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mllssen doch recht mit Augen des Leibes ange-
sehen werden, wenn man zu jenem merkwürdigen
Werturkeil kommen will! Daß man bildende Kunst
uuch als bloßen optischen Reiz auffassen kann, ist
das bedauerliche daran. Don dtcsem Skandpunkte
aus bekrachtet ist es erklärlich, wenn man die mo-
derne Kunst zu einer formalistisch-äskhetischen Ange-
legenkeik stempeln will. Aber dann müßke man auch
bei der alken Kunst leer ausgehen, diese Einskellung
vorausgesehk. Was würde man beispielsweise zu
Greco sagen? Es ist kein Zweifel, hinker der
optischen Erscheinung beginnk erst das, was wir als
Kunsk bezeichnen. Und das gtlk selbst für den Naku-
ralismus. Das Schönske, das Erhabenske,
ja das eigenkliche Mesen der Kunsk ist
immerundefinierbargewesen. Man kann
das Gefätz beschreiben und erklären, aber nicht den In-
halk. Man kann den skrukkiven Aufbau des gotischen
Domes völlig beherrschen und verstehk doch seine
Seele nichk. „Durch stilkritische Analyse werden wir
das Kunskwerk in seine sinnlichen Beskandkeile zer-
legen, diese einzeln vorweisen und als sehr harmlose
Dinge enklarven können. Unser Bemllhen, mik Hilfe
des Intellekks das Räksel kllnstlerischer Gestaltung
zn lösen, wird über die Kenntnis des Makerials und
seiner Anwendung nicht hinausdringen, da jenseiks
der stofflichen Formakion die Mekaphysik des
Schöpferischen beginnk, die — aus dem Zentrum der
Seele geboren, jeder verstandesmäßigen Auslegung
spottek." (Küppers.)
Ein Wort noch über den so ofk geschmähken
Kubismus- Eine opkische Einstellung ihm gegen-
über, die mit der nakuraliskischen Aand in Hand gehk,
mutz hier unbedingk verzweifeln.. Und doch glaube
ich, behaupken zu können, ganz im Gegensahe zu
Harkmann, datz hier schon Raumideen Gestalt gegeben
isk, die heute in unserer modernen Baukunst sich in
verheißungsvoller Art auszuwirken beginnen, nur,
datz sie hier eln Symbol, dort eine Realitäk bedeuken.
Es soll aber darüber nochmals Küppers, der jung
verstorbene, zu uns sprechen: „Hier ist die Welkein-
heik nichk mit der drakonischen Berlegenheitsmaß-
nahme einer Verneinung alles dessen erreichk, was
Lber die Dingwelt hinausgehk, noch ist sie in der
Skeigerung des Subjekkiv-Menschlichen rauschhafk
crlebt, vielmehr ist das Allumfassende, der unend-
liche Raum die grohe Einheik, in der alles ruhk. Er-
fehrungswelk und Ilnendlichkeik schließen stch nichk
mehr aus, sondern die Dinge sind Symbole des
Ewigen, gleichsam Berskeinerungen des Raumes, also
nichk Skofflichkeiten, über die sich der Raum wie eine
durchstchkige Glocke wölbk, sondern Raumverwirk-
lichungen und daher den Gesehen des Raumes unker-
worfen." (Der Kubismus.)
Die Aufsähe verschiedener Kollegen machen den
Berkrekern des neuzelklichen Kunsterziehungsge-
dankens schwere Borwürfe, es ist daher an-
gezeigt, eindeukig und klar über Mittel und Ziel zu
iprechen und damik zugleich die Borwürfe als halklos
zurückzuweisen. Es wird behaupkek, der neuzeiklich
eingestellke Kunstlehrer sei einseikig und außerdem
erziehe seine Mekhode zum Aesthekizismus. Gewitz
soll zugegeben werden, daß hier und da die Grenzen
nichk erkannk, daß hier und da die Richtung und die
Methode als das Allheilmikkel angesehen wurden,
aber das ist kein Gründ, nun die Augen zu ver-
schließen und resigniert beiseite zu stehen. Der Bor-
wurf, der moderne Zeichenlehrer sehe alles mik den
Augen des Expressionismus, ist unbegründek, jeden-
falls in dieser allgemeinen Form. Die Aufgabe des
Kunstlehrers ist es, das kommende Geschlechk in die
Heiligkeit der Kunst einzuführen, der Kunst ganz all-
gemein. 3m jungen Menschen soll die FSHigkeik ge-
weckk werden, die Kunsk als ein Lebendiges, Leben-
spendendes, als ein dem Allkage Enkrückkes zu er-
fassen. Wir als Kunsterzieher gehen daher nicht vom
Einzelwerk oder von einer einzelnen Richkung aus,
sondern von den Grundsähen und den Grund -
elemenken, die zur Kunst führen oder aus denen
sie stch aufbauk. Bon einer lebenden Richkung aus-
zugehen oder ihre Mekhoden dem Ilnkerrichke zu-
grunde zu legen, halke ich persönltch bei jungen Men-
schen, die in das allgemeine Wesen der Kunst
eingeführt werden follen, nichk für richkig. Es würde
eine Einseikigkeit großgezogen, die stch rächen würde,
wenn ein anderer Zeikgeist andere Ausdrucksformen
verlangk. Mir wissen z. B., datz der Aauschzustand,
der eine Vorbedingung für Enkstehung des Ex-
ressionismus war, nichk mehr vorhanden ist, daß im
Gegenkeil Klarheik, Ruhe und Sachlichkeik das Ziel
sind. Damik ändern sich auch Mikkel und Mege. Ein
einsetkig methodisches Ilnkerrichksverfahren müßke
Hemmungen in der Seele des jungen Menschen her-
vorrufen und verhindern, daß er mik lebendigen
Sinnen und offener Seele der Enkwicklung , des
künstlerischen Geistes seiner Zeik folgen könnke^llnd
diese Fähigkeit zu erwecken, käkig an dertGe-
skalkung des kansklerlschenZeitideals
mktzuwirken, halke ich für eine der
vornehmsken Aufgaben der modernen
Kunfterziehung.
Wie schon gesagk, handelk es sich um die Frei-
machung von Ssthekischen Grundkräfien. Das kann
nur geschehen in engster Anlehnung an die Beobach-
tungen der Skrukkurpsychologie, die stch
mik den psychischen Wachskumsfkufen des
Kindes und Rnglings befaßk. Fläche, Raum und
Maffe, -as sind die Elemenke der bildenden Kunst,
die auf dem Mege dersinnlichen Anschauung er-
faßk werden. Ein näheres Eingehen erübrigk sich an
dieser Skelle, es soll aber noch darauf hingewiesen
werden, daß ein mechanisches Befolgen der Ouer-
verbindungsforderungen, wle sie die Richklinien auf-
stellen, der Berwirklichung der angeführken Ziele im
Wege seln kann. stch möchke beispielsweise därauf
aufmerksam machen, daß in O H romanlsche und
gokische Baukunst nahegebrachk werden soll. Nach
den Erfahrungen der Skrukkurpsychologie ist ein Ber-
ständnis für den Raum als irrakkonale Größe vor
dem Primaneralker nichk zu erwarken.Was bedeukek
aber das Werk einer großen Raumkustur, wenn sein
eigenkliches Wesen unverstanden bleibk. 3ch helfe
mir in'diesem Falle so, daß ich in OII von dem Aüf-
bau und in der Prima von der Ausdrucksbedeukung
des Raumes spreche.
Die vorhln angeführten Grundideen werden schon
von stch aus den Borwurf hinfällig machen, der mo-
dern eingestellke Zeichenunkerricht operiere nur mit
dem Rhykhmus der Linien und FlSchen, mit Farben-
klängen usw., die losgelöst seien vom Raturgege-
benen, vom Organischen, also lehten Endes von einem'
Erlebnis der sinnlich-geiskigen Anschauungskräfie. Daß
mllssen doch recht mit Augen des Leibes ange-
sehen werden, wenn man zu jenem merkwürdigen
Werturkeil kommen will! Daß man bildende Kunst
uuch als bloßen optischen Reiz auffassen kann, ist
das bedauerliche daran. Don dtcsem Skandpunkte
aus bekrachtet ist es erklärlich, wenn man die mo-
derne Kunst zu einer formalistisch-äskhetischen Ange-
legenkeik stempeln will. Aber dann müßke man auch
bei der alken Kunst leer ausgehen, diese Einskellung
vorausgesehk. Was würde man beispielsweise zu
Greco sagen? Es ist kein Zweifel, hinker der
optischen Erscheinung beginnk erst das, was wir als
Kunsk bezeichnen. Und das gtlk selbst für den Naku-
ralismus. Das Schönske, das Erhabenske,
ja das eigenkliche Mesen der Kunsk ist
immerundefinierbargewesen. Man kann
das Gefätz beschreiben und erklären, aber nicht den In-
halk. Man kann den skrukkiven Aufbau des gotischen
Domes völlig beherrschen und verstehk doch seine
Seele nichk. „Durch stilkritische Analyse werden wir
das Kunskwerk in seine sinnlichen Beskandkeile zer-
legen, diese einzeln vorweisen und als sehr harmlose
Dinge enklarven können. Unser Bemllhen, mik Hilfe
des Intellekks das Räksel kllnstlerischer Gestaltung
zn lösen, wird über die Kenntnis des Makerials und
seiner Anwendung nicht hinausdringen, da jenseiks
der stofflichen Formakion die Mekaphysik des
Schöpferischen beginnk, die — aus dem Zentrum der
Seele geboren, jeder verstandesmäßigen Auslegung
spottek." (Küppers.)
Ein Wort noch über den so ofk geschmähken
Kubismus- Eine opkische Einstellung ihm gegen-
über, die mit der nakuraliskischen Aand in Hand gehk,
mutz hier unbedingk verzweifeln.. Und doch glaube
ich, behaupken zu können, ganz im Gegensahe zu
Harkmann, datz hier schon Raumideen Gestalt gegeben
isk, die heute in unserer modernen Baukunst sich in
verheißungsvoller Art auszuwirken beginnen, nur,
datz sie hier eln Symbol, dort eine Realitäk bedeuken.
Es soll aber darüber nochmals Küppers, der jung
verstorbene, zu uns sprechen: „Hier ist die Welkein-
heik nichk mit der drakonischen Berlegenheitsmaß-
nahme einer Verneinung alles dessen erreichk, was
Lber die Dingwelt hinausgehk, noch ist sie in der
Skeigerung des Subjekkiv-Menschlichen rauschhafk
crlebt, vielmehr ist das Allumfassende, der unend-
liche Raum die grohe Einheik, in der alles ruhk. Er-
fehrungswelk und Ilnendlichkeik schließen stch nichk
mehr aus, sondern die Dinge sind Symbole des
Ewigen, gleichsam Berskeinerungen des Raumes, also
nichk Skofflichkeiten, über die sich der Raum wie eine
durchstchkige Glocke wölbk, sondern Raumverwirk-
lichungen und daher den Gesehen des Raumes unker-
worfen." (Der Kubismus.)
Die Aufsähe verschiedener Kollegen machen den
Berkrekern des neuzelklichen Kunsterziehungsge-
dankens schwere Borwürfe, es ist daher an-
gezeigt, eindeukig und klar über Mittel und Ziel zu
iprechen und damik zugleich die Borwürfe als halklos
zurückzuweisen. Es wird behaupkek, der neuzeiklich
eingestellke Kunstlehrer sei einseikig und außerdem
erziehe seine Mekhode zum Aesthekizismus. Gewitz
soll zugegeben werden, daß hier und da die Grenzen
nichk erkannk, daß hier und da die Richtung und die
Methode als das Allheilmikkel angesehen wurden,
aber das ist kein Gründ, nun die Augen zu ver-
schließen und resigniert beiseite zu stehen. Der Bor-
wurf, der moderne Zeichenlehrer sehe alles mik den
Augen des Expressionismus, ist unbegründek, jeden-
falls in dieser allgemeinen Form. Die Aufgabe des
Kunstlehrers ist es, das kommende Geschlechk in die
Heiligkeit der Kunst einzuführen, der Kunst ganz all-
gemein. 3m jungen Menschen soll die FSHigkeik ge-
weckk werden, die Kunsk als ein Lebendiges, Leben-
spendendes, als ein dem Allkage Enkrückkes zu er-
fassen. Wir als Kunsterzieher gehen daher nicht vom
Einzelwerk oder von einer einzelnen Richkung aus,
sondern von den Grundsähen und den Grund -
elemenken, die zur Kunst führen oder aus denen
sie stch aufbauk. Bon einer lebenden Richkung aus-
zugehen oder ihre Mekhoden dem Ilnkerrichke zu-
grunde zu legen, halke ich persönltch bei jungen Men-
schen, die in das allgemeine Wesen der Kunst
eingeführt werden follen, nichk für richkig. Es würde
eine Einseikigkeit großgezogen, die stch rächen würde,
wenn ein anderer Zeikgeist andere Ausdrucksformen
verlangk. Mir wissen z. B., datz der Aauschzustand,
der eine Vorbedingung für Enkstehung des Ex-
ressionismus war, nichk mehr vorhanden ist, daß im
Gegenkeil Klarheik, Ruhe und Sachlichkeik das Ziel
sind. Damik ändern sich auch Mikkel und Mege. Ein
einsetkig methodisches Ilnkerrichksverfahren müßke
Hemmungen in der Seele des jungen Menschen her-
vorrufen und verhindern, daß er mik lebendigen
Sinnen und offener Seele der Enkwicklung , des
künstlerischen Geistes seiner Zeik folgen könnke^llnd
diese Fähigkeit zu erwecken, käkig an dertGe-
skalkung des kansklerlschenZeitideals
mktzuwirken, halke ich für eine der
vornehmsken Aufgaben der modernen
Kunfterziehung.
Wie schon gesagk, handelk es sich um die Frei-
machung von Ssthekischen Grundkräfien. Das kann
nur geschehen in engster Anlehnung an die Beobach-
tungen der Skrukkurpsychologie, die stch
mik den psychischen Wachskumsfkufen des
Kindes und Rnglings befaßk. Fläche, Raum und
Maffe, -as sind die Elemenke der bildenden Kunst,
die auf dem Mege dersinnlichen Anschauung er-
faßk werden. Ein näheres Eingehen erübrigk sich an
dieser Skelle, es soll aber noch darauf hingewiesen
werden, daß ein mechanisches Befolgen der Ouer-
verbindungsforderungen, wle sie die Richklinien auf-
stellen, der Berwirklichung der angeführken Ziele im
Wege seln kann. stch möchke beispielsweise därauf
aufmerksam machen, daß in O H romanlsche und
gokische Baukunst nahegebrachk werden soll. Nach
den Erfahrungen der Skrukkurpsychologie ist ein Ber-
ständnis für den Raum als irrakkonale Größe vor
dem Primaneralker nichk zu erwarken.Was bedeukek
aber das Werk einer großen Raumkustur, wenn sein
eigenkliches Wesen unverstanden bleibk. 3ch helfe
mir in'diesem Falle so, daß ich in OII von dem Aüf-
bau und in der Prima von der Ausdrucksbedeukung
des Raumes spreche.
Die vorhln angeführten Grundideen werden schon
von stch aus den Borwurf hinfällig machen, der mo-
dern eingestellke Zeichenunkerricht operiere nur mit
dem Rhykhmus der Linien und FlSchen, mit Farben-
klängen usw., die losgelöst seien vom Raturgege-
benen, vom Organischen, also lehten Endes von einem'
Erlebnis der sinnlich-geiskigen Anschauungskräfie. Daß