daß die betreffenden,
soweik ihre Anlagen dazu ausreichen, außerdem die
Befähigung für Musik und Turnen erwerben, und
darin liegt eben das verderbliche; denn Zum Zeichnen
gehörk, ähnlich wie zur Musik, eine ungeteilte Kraft
und ein Lehrer, der in seinem Fache völlig aufgeht.
Darauf könnte man nun erwidern: „3a, das ist an
kleineren Anstalten aber doch immer schon so ge-
wesen, daß der Zeichenlehrer nebenher auf der llnter-
skufe Turnen, Singen, Schreiben oder dergl. unter-
richten mutz." Und doch ist dieser Zustand von jenem
unendlich verschieden: die Anforderungen, die heuke
an den Musiulehrer und an den Turnlehrer gestellt
weröen, sind ähnlich wie im Zeichnen derartig ge.
stiegen, daß eine Vereinigung dieser FScher in einer
Person unmöglich erscheink, .wenn nicht alle diese
Ilnkerrichtsgegenskände empfindlich Schaden erleiden
sollen. Für den Lehrer selbsk würde-das eine Zer-
splitterung ergeben, die höchst unerfreulich wäre und
sich auf seine Leistungsfähigkeit und auf die Qualitäk
seines Ilnkerrichts sehr nachteilig auswirken müßte.
Aber die Folgen der neuen Prüfungsordnung
können für den Zeichenunterricht noch viel verhäng-
nisvoller werden. Sobald die Anstellungsaussichten
für die Philologen günstiger werden, fehlt für diese
auch der Anreiz zur Erwerbung einer Nebenfakulkas
im Zeichnen. Die Nachfrage nach Lehrern mit dieser
Nebenfakulkas wird alsdann durch das Angebot nichk
mehr gedeckt werden können. Die Zahl der kleineren
und mittleren Anstalten, an denen die Zeichenstunden
nichk ausreichen, um eine Lehrkrast damit voll zu
beschäftigen, ist aber kelneswegs klein und man wird
nun an diesen Schulen gezwungen sein, den Zeichen-
unterricht Lehrkräften ohne Ausbildung und ohne
Prüfung zu übertragen. Die Leistungen, und damit
auch die Werkschätzung des Unterrlchts muß not-
wendigerweise erheblich zurückgehen und wir wären
auf diese Meise wieder bei dem Zustand angelangt,
den wir seit ekwa 30 stahren mtt mehr oder weniger
Erfola bekämpfen.
'' Behöglich der Mekhöde des Zeichenunterrichks gibt
les mancherlei Neues. Bielleichk ist auch bei näherer
Wekrachkung manches nichk so neu, wie es den An-
lschein hak. Die Borkämpfer der Schülreform haben
viel geredek und geschrieben von dem Wert des
kindlichen Spiels als einer Fundgrube psychologischer
Erkenntnis und als Borbereikung für die Erziehungs-
schule. Mit Rücksichk darauf haben sie die Forderung
aufgestellt, einen organischen Zusammenhang zwischen
der Schularbeik und dem Spiel herzustellen, um
möglichst den Ernst und die grotze Hingabe, mit der
das Kind spielt, in dle Schule hinüberzuretken;
Gedanken, die wir übrigens in ganz ähnlicher
Form schon bei Amos Comenius finden. Die llm-
setzung dkeser Zdeen in die Praxis hat bereits in
manchen Unkerrichtsfächern gute FrLchke gezeitigt,
ob aber nun die Forderung der Anknüpfung an das
kindliche Spiel ohne weiteres ünd im vollen Um-
fange für das Zeichnen annehmbar ist, erscheink mir
zweifelhast. Wenn ich das Zeichnen äls graphischen
Ausdruck auffasse im Gegensatz ekwa zum münd-
lichen Ausdruck, so flnd auf dem lehtgenannken Ge-
biete beim Eintritt des Kindes in die Schule katsäch-
lich gewisse Ferkigkeiten vorhanden, die flch für dle
Schularbeit verwerken lassen, denn von dem Äugen-
blick an, wo das Kind zum erstenmale versucht, sich
durch ein Lallen verständlich zu machen, beginnk die
Entwicklung des mündlichen Ausdrucks und gletch-
zeitig des logischen Denkens und schreikek ständig und
sind abcr weder diese Melseitigkeit der Stoffgebiete
noch die großen Sioffmengen nötig, die heute in der
Schule bewäikigk werden rnlissen, sondern es kommt
öabei lediglich auf die Verarbeikung des Stoffes an.
Wir können diesen Weg unmöglich weiter beschrei-
ken. Eine Ileberbürdung der Schüler und ein Sinken
des Leistungsniveaus würde mit Nakurnotwendigkeit
die Folge sein. Ileber kurz oder lang wird man sich
doch einmal überlegen müssen, lvgs von alledem not-
wendig und was entbehrlich ist. Das Entbehrliche
wird dann weichen müssen um Raum für das Not-
wendige zu schaffen. Erst dann wird die Schulreform
einsetzen, die uns vor allen Dingen noktut.
3m Schulbekrieb selbst hak die Neform allenthalben
ihre Hebel angeseht. „Freiheit und Gleichheik hört
man schallen." Schulverfassung, Schulgemeinde,
Selbstverwaltung der Schüler und Arbeitsunkerricht
sind Einrichtungen, die unserm Schulbetrieb sein neu-
zeitliches Gepräge geben, deren Wertung jeöoch den
Nahmen der vorliegenden Abhandlung überschreiten
dürfte.
Und nun zum Zeichnen! Die Skoffgebiete der
Schule sind erweikerk und die Stoffmengen vermehrt
worden, wenigstens sind die geringen Erleichterungen
auf andern Gebieten nicht so erheblich, daß man von
einem Ausgleich sprechen könnte. Zeichnen war von
jeher innerhalb des Schulorganismus Nebensaches
d. h. ein Unkerrichksfach, das weder zur Erlangung
wichkiger Zeugnisse noch zur Nersehung unbedingt
erforderlich war. Solange die Anforderungen auf
andern Gebieteit' dem Schüler nicht über den Kopf
zu wachsen drohten, verwendeke er auch auf das
Zeichnen noch ein bescheidenes Teil an Arbeits-
krafk. 3e mehr aber nun der übrige Unterricht in-
folge der Stoffvermehrung und der Einfügung neuer
Stoffgebiete seine Arbeitskraft beansprucht, und je
mehr sein 3nteresse mik allen Mikteln künstlich auf
andere Gebiete (Sport!) gelenkt wird, umso weniger
wird er für das Zeichnen erübrigen können. Mill
der Zeichenlehrer krohdem Erfolge erzielen, so ist
er mehr als je zuvor darauf angewiesen, durch die
Gestaltung des Unkerrichts und die Auswahl der
Lehraufgaben das Znkeresse und die freiwillige Ar-
beitslusk des Schülers zu wecken. Bei einer tatsäch-
lichen Ueberbürdung wird allerdings auch dieses
Mitkel wenig wirksam sein. ,
Recht bedenklich für die Zukunft des Zeichenunker-
richts ist m. E. die neuzeitliche Zeichenlehrerbildung.
Gefordert wird vom Zeichenlehrer das Abiturienken-
examen und acht Semester Hochschulskudium. Dabel
ist es gleichgültig, ob dieses Studium ausschließlich
an einer Kunsthochschule oder zum Teil an der Uni-
versitäk absolvlert wird. Gewiß werden die jungen
Leuke, denen es um den Zeichenunterrlchk Ernst ist,
diese acht Semester lediglich auf ihre zeichnerische
bzw. Werkunterrichtsausbildung verwenden. Dafür
müssen sie aber den Nachkeil in Kauf nehmen, daß
ihre Anstellungsmöglichkeit alsdann eine äußerst be-
schränkte ist; denn Skellen, an denen der Zeichen-
lehrer mik Zeichnen voll beschäftigt werden kann,
dürften doch nicht gerade häufig sein. Die Regel
wird vielmehr sein, daß die Lehrbefähigung für
Zeichnen in den weitaus meisten Fällen als „Neben-
fakultas" erworben wird, um damit die Anstellungs-
aussichten zu verbessern, oder daß die betreffenden,
soweik ihre Anlagen dazu ausreichen, außerdem die
Befähigung für Musik und Turnen erwerben, und
darin liegt eben das verderbliche; denn Zum Zeichnen
gehörk, ähnlich wie zur Musik, eine ungeteilte Kraft
und ein Lehrer, der in seinem Fache völlig aufgeht.
Darauf könnte man nun erwidern: „3a, das ist an
kleineren Anstalten aber doch immer schon so ge-
wesen, daß der Zeichenlehrer nebenher auf der llnter-
skufe Turnen, Singen, Schreiben oder dergl. unter-
richten mutz." Und doch ist dieser Zustand von jenem
unendlich verschieden: die Anforderungen, die heuke
an den Musiulehrer und an den Turnlehrer gestellt
weröen, sind ähnlich wie im Zeichnen derartig ge.
stiegen, daß eine Vereinigung dieser FScher in einer
Person unmöglich erscheink, .wenn nicht alle diese
Ilnkerrichtsgegenskände empfindlich Schaden erleiden
sollen. Für den Lehrer selbsk würde-das eine Zer-
splitterung ergeben, die höchst unerfreulich wäre und
sich auf seine Leistungsfähigkeit und auf die Qualitäk
seines Ilnkerrichts sehr nachteilig auswirken müßte.
Aber die Folgen der neuen Prüfungsordnung
können für den Zeichenunterricht noch viel verhäng-
nisvoller werden. Sobald die Anstellungsaussichten
für die Philologen günstiger werden, fehlt für diese
auch der Anreiz zur Erwerbung einer Nebenfakulkas
im Zeichnen. Die Nachfrage nach Lehrern mit dieser
Nebenfakulkas wird alsdann durch das Angebot nichk
mehr gedeckt werden können. Die Zahl der kleineren
und mittleren Anstalten, an denen die Zeichenstunden
nichk ausreichen, um eine Lehrkrast damit voll zu
beschäftigen, ist aber kelneswegs klein und man wird
nun an diesen Schulen gezwungen sein, den Zeichen-
unterricht Lehrkräften ohne Ausbildung und ohne
Prüfung zu übertragen. Die Leistungen, und damit
auch die Werkschätzung des Unterrlchts muß not-
wendigerweise erheblich zurückgehen und wir wären
auf diese Meise wieder bei dem Zustand angelangt,
den wir seit ekwa 30 stahren mtt mehr oder weniger
Erfola bekämpfen.
'' Behöglich der Mekhöde des Zeichenunterrichks gibt
les mancherlei Neues. Bielleichk ist auch bei näherer
Wekrachkung manches nichk so neu, wie es den An-
lschein hak. Die Borkämpfer der Schülreform haben
viel geredek und geschrieben von dem Wert des
kindlichen Spiels als einer Fundgrube psychologischer
Erkenntnis und als Borbereikung für die Erziehungs-
schule. Mit Rücksichk darauf haben sie die Forderung
aufgestellt, einen organischen Zusammenhang zwischen
der Schularbeik und dem Spiel herzustellen, um
möglichst den Ernst und die grotze Hingabe, mit der
das Kind spielt, in dle Schule hinüberzuretken;
Gedanken, die wir übrigens in ganz ähnlicher
Form schon bei Amos Comenius finden. Die llm-
setzung dkeser Zdeen in die Praxis hat bereits in
manchen Unkerrichtsfächern gute FrLchke gezeitigt,
ob aber nun die Forderung der Anknüpfung an das
kindliche Spiel ohne weiteres ünd im vollen Um-
fange für das Zeichnen annehmbar ist, erscheink mir
zweifelhast. Wenn ich das Zeichnen äls graphischen
Ausdruck auffasse im Gegensatz ekwa zum münd-
lichen Ausdruck, so flnd auf dem lehtgenannken Ge-
biete beim Eintritt des Kindes in die Schule katsäch-
lich gewisse Ferkigkeiten vorhanden, die flch für dle
Schularbeit verwerken lassen, denn von dem Äugen-
blick an, wo das Kind zum erstenmale versucht, sich
durch ein Lallen verständlich zu machen, beginnk die
Entwicklung des mündlichen Ausdrucks und gletch-
zeitig des logischen Denkens und schreikek ständig und