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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

DOI issue:
Heft 7 (Juli 1926)
DOI article:
Sommer, P. K.: Zu "Ansichten eines Unmodernen", [2]
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0149

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- 133

Aus dieser Einstellung zur Kunst ergibk sich für ekwas vtzrstehen, infolge lebenslänglichen Amgangs mik

uns unser Lehrziel und die Methode. Aus dieser der 3ugend>^Stundenhalter dürfen sie allerdings nicht

Einskellung ergibt sich für uns die Erkenntnis der gewesen >ein). Der Boden ist leider zur Zeit gün-

Unmöglichkeit oder Seltenheik, dah Kinder künst- stiger für „Zdeen" denn je, jetzk, wo's um unsere An-

lerisch schöpferisch zu sein vermöchken. Es ist Dada- erkennung gehk. Und wenn Sie von.den 99 Prozenk

ismus, Gestammel, Unbeholfenherk. Wenn uns das schreiben, so erinnert das an die Worte, die man in

Täppische hier auch Bieles von der Kindesseele offen- der Zeik der Revolution immer wieder hörte: „Mo

bark, so sollte man doch vorsichtig sein mit der Be- bleiben denn die Bürgerlichen, sie sind ja wie von

hauptung, alles kommt aus deM llnnern wie aus der Bildfläche verschwunden." Man sieyt sich eben

einer Urquelle. Wo nichts hineingetragen wurde, eine zeitlang das Neue an, vielleichk kommk was G e -

kann eben auch nichts herauZsiommen (siehe Land- scheiteres heraus. Ist's nicht der Fall, dann
und Stadtkinder gleichen AltersHWenn man aber da- heißt's „stoppen". So deuten Sie bitte llhre 99 Pro-
vor warnk, die E i g e n a r k tmtch zu starke Beschul- zenk. Merken Sie nicht, wie sichs überall bereits

meisterung zu unkerdrücken, so ist das durchaus am regk, haben Sie in Heft 5 z. B. den erfrischenden

Plahe. Aber Kunsk kommk krohdem nichk zustande. Artikel von Herrmann und die Satyre in der

Anders ist's, wenn gefordert wird: Führt die llugend Primanerzeitung gelesen? Die-„Bürgerlichen" rühren

hin zur Kunst, zum Verständnis echker Kunst, i sich und rufen: „Wir kündigen weder dem lkeben
macht fle selbst empfänglich, Kunst zu geniehen. s Gott, noch der Nakur, noch dem Verstande, noch der
Wir werden die Lehten sein, die da nicht freudig Ge-' Gründllchkeit, noch dem Formen- und Farbensinn."
folgschaft leisteken. Aber Fortschritk, den wir alsÄnfug Professor llung sagke uns192Ü oft: „Die jungeGene-
erkennen,mutz der ehrliche Mann als solchen ablehnen. ration fängt bei dem an, wo große Meister früher
Und ich gaube nicht, datz wir uns damit im Gegensatz aufgehört haben," llch gehe nichk so weik. Nicht alle
zu den Richtlinien befinden: „denn des Gesetzes sind so, sonst HStten wir, was Sie behaupten: Hie
Sinn und Willen vermeink ich kreulich zu erfüllen", llugend, hie Alker. Das solls nichk geben, sondern
nämlich nicht Unmögliches üben oder verflachke, ober- Richtungen gibks. Es gibk viel Aeltere, die dem

flächliche, eingebildeke Menschen erziehen, sondern Neuen zujubeln und viel llunge, die die alke, deulsche

brauchbare, gewiffenhafte, gründliche Qualitäksmen- Gründlichkeit allem voranstellen. Und Skuhlmann-

schen. Richtlinien, die dies verböken, wären mehr als anhänger? (2ch begann meine Skudien nach der Zeik

bekämpfenswerk. Kunsterziehung wäre ja auch ein der Reform von 1902, Examen 1920, also Gott sei

Widerspruch, wenn Einflutz abgelehnt wird. Be- Dank noch kompekenk, war also n i e, wle Sie gern

kanntlich pappeln Unmündige jede Ueberzeugung nach annehmen, einer aus jener Schule.) Eins aber sei

(Kinder sowohl wie Erwachsene). Daher nach wie festgestellt: Nicht die 3ungen reformierken, son-

vor: Die Persönlichkeik allein machts. Hüten wir uns dern die erfahrenen Reifen hakten erkannk,

vor Systemen und Methoden, die Gelehrke und Kunst- daß unser Fach mehr zu leisten imstande und berufen

schulprofefforen erdacht haben. Aus der Schul- wäre. Nichk Regierungsbeamke, sonüern

skube muß der gesunde Fortschritt kommen, aus Kollegen trugen unser Banner siegreich vorwärts

der Praxis, von Leuken, die von Kindespsyche (siehe Kuhlmann u. a.). Regierungen wurden im
 
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